Do, 5.12.2019, Theres und Peter machen sich Richtung Kimberley auf und wir fahren nach Graaff-Reinet. Wir werden uns später wieder treffen. Graaff-Reinet ist ein hübsches, gepflegtes Städtchen mit unzähligen Bauten im kapholländischen oder viktorianischen Stil. 1766 von der Niederländischen Ostindien-Kompanie gegründet, ist es die viertälteste Stadt Südafrikas. Im Mittelpunkt steht die «Groote Kerk», ein imposanter, verschnörkeltet Bau ähnlich einer Kathedrale. Nach einem Rundgang fahren wir zum Camdeboo NP. Einige Weissschwanz-Gnus, Strausse und Pferdeantilopen queren unsere Rundtour. Der See, welcher im Zentrum des Parks liegt, ist schon seit einiger Zeit vollkommen ausgetrocknet. Für die Menschen und die Tiere bedeutet das ein grosses Problem. Die Hauptattraktion ist das Valley of Desolation. Eine steile, kurvige Strasse führt auf die Anhöhe. Von hier geniesst man einen atemberaubenden Ausblick über die Weite der Karoo und die imposanten Felssäulen. Schon beim letzten Besuch waren wir begeistert. Wir warten den Sonnenuntergang ab und fahren dann zum parkinternen Camp.

 

Fr/Sa/So, 6. - 8.12.2019, auf dem Weg zum Mountain Zebra NP machen wir einen Abstecher nach Nieu Bethesda, einem abgelegenen Ort. Das hübsche, typisch burische Karoostädtchen hat nur Erdstrassen, weder Strassenbeleuchtung noch Tankstelle, keine Bank oder Supermarkt. Dafür findet man viele Galerien, Töpfereien und Läden mit Kunsthandwerk. Bei Künstlern und Aussteigern ist der Ort sehr beliebt. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Weit über die Ortsgrenze bekannt ist das «Owl House» der Künstlerin Helen Martin. Ihr ehemaliges Wohnhaus, Atelier und der Skulpturengarten sind einen Besuch wert. Ihre Figuren sind aus Beton und Glasresten gefertigt, Eulen und religiöse Figuren herrschen vor. Man befindet sich mitten in einer Märchenlandschaft. Das Haus ist ein Sammelsurium Ihres Lebens, sehr faszinierend. Nach unserem Rundgang geniessen wir im Brauereigarten ein frisches, hier gebrautes Spezialbier. Essen können wir hier nicht, deshalb gehen wir ins bekannte «The Karoo Lam». Was uns da serviert wird ist unglaublich. Die Pilz-Tortelloni schmelzen auf der Zunge und Erich’s mit Käse gefülltes Fleischstück war auch extrem gut. Zum Abschluss eine Crème brulée und ein Schoggi-Mousse, dazu ein exzellenter Espresso, fantastisch. So ein Essen hätten wir in dieser Abgeschiedenheit nie erwartet. Zufrieden machen wir uns auf den Weg zum Mountain Zebra Nationalpark, welcher bereits 1937 gegründet wurde. Die umliegenden Berge steigen bis auf 2000 Meter an und sind im Winter oft schneebedeckt. Hier lebt u.a. das seltene Kap-Bergzebra. Auch Weissschwanz-Gnus, Eland-, Pferde- und Kuhantilopen können wir beobachten. Überraschend kommt ein heftiges Gewitter auf. Der hier ersehnte Regenschauer dauert aber nur eine Stunde. Für uns ist das seit Mai in der Schweiz der erste Regen hier in Afrika. Abends auf dem Campingplatz erzählen die Leute von einer 17-köpfigen Löwengruppe die sie beobachten konnten. Schade, das haben wir verpasst. Am nächsten Tag entdecken wir wenigstens noch drei der stolzen Tiere. Sie verkriechen sich allerdings bald zwischen grossen Felsen. Nach dem Verlassen des Parks fahren wir nach Queenstown. Die Gegend ist von weitem Farmland geprägt, aber nur selten sieht man Nutztiere. Die Landschaft ist völlig ausgedorrt, Schafe und Ziegen scheinen noch am ehesten Überlebenschancen zu haben. Wir sehen zum ersten Mal Mohair-Ziegen, welche hier verbreitet gehalten werden. Im privaten Naturreservat «Roydom» verbringen wir eine ruhige Nacht. Das Eingangsschild hat uns zuerst etwas eingeschüchtert. Hier steht: Wer unbefugt das Gelände betritt wird erschossen, wer überlebt, wird nochmal erschossen!!! Das Wetter hat sich nun weiter verschlechtert, es nieselt und der Himmel ist grau verhangen.

