11.11.2020

Endlich haben wir es geschafft, wir sind in Kenia! Eigentlich sollten wir jetzt in Jubel ausbrechen aber unsere Stimmung ist immer noch bedrückt von den Ereignissen in Äthiopien. Bis nach Marsabit werden wir an mehreren Strassensperren angehalten, die Polizisten und Militärs sind sehr freundlich und lassen uns ohne grosse Kontrolle passieren. In Marsabit fahren wir zum Camp von Rosanna und Henry. Sie freuen sich sehr, uns wieder zu sehen und über die mitgebrachte Schweizer Schokolade und das Stück Käse. Wegen Covid kamen keine Gäste mehr und die Reise in die Schweiz mussten sie auch absagen. Das Wetter ist sehr ungemütlich, es nieselt und alles ist in dicke Nebelschwaden gepackt. Zur Bank und zur Safaricom-Filiale müssen wir uns durchfragen. Bei einer Sicht von 20 m ist nichts zu erkennen.

 

Nach zwei Nächten machen wir uns Richtung Süden auf. Schon bald klart das Wetter auf und es wird wärmer. Bei Archer’s Post übernachten wir im Umoja Samburu Womens Camp direkt am Ewaso Ngiro Fluss. Inzwischen wurden die neuen Sanitäranlagen erstellt. Noch nicht ganz fertig sehen sie schon aus wie 10 Jahre alt. Das ist eines der gossen Probleme in Afrika, es wird unsorgfältig gearbeitet. In Nanyuki decken wir uns im riesigen Supermarkt mit allem Nötigen ein. Hier bleiben auch an einem Sonntag keine Wünsche offen. Seit in der Umgebung ausländische Militäreinheiten stationiert sind, wurde das Angebot stark erweitert. Unser nächstes Ziel ist das Trouth Tree Restaurant. Hier können wir unmöglich vorbeifahren, die frischen Forellen sind zu köstlich. Wieder unterwegs müssen wir regelmässig im linken hinteren Reifen Luft nachfüllen. Der im März in Äthiopien mit Kreuzstichen und Kleber reparierte Pneu schwächelt nun doch. Immerhin konnten wir über 5000 km damit fahren. Hoffentlich hält er noch bis Nairobi.

 

16.11.2020

Heute Montag erreichen wir das JJ,s Camp von Chris in Nairobi. Der grosse Platz ist leer, ausser eingestellten Fahrzeugen von Reisenden aus der ganzen Welt. Hier müssen wir uns erstmal erholen. Die Folgen der stressigen Zeit in Äthiopen machen sich erst jetzt bemerkbar. Erich hat sich zudem im kalten Norden erkältet. Nun habe ich Zeit, den Truck mal gründlich zu putzen und all die angehäufte Wäsche erledigen zu lassen. Chris hilft uns beim Suchen von Reifenhändlern und schon am Mittwoch können wir zwei neu Hinterreifen montieren lassen. Die Fahrt in die Stadt ist wie immer sehr anstrengend. Überall Stau und nach unserer Meinung sind die Kenianer die rücksichtslosesten und risikofreudigsten Autofahrer die wir je erlebt haben. Eigentlich wollten wir am Freitag weiter in die Masai Mara, aber Erich ist noch nicht fit. Am Wochenende treffen Ernst und sein Freund aus der Schweiz mit ihrem MAN-Truck ein. Auch sie hatten ihr Fahrzeug in Äthiopien stehen und mussten dieselben Hürden mit den Behörden überwinden, da haben wir einige unangenehme Erfahrungen auszutauschen. Aus Wien sind Alexa und Martin angekommen. Sie haben hier ihr Fahrzeug deponiert. Jetzt haben wir wenigstens Gesellschaft.

 

Am 23.11. wagen wir uns auf die Fahrt in die Masei Mara. Erich geht’s besser, dafür beginne ich an zu kränkeln. Leider kann ich die Schönheit der Masei Mara so nicht geniessen. Den östlichen Teil der Mara sehen wir zum ersten Mal. Da es mir immer schlechter geht, verbringen wir drei Nächte im Crocodil Camp ausserhalb des Talek Gates. Danach verbringen wir noch einen Tag mit Pirschfahrten und bleiben zwei Nächte im Explorer Camp bevor wir wieder zu Chris in Nairobi fahren. Nach ein paar Tagen geht es mir besser, so dass wir uns an die lange Fahrt nach Mombasa wagen können. Etwas südlich von Voi entdecken wir die Sagala Lodge. Die Angestellten freuen sich, wieder einmal Gäste zu haben. Weil es in letzter Zeit viel geregnet hat, ist der Campingplatz zu sumpfig, aber wir können auf dem Parkplatz stehen und erhalten den Schlüssel zu einem Bungalow, wo wir die Dusche/WC benutzen können. Der Verkehr auf der Hauptverbindung Nairobi – Mombasa ist mörderisch. Hauptsächlich sind lahme LKW’s unterwegs. Überholen ist nicht einfach und weil unser Truck links gesteuert ist, muss ich Erich leiten. Hier gilt, der Stärkere und Kaltblütigere gewinnt. Die Zufahrtsstrasse vor Mombasa ist immer noch in erbärmlichem Zustand. Auch die Brücke über die Bucht zwischen Mombasa und den südlich gelegenen Stränden ist nach mehreren Jahren Bauzeit nicht fertiggestellt. Wir stellen uns auch in die Warteschlange zur Fähre an. Der einzige, offizielle Campingplatz ist bei der Twiga Lodge an der Tiwi Beach. Hier stehen wir unter Palmen direkt am Strand, traumhaft. Leider ist die ganze Anlage völlig runtergekommen, dem entsprechend sehen die Sanitäranlagen aus, aber man gewöhnt sich auch an das. Hier lernen wir den Südafrikaner Reg kennen. Er campiert hier mit seinem Land Rover und fünf streunenden Hunden, die er etwas beaufsichtigt und füttert, seit dem Lockdown im März, ihm scheint es zu gefallen. Als Vielgereister kennt er die halbe Welt. Beinahe jedes Mal, wenn wir von unseren afrikanischen Bekanntschaften erzählen stellt sich heraus, dass er diese ebenfalls kennt. Überhaupt ist er ein wandelndes Geschichtsbuch, er weiss einfach alles. Nach ein paar Tagen Strand, beschliessen wir ca. 5 km nördlich zum Camp «Garden of Life» zu fahren. Der Schweizer Mario hat dieses wunderschöne Paradies vor 5 Jahren aufgebaut. In seinem früheren Leben in der Schweiz war er Besitzer und Geschäftsführer der Firma Tartaruga in Anderfingen. Hier wurden und werden immer noch luxuriöse Expeditionsmobile gebaut. Mit seiner kenianischen Frau produziert er nunBiogemüse und betreibt nebenbei eine Lodge inkl. Campingplatz. Im Salzwasserpool lässt es sich herrlich abkühlen. Das qualitativ hochstehende Trinkwasser kommt aus dem eigenen 150m tiefen Bohrloch. Zu meinem Geburtstag werde ich mit einem fantastischen Essen inkl. Kuchen mit Kerzen und einem Geburtstagsständchen überrascht.