Ab 3. Januar 2020

Wir verlassen Eluzwini in Eswatini und reisen wieder in Südafrika ein. Bis nach Johannesburg übernachten wir noch am Vygeboom Dam bei Badplaas und im Ezemvelo Privatresort bei Bronkhorstspruit. Vom Stellplatz aus können wir die Wildtiere vom Liegestuhl aus beobachten. Am nächsten Tag lassen wir im Ort einen Oelwechsel vornehmen. Die Garage, welche wir zuerst anfahren kann das nicht machen. Wie der Zufall es will, kauft zur gleichen Zeit ein anderer Garagist im gegenüber liegenden Laden ein. Er führt uns zu seiner Werkstatt und innerhalb kürzester Zeit ist alles erledigt. Danach geht’s weiter in die Grossstadt. Unterwegs statten wir dem zweit grössten Buddhistischen Tempel der Welt, dem Nan Hua Tempel einen Besuch ab. Wir werden beinahe erschlagen von der Grösse, der Farbenpracht und dem vielen Gold.

In Johannesburg dürfen wir wieder bei Erich’s Cousine Erika in Dainfern wohnen. Das stark gesicherte Areal mit zwei Zufahrten beherbergt 1280 Villen und einen 18-Loch Golfplatz. Zutritt wird Fremden nur mit einem Zugangscode gewährleistet, welchen wir jeweils von Erika erhalten. Zusätzlich wird das Fahrzeug fotografiert und der Ausweis eingescannt. Bewohner der Anlage erhalten per Fingerabdruck Zugang. Fünf Tage geniessen wir die unbeschreiblich grosszügige Gastfreundschaft der Familie Ochsenbein. Wir treffen uns mit den Kindern und gehen auf Shoppingtour in den zahlreichen, luxuriösen Einkaufszentren in der Umgebung.  

 

Inzwischen mussten wir unsere Reisepläne wieder ändern. Nachdem die USA im Iran den hohen Regierungsbeamten Suleimani umgebracht hat, ist die Sicherheit im Land nicht mehr gewährleistet. Eine Reise durch den Iran ist wohl momentan nicht gerade ratsam. Deshalb machen wir uns auf den langen Weg durch den ganzen Afrikanischen Kontinent bis Ägypten. In Botswana übernachten wir kurz vor Gaborone im Lion Park. Der Campingplatz liegt gleich neben dem Löwengehege. Das Löwengebrüll ist in der Nacht sehr laut, zum Glück trennt uns ein doppelter Zaun von den Raubtieren. Am nächsten Tag fahren wir in die Stadt zu unserem Reifenhändler. In Südafrika konnten wir die gewünschte Michelin-Reifen nicht auftreiben. Bei Vision Tyres in Gaborone haben wir bereits früher einen Reifen gewechselt, zwei weitere desselben Typs sind noch an Lager.

 

Wir entscheiden uns, anstelle durch Botswana zufahren, nochmals nach Zimbabwe einzureisen und den Hwange NP zu besuchen. Im Land ist wieder etwas Normalität eingekehrt, man kann wieder mit US-Dollar bezahlen. Unterwegs besichtigen wir noch einige Sehenswürdigkeiten, wie die von Schülern bemalte Kapelle der Cyrene Mission. Ein Bahn-Museum und das Mizilikazi Art & Craft Center, eine Kunstschule in Bulawayo, welche wie vieles leider den Sparmassnahmen des Staates zum Opfer gefallen und jetzt geschlossen ist. Unterwegs treffen wir nur vereinzelt auf andere Touristen. Vor dem Hwange NP besichtigen wir die Auffangstelle für Wildhunde. Hier erfahren wir einiges über das Leben der gefährdeten Tierart. Im grossen Gehege werden verletzte Tiere gepflegt und wenn möglich wieder in die Wildnis entlassen. Einige Wildhunde wurden durch von Wilderern ausgelegte Drahtschlingen so schwer verletzt, dass sie behindert bleiben und nicht mehr in die Freiheit zurück können. Im Hwange treffen wir keine Menschenseele an. Wir haben die 14'000 km2 Park für uns privat. Da vor Kurzem die Regenzeit begonnen hat, ist alles üppig grün bewachsen. Tiere sind in dem Dickicht sehr schwierig zu entdecken, auch müssen sie zum Trinken nicht mehr an die Wasserlöcher kommen, da sich überall Wasserpfützen gebildet haben. Die Hauptwege sind gut befahrbar, nur bei den kleineren Pisten ist Vorsicht angeraten. Einmal bleiben wir im Sumpf stecken. Erich kann den Truck aber wieder daraus befreien. Bei einem Wasserloch mit einem einsamen Nilpferd darin stehen wir über Nacht. Zum Glück ist es tagsüber trocken, aber nachts entleeren sich heftige Gewitter über uns.