 

Mo, 9.12.2019, nach dem Einkaufen in Queenstown fahren wir weiter Richtung Nord-Osten. Wir befinden uns hier im ehemaligen Homeland Transkei. Die Landschaft ist kahl, weil die Leute hier alles Holz zum Kochen und Heizen geschlagen haben. Die Strecke führt über mehrere Pässe. Bald befinden wir uns inmitten von grünen Wiesen. Hier hat es wohl schon länger geregnet. Alpwiesen wechseln sich mit Forst- und Ackerflächen ab. Einzig die Häuser erinnern und, dass wir in Afrika sind. Nach über 300 Kilometern erreichen wir Matatiele. Hier übernachten wir auf einem schönen Campingplatz.

Am Dienstag geht es weiter über Kokstad nach Underberg. Das Wetter ist weiterhin unbeständig. Bei einer Tankstelle erklärt uns eine Frau, dass man in dieser Gegend an einem Tag alle vier Jahreszeiten erleben könne. Underberg ist nichts Besonderes aber die Landschaft ist wunderschön. Saftig grüne Hügel mit weidenden Kühen und Pferden, dazwischen in den Mulden Teiche. Wir haben das Gefühl irgendwo im Jura oder im Allgäu zu sein. Vorbei an sehr gepflegten Anwesen, Farmen und Restaurants gelangen wir zur «Khotso» Pferde- und Schaffarm. Ein Team von jungen Leuten leitet die Lodge. Es regnet immer noch sehr stark, langsam bildet sich Sumpf. Wir lassen den LKW besser auf dem Parkplatz stehen, die Campingwiese ist schon sehr aufgeweicht. Schon bald flüchten wir uns in die Wohnstube der Lodge, dort lodert ein wärmendes Kaminfeuer. Pebbles, die Hauskatze macht es ich auf dem Sofa gemütlich. Nach und nach treffen weitere Gäste ein. Einige davon haben einen Ausritt zu Pferd gebucht, wegen des schlechten Wetters müssen sie aber leider verzichten. Wir lernen Katja und Johannes aus Deutschland kennen. Beide sind Sport- und Englischlehrer. Sie haben sich ein Jahr Auszeit genommen und bereisen nun das südliche Afrika. Weiter solls dann auch nach Südamerika gehen. Nach einem Apéro in unserem Truck fahren wir mit ihnen zum nahegelegenen Restaurant «Old Hatchery». Bei ausgezeichneter Regenbogenforelle und Lamm verbringen wir einen gemütlichen Abend zusammen.

Mi, 11.12.2019, eigentlich hatten wir vor, den Sani Pass hochzufahren und dort wieder auf Theres und Peter zu treffen, die von Lesotho her anreisen.  Das Wetter macht uns aber einen Strich durch die Rechnung. Die enge, steile und kurvenreiche Erdstrasse ist schon im trockenen Zustand eine Herausforderung, jetzt bei dem Regen für uns aber unmöglich zu befahren. Schade, dass das Treffen auf dem höchsten Pass Südafrikas (2866 m) nicht klappt. Heute zeigt sich sogar ein bisschen die Sonne, an den schlammigen Fahrbahnen hat sich aber noch nichts geändert. Wir beschliessen, an die Küste zu fahren in der Hoffnung auf besseres Wetter. Aber weit gefehlt, hier in Park Ryne direkt am Meer schüttet es wie aus Kübeln. Am Nachmittag ergreifen wir die Gelegenheit während einer kurzen Schonzeit zu einem Spaziergang. Doch schon bald öffnen sich die Schleusen am Himmel wieder, so dass einige campierende mit Zelt bald nasse Füsse bekommen werden.

 

Do/Fr, 12. + 13.12.2019, was macht man bei so einem Hudelwetter? Wir fahren an Durban vorbei und besuchen eines der grössten Einkaufszentren Südafrikas, das «Gateway» mit über 400 Geschäften. Hier bleiben keine Wünsche offen. Wir sind aber nicht in Kauflaune und bewundern nur die schöne Architektur. Ich finde einen guten Coiffeur und lass mir die Haare schneiden. Nach einem guten Mittagessen bei einem Italiener fahren wir weiter nach Ballito und zum Dolphin-Campingplatz. Die dschungelartige Anlage mit wunderschönem Pflanzenbewuchs aller Art liegt nur 200 m vom Meer entfernt. Ein Bad macht uns aber nicht an, durch den heftigen Regen der letzten Tage läuft nun überall schmutziges, nach Fäkalien riechendes Wasser aus Bächen und Kanälen ins Meer. Trotzdem tummeln sich einige Leute in den Wellen. Der Zufall will es, dass wir die belgische Familie, welche wir in Tsumeb, Namibia kennen gelernt haben hier wieder treffen. Am Freitag erwarten wir Theres und Peter, die aus den Drakensberge anreisen. Wir haben für sie den benachbarten Stellplatz reserviert. Zusammen machen wir dann einen Strandspaziergang und gehen anschliessend im Restaurant «Mo-zam-bique» zum Nachtessen. Wieder im Camp zaubert Theres einen super guten, selbst gebackenen Zitronenkuchen hervor, eine tolle Überraschung.

