Donnerstag, 4. November, um 8 Uhr fahren wir los Richtung Zentrum von Dar es Salaam. Die Zufahrt zum FPCT, ein Einstellplatz für Fahrzeuge,  führt über holprige Löcherpisten, durch ärmliche Wohnquartiere und dann über eine brandneue Brücke. Für 5 Dollar/Tag können wir hier unseren Truck stehen lassen solange wir auf Sansibar sind. Ein Taxi bringt uns zum Flughafen. Der Flug startet pünktlich und nach nur 15 Min. Flugzeit landen wir bereits in Stone Town, der Hauptstadt von Sansibar. Zwei Nächte werden wir hier im Minzingani Seefront Hotel gleich beim Fährhafen wohnen. Das  Hotel wurde in einem alten osmanischen Palast eingerichtet, sehr orientalisch. Die Räume sind riesig und mit hohen Decken. Im Atrium ist ein Pool. Auf der Suche nach einem Restaurant landen wir gleich in Mercury’s Bar. Dieses Restaurant direkt am Meer wurde im Andenken an Freddy Mercury dem Leadsänger von der Rockgruppe Queen gegründet, er ist hier geboren und aufgewachsen. Danach gehen wir auf einen ersten Rundgang durch die engen und verwinkelten Gassen der Altstadt. Diverse Gerüche von wohlriechenden Gewürzen aber auch Abfall und Abwässern reizen unsere Nasen. Zwischendurch treffen wir auf noble Hotels in alten Palästen. Die Leute sind sehr geschäftig und wollen allerlei Sachen verkaufen, bei den vielen Touristen ein einträgliches Geschäft. Etliche Juweliere verkaufen den angeblich sehr seltenen, blauen Tansanit Edelstein. Ob er wirklich so schwierig zu finden ist? Bei der besten Barista in ganz Tansania geniessen wir einen feinen Kaffee. Gegen Abend entleert sich ein heftiges Gewitter, jetzt ist es noch schwüler und die Luft voller Motten. Der Spuk ist zum Glück bald vorbei, so dass wir auf einer Terrasse ein Oktopus-Ragout geniessen können. Anschliessend besuchen wir  ein Konzert in der Musikakademie. Heute spielt eine traditionelle orientalische Taarab-Musikgruppe mit zwei Sängerinnen. Es ist ein Genuss, die Musiker haben grosses Talent.

 

Am nächsten Morgen besuchen wir den Dhauhafen (Dhau‘s sind arabische Segelschiffe mit trapezförmigen Segeln). Welch ein Durcheinander und Dreck hier. Unzählige Männer be- und entladen die hölzernen Transportschiffe. Entlang der Kaimauern kauern Frauen im Dreck und frittieren traditionelle Teigrondellen (wie Berliner). Auf unserer weiteren Erkundungstour kommen wir zum Markt, auch hier ein unglaubliches Gewirr an Menschen und Gütern. An der Fleisch- und Fischhalle gehe ich schnell vorbei. Die Gerüche sind nicht gerade angenehm. Für das Nachtessen haben wir im Emerson Burunzi Hotel reserviert. Auf der Dachterrasse hoch über den Dächern der Stadt wird ein mehrgängiges orientalisches Menü serviert, untermalt von Taarab-Musik. Die Ambiance ist romantisch, das Essen fantastisch und der Sonnenuntergang sehr schön. Etwas beschwipst vom guten Wein schlendern wir zurück zum Hotel.

 

So, 6.10. Um 10 Uhr holt uns Omar mit seinem Taxi ab. Nach einer Stunde Fahrt quer durch die Insel erreichen wir die Jambiani Beach an der Süd-Ost Küste. Unsere Unterkunft liegt am kilometerlangen weissen Sandstrand am türkisblauen Meer. Das Wasser ist lauwarm und die Bar gleich nebenan serviert kühle Drinks aus frischen Fruchtsäften. Hier bleiben wir bis Mittwoch, 10.10. Das Zimmer riecht etwas muffig aber mit Dauerlüften wird es etwas besser. Bemerkenswert ist die extreme Ebbe und Flut, der Unterschied beträgt über 3 Meter. Bei Ebbe kann man auf dem flachen Strand zu Fuss weit hinausgehen. Einheimische Frauen pflanzen in kleinen von Holzpfählen eingezäunten Feldern Seegras an. Dieses wird für die Herstellung von Seife, Kosmetik und Medizin verwendet. Bei Flut kommt das Wasser bis zu den Hotelterrassen hoch. Kiten ist hier der häufigste Sport. Es hat viele Cracks hier, einfach schön zum zuschauen. Beachboys, welche Schnorchel-, Gewürz- oder andere Touren sowie Souvenirs verkaufen wollen nerven etwas. Bei unserem Hotel gibt es zum Glück einen Zaun, dahinter wagen sie sich nicht. Hier kann man es so richtig geniessen. Entlang des Strandes gibt es z.T. sehr exotisch eingerichtete Bars und Restaurants. Das Essen ist sehr gut, viel frisches Seafood auch an Curry- oder Kokosnuss-Sauce, köstlich!