Die zweite Nacht verbringen wir im Sinamatella Camp. Dieses liegt auf einem Plateau mit atemberaubender Aussicht über eine riesige Ebene. Wir entdecken sogar eine ca. 40-köpfige Elefantenherde. Auf der Fahrt nach Victoria Falls passieren wir ein grosses Steinkohle-Abbaugebiet. Die ganze Gegend ist von schwarzem Staub bedeckt. In Vic Falls schauen wir uns zuerst den riesigen Baobab Baum an. Er zählt mit seinen 1500 Jahren zu den ältesten der Welt, sein Umfang misst 16 Meter. Sogleich werden wir von Souvenirhändlern umringt. Jeder will uns etwas andrehen. Fluchtartig verlassen wir den Ort und fahren zum legendären, altehrwürdigen Victoria Falls Hotel. Auf der wunderschönen Terrasse erholen wir uns bei einem Glas Weisswein. Unterdessen hat sich das Wetter etwas gebessert, die Sonne zeigt sich sogar zwischen den Wolken. Deshalb begeben wir uns gleich zu den Wasserfällen. Von der Zimbabwe-Seite aus sieht man den grösseren Teil der Fälle als von Zambia. Es ist imposant und sehr beeindruckend, welche Wassermengen schon jetzt in die Schlucht donnern. Der Wasserhöchststad wird erst im Mai erreicht. Wir haben gerade das Ende des Panoramaweges erreicht, als blitzartig ein heftiges Gewitter aufzieht. Trotz Regenschutz werden wir bis auf die Haut durchnässt. Auf dem Campingplatz beim Hotel No 1 können wir uns trockenlegen. Inzwischen hat es aufgeklart, so dass wir uns wieder raus wagen können. Im «Elephant Walk» wird hochwertiges Kunsthandwerk verkauft. Wir entdecken viele originelle und edle Stücke.

      