 

Sa bis Mo, 14. – 18.12.2019, nach dem Einkaufen fahren wir auf der Küstenautobahn nach Richards Bay. Die Stadt mit der vielen Industrie ist nichts Schönes, aber auf der auf einer Landzunge liegende Campingplatz ist weitab der stinkenden Schlote. Trotz der schönen Anlage mit vielen alten Bäumen und grosszügigen Stellplätzen, fahren wir am nächsten Tag wieder weiter nach St. Lucia. Wir logieren im Eden Camping etwas ausserhalb der Stadt. Unterwegs halten wir bei verschiedenen Ständen und Geschäften an, wo schöne kunsthandwerkliche Sachen verkauft werden. Peter kauft eine Steinschleuder, ein unverzichtbares Utensil in Afrika um die Affen abzuwehren. Seit unserem letzten Besuch vor 10 Jahren ist der Ort noch touristischer geworden. Hotels, Restaurants, Touranbieter und Souvenirgeschäfte reihen sich aneinander. Leider verschlechtert sich das Wetter wieder, so dass wir den Abend in den Fahrzeugen verbringen müssen. Am nächsten Morgen ist es immer noch stark bewölkt, trotzdem fahren wir zum iMfolozi Tierreservat, welches ca. 50 Kilometer weiter im Inland liegt. Hier erwartet uns blauer Himmel und Sonnenschein. Den ganzen Tag verbringen wir im tierreichen Park und können grosse Tierherden beobachten. Von den Nashörnern mit ihrem Nachwuchs sind wir besonders fasziniert. Am Dienstag buchen wir eine Bootsfahrt auf den Gewässern rund um St. Lucia. Hier leben besonders viele Nilpferde und Krokodile. Der Führer ist sehr gut informiert und kann uns jede Frage beantworten. Die Hypos sind sich an Boote gewöhnt, so dass wir nahe heranfahren und tolle Fotos machen können. Anschliessend fahren wir weiter nach Hluhluwe, wo wir zuerst den Ilala Weavers einen Besuch abstatten. Die Initiative beschäftigt über 2000 Personen und hat sich zum Ziel gesetzt, das traditionelle Kunsthandwerk der Zulus wiederzubeleben. Die geflochtenen Körbe, Schalen etc. sind wahre Kunstwerke. Es ist schwer, sich für etwas zu entscheiden. Wenn man bedenkt, wie viele Stunden es braucht, um einen Korb herzustellen, sind die Preise sehr günstig. Mit neuen Errungenschaften im Gepäck, versuchen wir das Bushbaby-Camp zu finden. Nach einigen Umwegen finden wir die paradiesische Lodge. Nyalas und Kudus grasen in der Nähe. Nach dem Eindunkeln können wir der Fütterung der Bushbabys beiwohnen. Die flauschigen, grauen Tiere mit ihren grossen Augen sind sehr scheu. Wir können sie hier zum ersten Mal aus der Nähe beobachten. Der Name kommt daher, dass sie nachts wie Babys schreien. Am nächsten Tag ist wieder ein Parkbesuch angesagt. Heute kurven wir im Hluhluwe Tierparkt umher. Dieser ist viel hügeliger und sehr grün. Wegen dem dichten Buschwerk bekommen wir nicht viele Tiere zu sehen. Es gibt aber doch ein paar tolle Bilder von badenden Büffeln und Nashörnern. Durch die Pistenfahrten muss sich etwas an unserem Lastwagen gelöst haben, der Lärm ist nicht mehr zu überhören. Erich entdeckt bald, dass das Abdeckblech der Kabinenhalterung gebrochen ist. In Hluhluwe erfahren wir, wo wir das Teil schweissen lassen können. Schon nach 1 ½ Stunden ist der Schaden behoben. Heute übernachten wir in der Sand Forest Lodge. Wir sind die einzigen Gäste, das in der Hochsaison!?! Etwas später treffen Theres und Peter ein. Sie haben im Ort einen Oelwechsel machen lassen. Wir verbringen einen letzten gemütlichen Abend zusammen. Morgen trennen sich unsere Wege wieder. Theres und Peter fahren weiter zum Krüger NP und dann nach Mozambique. Wir wollen der Küste entlang in den Norden fahren bis Kosi Bay und hoffen bald eine Schiffspassage nach Oman buchen zu können.