 

Am Mittwoch, 10.10. kommt Omar wieder und bringt uns zum Flughafen. Am Nachmittag treffen wir wieder in „Dar“ beim Einstellplatz unseres Trucks ein. Neben uns parkt der Land Rover von australischen Reisebekannten. Sie haben uns eine Nachricht hinterlassen. Vielleicht treffen wir sie in Arusha wieder. Die Fahrt durch „Dar“ läuft harzig und nach einem Einkaufs-Stop kommt der Verkehr völlig zum erliegen. Kurz vor der Dunkelheit erreichen wir den Strand nördlich der Stadt wo eigentlich das Mahaba Beach Resort sein sollte, dieses finden wir aber nicht. Also übernachten wir einfach wild direkt am Meer.

 

Heute Donnerstag fahren wir bis Bagamoyo zum Livingstone Beach Club, einst ein super Hotel in italienischem Besitz. Heute ist es leider heruntergekommen. Wir sind die einzigen Gäste und können zwischen den Bungalows campieren. Am nächsten Tag besichtigen wir mehrere Sehenswürdigkeiten an Ort. Eine Kath. Mission, die Boma, einst geplant als Kaiserliches Regierungsgebäude Deutsch-Ostafrikas und ein altes Fort, mit 140 Jahren das älteste Bauwerk der Stadt. Nach dem Marktbesuch fahren wir weiter in den Norden bis Mombo. Von hier führt eine kurvige Bergstrasse nach Lushoto auf 1400 m in den Usambara-Bergen dem ehem. Erholungsort deutscher Siedler. Von der Irente Cliff Lodge hat man einen atemberaubenden Ausblick in die tief unten liegende Ebene.

 

Samstag, 13. November, um 8 Uhr holt uns Raphael, ein Wander-Führer ab. Unser Ziel ist der Kempe-Aussichtspunkt auf 2000 m Höhe. Der Wanderweg schlängelt sich rauf und runter durch Gärten und Dschungel und ist z.T. sehr steil. Auf einem vorgelagerten Berg auf schwindelerregender Höhe an einem steilen Abhang wird ein neues Hotel gebaut. Unser Ziel liegt auf dem gegenüberliegenden Gipfel, dazwischen klafft eine tiefe Schlucht. Wir sind ja gespannt, wie wir dorthin gelangen sollen. Des Rätsels Lösung ist ein Treppenturm. Zuerst führen mehrere Holztreppen in die Tiefe des Felseinschnittes und auf der anderen Seite geht es auf einem extrem steiler Pfad zum Gipfel. Keuchend erreichen wir den Aussichtspunkt. Zuerst ist alles noch von Wolken verhangen aber dann offenbart sich uns eine spektakuläre Sicht in die weite Ebene mit riesigen Sisalplantagen. Der Abstieg ist dann weniger schön, teils auf dem Hosenboden rutschen wir hinunter. Die Wanderung führt weiter durch wunderschöne Dschungellandschaft. Raphael erklärt uns viele Pflanzen und deren Wirkung gegen diverse Gebrechen wie Kopf-, Bauch-, oder Zahnschmerzen. Sogar ein Kraut gegen Malaria ist hier zu finden. Auch wachsen hier mehrere Früchte- und Gemüsearten die uns völlig unbekannt sind. Unterwegs sehen wir einer Familie beim Pressen von Zuckerrohr zu. Zwei Frauen drehen eine dicke Stange, welche die Pressräder über ein Getriebe aus Holz antreiben. Aus dem Saft wird eine Art Bier hergestellt, es schmeckt ein wenig wie saurer Most. In einem dichten Wald findet unser Führer ein Camäleon. Mit einem Stecken holt er es vom Baum, so dass wir es ganz aus der Nähe besichtigen können. Im Wald leben auch schwarz/weisse Colobus Affen, wir bekommen aber keinen zu Gesicht. Nach einem köstlichen späten Mittagessen mit frisch gebackenem Brot, diversen Käsesorten, frischem Gemüse und Früchten (alles aus dem Eigenanbau der Irente Farm) beenden wir die Wanderung. Auf dem Weg zurück zu unserem Stellplatz besuchen wir noch Raphaels Familie. Seine Frau erwartet das zweite Kind, der Sohn ist 4 Jahre alt. Für afrikanische Verhältnisse ist das eher ungewöhnlich, die meisten Familien sind sehr Kinderreich.