Am nächsten Tag überqueren wir die Brücke über den Zambesi und die Grenze nach Zambia. Die Transitvisas sind schnell erledigt, nur mit den Fahrzeugpapieren dauert es wieder mal eine Ewigkeit. Am Ende hat Erich 5 Quittungen für Abgastaxen, Versicherung, Strassengebühren und weiss nicht noch alles in den Händen. Natürlich hat jeder Fetzen Papier einige Dollars gekostet. Ein Typ spricht uns an, er will den Truck kaufen. Der Scherzbold bietet uns eine Banknote vom Jahr 2008 im Wert von 50'000'000'000 Zimbabwe Dollar, ist heute aber nichts mehr wert. Als Souvenir kaufen wir ihm den Geldschein für einen US Dollar ab. Auch ein Neuseeländer spricht uns an. Er schwärmt von der Schweiz, eine Zeit lang hat er anscheinend in Interlaken gearbeitet. In Zambia bringen wir zuerst die Wäsche zum Waschen, gehen einkaufen und fahren dann ins Waterfront Camp, wo wir bereits Stammgäste sind. Am Nachmittag fahren Stefan und Alex mit einem Iveco LKW auf den Platz. Wir kommen ins Gespräch, schliesslich gehen wir zusammen im Lodge-Restaurant zum Essen. Es ist schon spät, als sich die beiden verabschieden und in ihr Camp fahren. Unsere nächste Etappe führt uns zur Moorings Farm, auch ein uns bereits bekanntes Camp. Hier treffen wir auf Philipp aus Ulm. Er ist schon seit bald drei Jahren mit seinem Schweizer Villiger-Fahrrad rund um die Welt unterwegs. Bei einem Glas Wein kommen wir in den Genuss einiger lustigen und spannenden Kostproben seiner Reiseerlebnisse. So viel gelacht wie an diesem Abend haben wir schon lange nicht mehr. Im Radiosender freefm.de kann man einmal pro Monat seine Reiseberichte verfolgen oder unter filly.goesworldwide.com nachlesen. Am Sonntag fahren wir weiter über Lusaka nach Norden. Unser hochgestecktes Ziel ist das 450 km entfernte Forest Inn. Doch in einem Kreisverkehr in Lusaka werden wir abrupt gestoppt. Eine Frau in einem uralten VW Golf fährt uns in die rechte Seite. Erich konnte sie nicht sehen, weil unser Truck links gesteuert ist und Erich ist etwas zu weit rechts gefahren. Erst ein Knirschen und Scheppern machte uns aufmerksam, dass etwas schief gelaufen ist. Wir halten an und sehen die Bescherung. Beide Türen des VW Golf sind eingedrückt. An unserm LKW ist die Trittstufe zur Kabine verkrümmt. Die Frau bleibt zum Glück ruhig und freundlich. Sie ruft ihren Ehemann um Hilfe. Nach ca. 20 Minuten trifft er ein und sagt, dass er den Schaden von einem Spengler beurteilen lassen will. Wir folgen ihm durch die halbe Stadt. In der Werkstatt wird uns mitgeteilt, dass beide Türen ersetzt werden müssen und dies 600 US Dollar kosten würde. Was für eine Verschwendung für so ein altes Fahrzeug! Sie lassen sich nicht runterhandeln, also zahlen wir zähneknirschend, wir wollen hier nicht hänge bleiben. Heute schaffen wir es nur noch zur 50 km entfernten Fringilla Farm. Auf der Hauptverbindung zwischen Dar es Salaam und Lusaka verkehren hauptsächlich Tanklastwagen. Der Privatverkehr wird immer geringen, je mehr wir uns von Lusaka entfernen. Bei den etwas von der Hauptstrasse abgelegenen Kundalilla Wasserfällen verbringen wir die nächste Nacht. Die Wassermassen donnern über 65 Meter in die Tiefe. Das nächste Ziel ist wieder ein Wasserfall. Bei den Chipona Fällen treffen wir auf Alex aus Virginia USA. Er arbeitet für eine amerikanische NGO. In seinem Projekt führt er landesbekannte Musiker zusammen, die dann mit entsprechenden Songs und Texten auf Umweltprobleme aufmerksam machen sollen. Wir laden Alex zum Essen ein, dafür unterhält er uns mit seiner Gitarre am Lagerfeuer mit einigen selbst komponierten Liedern. Am nächsten Morgen brechen wir früh auf. Alex fährt weiter nach Lusaka und warnt uns vor der schlechten Strasse und den chaotischen Zuständen am Zoll. Tatsächlich müssen wir dann im Slalom um die zahlreichen Löcher zirkeln, auf immer grösseren Teilstücken fehlt der Asphalt völlig. Unser Truck nimmt langsam eine braune Dreck-Patina an. Noch nie haben wir so viele Pannenfahrzeuge oder Unfälle angetroffen wie auf dieser Strecke. Lastwagen liegen im Seitengraben oder sind sogar umgekippt. Schliesslich erreichen wir wohlbehalten den Grenzposten. Unsere Visa werden schnell erledigt, weil wir bereits im Computer-System erfasst sind. Wie immer dauert es mit den Fahrzeugpapieren etwas länger. Erich will eine COMESA-Versicherung, welche dann bis Ägypten gültig ist. Zuerst heisst es, dies sein kein Problem, doch nach einer Stunde Wartezeit wollen sie uns nur eine Haftpflichtversicherung für Tansania ausstellen. Wir protestieren vehement und schliesslich, nach langem hin und her geht es doch. Über die Verhaltensweise des Versicherungsbeamten werden wir nicht schlau. Wahrscheinlich hätte er an der Einzelversicherung mehr verdient.

