Donnerstag, 1.8.2019, heute können wir den neuen Reifen in Gabarone abholen. Der Pneuwechsel geht Dank den vorhandenen Maschinen schnell von statten. Der Manager hat gleich drei desselben Typs bestellt. Sollten wir irgendwo in Botswana einen weiteren Reifenschaden haben, würden sie uns einen neuen liefern – das ist Service!!! Bei Woolworth-Food finden wir allerlei Köstlichkeiten wie Polenta, Risottoreis, frische Ravioli und Gnoggi. Solche Luxuslebensmittel haben wir schon lange nicht mehr erhalten. Danach fahren wir bis Kanye weiter, wo wir bei der Motse Lodge auf einem grosszügigen Platz übernachten. Zur Feier des Tages gibt es ein Raclette zum Nachtessen. Nicht ganz nach dem Schweizer Original mit Cheddar-Käse, aber es schmeckt. Eine Schweizer Fahne als Tischtuch und schon herrscht die richtige Stimmung.

 

Am nächsten Tag wachen wir unter einer Wolkendecke auf. Seit über zwei Monaten durchgehend blauem Himmel ist das ungewohnt. Ob in der Schweiz wohl zu viel Feuerwerk verschossen wurde? Nun geht es auf dem Trans Kalahari Highway Richtung Norden. Die Fertigstellung der grosszügig ausgebauten Asphaltstrasse von Windhoek in Namibia bis Gabarone in Botswana hat einen Schlusspunkt unter das bisher grosse Wagnis einer Kalahari-Querung gesetzt. In Jwaneng angekommen, versucht Erich bei der Diamanten-Mine einen Besichtigungstermin zu erhalten. Im Vorfeld hat er sich bereits über die Homepage der De Beers Mining Company angemeldet aber bisher keine Antwort erhalten. Leider klappt es nicht, schade. Erich hätte den Minenkomplex sehr gerne besichtigt. Dieser soll die Ausmasse des berühmten «Big Hole» im südafrikanischen Kimberley längst übertroffen haben. Wir fahren noch einige Kilometer weiter und suchen dann einen Übernachtungsplatz im Busch.

 

Sa, 3.8.2019, in Kang füllen wir die Dieseltanks auf und ergänzen die Vorräte. Die nächsten Tage wollen wir in einem abgelegenen, nur spärlich bewohnten Gebiet der Kalahari verbringen. Bis Hukuntsi führt noch eine Teerstrasse, danach geht es ins Niemandsland. Auf Sandpiste fahren wir bis Zutshwa, ein sehr ärmliches San-Dorf. Nach einer Tagesetappe von über 360 km sind wir müde und verschmitzt und daher positiv überrascht, als wir auf den von der Dorfgemeinschaft beaufsichtigten «Zutshwa Stop Over» stossen. Später stellt sich heraus, dass dieses kleine Camp mit wenigen Zimmern, Küche, gepflegten Kübelduschen und Plumpsklos von der Schweizer Architektin aus Bern, Corinne Itten initiiert wurde. Auch Feuerholz steht zur Verfügung und schon bald gesellen sich drei hübsche, aber magere Hunde zu uns, welche sich am Feuer wärmen.

 

Am nächsten Tag verlassen wir den letzten Rest von Zivilisation und folgen einer Sandpiste in die Wildnis. Nur wenige Kilometer nach dem Dorf entdecken wir einen Löwen, der sich schnell hinter einem dürren Busch versteckt. Als wir näherkommen flüchtet er sich ins Dickicht. Unterwegs treffen wir auch auf mehrere Strausse, Springböcke und kleine Steinböcke. In der verstreuten Siedlung Ngwatle leben nur wenige Leute. Hier müssen wir eine Gebühr entrichten, damit wir das Gebiet der Kaa Kalahari Concession befahren dürfen. Beim Self-Service-Stand mit Kasse fehlt allerdings das Quittungsbuch. Ein Dorfbewohner stellt uns dann auf einem Notizzettel eine Zahlungsbestätigung aus. Durch die kaum erschlossene Region führen vereinzelte Sandpisten. Wir fahren bis zur Masetheng Pan und campieren am Rand der ausgetrockneten, mit Salzkrusten überdeckten Pfanne. Mehrere Gerippe und Schädel von Gazellen liegen verstreut in dieser unwirtlichen Einöde. Die Sonne versinkt als blutrote Kugel im fernen Dunst. Entspannt sitzen wir am Lagerfeuer und lauschen in die Stille. Nachts heulen Schakale und ab und zu rütteln Windböen an unserem Haus. Der nächste Tag führt uns über eine weitere Salzpfanne in die «Western Woodlands». Alte Kameldornbäume und Schirmakazien stehen im hohen, dürren Gras. Das Licht- und Schattenspiel ist wunderschön. Zwei Schakale, suchen schnell das Weite. Bald finden wir einen schönen Platz, wo wir den restlichen Tag verbringen.