 

Am Sonntag, nachdem wir noch frisches Bergwasser aufgefüllt haben, verlassen wir die wunderschöne Bergwelt. In Mombo will ich noch Brot kaufen, sogleich werde ich von mehreren Strassenverkäufern umzingelt. Bei so viel Verkaufsenthusiasmus kann ich nein sagen und kaufe einige Samosas (gefüllte Teigtaschen), Hefegebäck und Früchte. In zügiger Fahrt geht es weiter bis kurz vor Moshi. Hier zweigen wir auf eine Erdstrasse ab, wir wollen am Lake Chala (ein Kratersee) an der Grenze zu Kenia übernachten. Wie vielerorts verlangt die Tansanische Regierung Eintrittsgebühren, hier übertreiben sie aber definitiv. Zwei Tage campieren inkl. Fahrzeug kosten 177 US Dollar!!!! Es soll aber ein sehr lohnenswerter Ort sein deshalb bezahle ich. Als wir im Camp ankommen wird dort aber nochmals 20 Dollar/Person und Nacht verlangt. Der Grund: das sein Privatgelände. Jetzt platzt mir vollends der Kragen, wir haben dem Staat ja bereits Campinggebühren bezahlt. Kochend vor Wut fahren wir zurück zum Eingang und verlangen unser Geld zurück. So eine Preispolitik können und wollen wir nicht unterstützen. Ohne grosse Diskussion erhalten wir den bezahlten Betrag zurück. Bald finden wir einen flachen Stellplatz mit schöner Aussicht ausserhalb des Parks und geniessen die Ruhe. Dies bleibt aber nicht lange so. Es ist bereits dunkel als ein Auto vorfährt und wir aufgefordert werden im Park zu übernachten, hier sei es viel zu gefährlich. Wir weigern uns. Nun beginnt eine rege Diskussion und mehrere Telefonanrufe mit der Parkaufsicht. Wir bleiben gelassen. Schliesslich nach einer Stunde wird beschlossen, dass wir hier stehen können. Zu unserem Schutz wird ein Wächter hier gelassen, dem wir dafür sehr gerne etwas bezahlen. So gelangt das Geld direkt an die Bevölkerung und nicht in die Tasche korrupter Beamter. Die Nacht war sehr ruhig, wir haben gut geschlafen.

 