 

Inzwischen ist viel Zeit vergangen, es wird bereits dunkel, auch weil es stark bewölkt ist und immer wieder regnet. Bis nach Mbeya gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit, also müssen wir wohl oder übel bei Nacht fahren. Das ist ein sehr gefährliches Unterfangen. In Tansania wimmelt es von Tuck-Tuck- und Motorradfahrern. Meistens haben sie kein Licht und fahren kreuz und quer. Überall sind Fussgänger unterwegs und langsame LKW’s verstopfen die Strassen. Es ist ein wahres Spiessrutenlaufen. Völlig erschöpft erreichen wir schliesslich die ISS-Lodge der Schweizer Mission kurz vor Mbeya. Wir sind froh, noch Einlass zu erhalten.  Am nächsten Tag treffen wir wieder auf Lydia, die Managerin aus der Schweiz. In der Autowerkstatt, welche ebenfalls zur Mission gehört, können wir dann noch den losen Tisch im Truck wieder besser befestigen lassen. Auf der Weiterfahrt nach Iringa machen wir schon bald wieder Bekanntschaft mit der korrupten tansanischen Polizei. Beim ersten Posten wird behauptet, dass wir zu schnell gefahren seien. Ein Beweisfoto können sie uns aber nicht vorweisen. Auch werden die Messungen per Hand durchgeführt, das kann ja niemals stimmen. All unsere Einwände helfen nichts. Sie drohen uns, den Chef kommen zu lassen. Das beeindruckt uns aber schon gar nicht, also lassen sie uns 1 ½ Stunden schmoren. Schliesslich bezahlen wir völlig entnervt die geforderten umgerechnet 20 CHF. Wenig später kommt schon der nächste Polizeiposten, wieder werden wir gestoppt. Nach einem kritischen Rundgang um unser Gefährt lässt uns die Polizistin aber weiterfahren. Beim dritten Posten wird beanstandet, dass wir keine orangen Reflektoren hätten. Erich weist dann auf die viel effektiveren orangen Leuchten hin, damit sind sie dann zufrieden. Dann kommt noch die Krönung des Tages. Wir übersehen eine Wägestelle für LKW’s. In anderen Ländern mussten nur kommerzielle Fahrzeuge gewogen werden, hier ist das jetzt anscheinen anders. Bald darauf werden wir von einem sehr ungehaltenen Beamten aufgehalten und zur Waage zurückbeordert. Zuerst kassiert er eine Busse von 200 Dollar ein, natürlich ohne Quittung. Danach geht es ab auf die Waage. Wir erhalten einen Ausdruck mit unerklärlichen Zahlen darauf. Unserer Meinung nach ist die Anlage defekt. Die ganze Sache ging nur darum, uns Touristen Geld abzuknöpfen. Erich platz bald der Kragen vor unterdrückter Wut. Diese Nacht verbringen wir in einem kleinen Resort. Mit dem Besitzer diskutieren wir über die korrupten Beamten und der Politik im Land. Er setzt grosse Hoffnungen in den neuen Präsidenten, hat er doch nach dem Amtsantritt viele korrupten Regierungsbeamten entlassen. Wir sind da eher skeptisch. Ersetzt wurden diese einfach durch seine Leute, welche wohl dieselben Bereicherungsmethoden anwenden werden. Laut unserer Strassenkarte und dem Reiseführer ist die weitere Strecke bis zum Manyara See nur teilweise asphaltiert. Das bereitet uns etwas Sorgen, weil es immer noch regnet und eine Erdstrasse deshalb eher schwierig zu befahren wäre. Zu unserer Freude treffen wir aber auf recht gute Strassenverhältnisse. Die Strecke führt durch üppig grünes Land und hoch in die Berge bis auf 1500 Meter. Hier ist es merklich kühler. Am Nachmittag erreichen wir unser Zielort am nördlichen Seeufer. Bevor wir ins Migumbani Camp fahren, lassen wir unseren Truck noch waschen. Drei Personen schrubben mehr als 1 ½ Stunden bis er wieder sauber ist. Das Migumbani Camp ist eines der schönsten im ganzen südlichen Afrika. Hier genossen wir bereits vor einem Jahr die komfortable Ausstattung, den Infinity-Pool und die tolle Aussicht auf den Manyara See.