Montag, 15.10. Heute fahren wir am untersten Berghang des Kilimanjaros durch das dicht besiedelte Gebiet der „Chagga“. Dieses Volk betreibt Landwirtschaft an den sehr ertragreichen Hängen des „Kili“. Auf einer durch dichten Urwald führenden, von Bananenstauden und Kaffeesträuchern unterbrochenen sehr stark ausgewaschenen Erdpiste, erreichen wir schliesslich Maranga. Dies ist u.a. ein zentraler Ausgangspunkt für die Kilimanjaro-Besteigung. Hier oben auf 1500 m ist es sehr frisch, gerade mal 15 Grad. Unser nächstes Ziel ist die Secret Garden Lodge in Moshi. Der Vorplatz ist gross genug, so dass wir hier bequem campieren können. Zu unserm grossen Schrecken sackt der Lastwagen plötzlich mit dem hinteren linken Rad in ein Loch. Wie sich herausstellt befindet sich unter dem Platz eine Abwassergrube von der niemand etwas wusste. Unsere 7 Tonnen waren nun zu schwer für die brüchige Decke. Der Truck hängt ziemlich schief und wir befürchten, dass er noch tiefer absinkt – was für ein Debakel!!! Erich beginnt sogleich mit zwei hydraulischen Wagenhebern den hinteren Teil zu unterstützen und langsam anzuheben. Auch das Luftbergungskissen vom Schweizer Militär kommt zum Einsatz. Bereits sind wir von mehreren mit tatkräftigem oder verbalem Einsatz umgeben. Ein Mann mit seinem Baby kommt vorbei, er drückt mir unverzüglich sein Kind in den Arm und beteiligt sich an der Bergungsaktion. Jemand bringt einen dritten Wagenheber, so kann das Rad langsam aus dem Loch befreit werden. Doch oh Schreck, plötzlich bricht eben dieses Gerät weg und unser Truck fällt noch tiefer in den Abgrund. Nun geht die ganze Aktion wieder von Vorne los. Irgendwann ist das Rad wieder soweit angehoben, dass mehrere Eisenstangen darunter geschoben werden können. Zusammen mit unseren Sandblechen gibt es eine schmale Brücke und Erich kann mit Allrad und Untersetzung endlich aus dem Loch fahren. Alle klatschen und freuen sich über die gelungene Rettungsaktion, welch eine Erleichterung, wir stehen wieder auf festem Grund! Mehrere Gäste haben das Geschehen von der Restaurant-Terrasse aus verfolgt und gratulieren uns zum Gelingen. So kommen wir auch mit Robert (64), einem Holländer ins Gespräch. Er kam heute von einer Kilimanjaro-Besteigung zurück. Er hat schon in über 20 Ländern, meistens als Hotelmanager, gearbeitet. Heute lebt er mit seiner Frau in Thailand und führt dort ein Reisebüro. Wir verbringen den ganzen Abend mit ihm und seinem thailändischen Fitnesstrainer  Frank und lauschen seinen spannenden Erzählungen.

 

Dienstag, 16.10. kurz nach Moshi biegen wir auf eine Piste ab, diese führt uns nach Kikuletwa Hot Springs. Wir finden ein idyllisches Urwaldgebiet und darin einen glasklaren See im kühlen Schatten. Hier lässt sich wunderbar baden. Mehrere andere Touristen haben diesen wunderschönen Ort auch gefunden. Ich sitze am Ufer und beobachte Erich, der von einem Seil ins Wasser springt, als jemand hinter mir etwas über Swiss Chocolate bemerkt. Welch eine Überraschung, vor mit stehen Ruth und Antony aus Australien. Zuletzt haben wir sie in Mosambik gesehen. Jetzt gibt es viel über unsere Reiseerlebnisse zu erzählen. Wir beschliessen hier zu übernachten, obwohl dafür 18 SFr. pro Fahhrzeug verlangt werden und das ohne sanitäre Anlagen. Das grässliche WC zählt nicht. Allerdings werden wir wieder bewacht. Am Abend klärt sich der Himmel rund um den Kilimanjaro auf und wir geniessen eine wunderbare Sicht auf den imposanten Berg.

 

Am nächsten Tag fahren wir nach Arusha. In der lebhaften Stadt kaufen wir in einem teuren Supermarkt mit vielseitigem Angebot ein und tanken Diesel. Arusha ist sehr touristisch, unzählige Safarifahrzeuge sind in den Strassen unterwegs. Wen wundert‘s, befinden sind doch die wichtigsten Attraktionen Tansanias in unmittelbarer Umgebung. Wie z.B. die Serengeti, der Ngorongoro Krater, Kilimanjaro, Mount Meru, die Manyara und Natron Seen sowie der Arusha und Tarangire NP. Unser Camp befindet sich 23 km westlich der Stadt. Im Messerani Snake Park treffen wir wieder auf unsere australischen Freunde. Gegen Abend treffen 7 Overlander-Trucks und 4 kleinere Touristenfahrzeuge mit zahlreichen Gästen ein. Wir bereiten uns auf eine laute Party-Nacht vor aber zu unserem Erstaunen bleibt es sehr ruhig.

 

Donnerstag, 18.10. Ruth und Antony fahren weiter zum Ngorongoro Krater. Wir werden diese überteuerten Parks nicht besuchen, waren wir doch schon vor einigen Jahren hier. Nachdem wir die Schlangenfarm, welche alle heimischen Arten zeigt, besucht haben mache ich mich an das Schreiben des nächsten Reiseberichts. Jetzt haben wir den ganzen Platz wieder für uns alleine, alle Overlander sind abgereist.