 

Di, 6.8.2019, seit zwei Tagen sind wir keiner Menschenseele begegnet. Irgendwo haben wir einen Dorn eingefahren, der rechte, vordere Reifen verliert Luft. Erich kann das Loch zum Glück reparieren und weiter geht’s auf einsamen Sandpisten. Kurz vor der nächsten Ansiedlung treffen wir auf «Cowboys» auf Pferden und Esel. Zwei der jungen Männer sind San (Buschmänner). Man erkennt sie am kleinen Körperbau. Sie sind auf der Suche ihrer Rinder und Kühen. Wir geben ihnen Wasser und etwas zu Essen. Die Nacht verbringen wir wieder am Rand einer Salzpfanne. Der nächste Tag führt uns über die Wüstensiedlung «Hunkukwe» und nach 20 km auf eine grosse, extrem breite Piste die nach Osten führt. Laut Karte ist dies eine Bezirksgrenzline. Die 6-spurige Sandpiste wurde mit dem Lineal in die Landschaft gezogen und dient wahrscheinlich auch als Brandschneise. Der Sand ist stellenweise sehr tief, aber unser Truck meistert das problemlos. Auch diese Nacht verbringen wir im Busch.

 

Do, 8. bis So, 11.8.2019, schon nach kurzer Strecke treffen wir heute wieder auf den Trans Kalahari Highway. Nach ca. 220 km durch einsame, flache Halbwüste erreichen wir Ghanzi. Zuerst müssen wir einkaufen. Im Kalahari Arms Hotel, wo wir übernachten wollten sind sie gerade am Umbauen und der Campingplatz ist geschlossen. Wir beschliessen deshalb noch weitere 30 Kilometer nördlich zu fahren und dann noch ca. 15 km Sandpiste bis zur «Dqae Qare San Lode». Auf der Farm stehen neben Hotelzimmern, einem Restaurant und Pool auch mehrere grosszügige Stellplätze zur Verfügung. Vor Ort werden Einblicke in die San-Traditionen mit Tanzdarbietungen und Bush Walks angeboten. Am Samstag fahren wir nochmals nach Ghanzi, um uns mit allem Nötigen einzudecken. Ich statte auch dem San-Cultural-Center einen Besuch ab. Im kleinen Museum wird das karge Leben der Buschleute in der Kalahari gezeigt. Im Shop wird u.a. schöner, handgefertigter Schmuck aus Strausseneiern, Leder und anderen Materialien verkauft.

Auf der Strecke zum Eingang des Central Kalahari Game Reserve halten wir in De’Kar, einem San-Dorf. Hier befinden sich ein San-Kulturzentrum mit Werkstätten. Uns würde eines der wunderschönen Bilder mit naiven Tierfiguren interessieren, doch am Sonntag ist alles geschlossen. Die weitere Fahrt bis Kutu ist eintönig. Dort zweigt eine Sand-Piste ab, welche entlang des Viehzauns bis zum Parkeingang führt. Am frühen Nachmittag erreichen wir das Tor bei Tsau. Zuerst erledigen wir die Eintrittsformalitäten und eine nette Dame organisiert uns noch einen Campingplatz für die fehlende Nacht. Ausserhalb des Parks, am nahegelegenen Wasserloch, dürfen wir über Nacht stehen bleiben. Nach Sonnenuntergang kommen mehrere Elefanten, Kudus und Oryx (Spiessbock) zum Trinken.

 

Mo, 12. – Do, 15.8.2019, heute müssen wir uns nur noch ins Log-Buch eintragen, dann können wir in den Park fahren. Das Central Kalahari Game Reserve ist mit über 52'000 km2 um einiges grösser als die Schweiz und nach dem Selous-Park in Tansania der zweit grösste der Welt. Hauptsächlich im nördlichen Teil des Parks werden mehrere Wasserstellen durch aus Bohrlöchern hochgepumptes Wasser gespiesen. Ohne diese Massnahme wäre kein ein Überleben mehr möglich. Die Landschaft ist abwechslungsweise durch dichte Dornensavanne und riesige, vegetationsarme Ebenen (ehem. Flussläufe und Seen) geprägt. Während der heissen Mittagsstunden ruhen sich die Tiere im Schatten von Schirmakazien aus. An den Wasserstellen ist reger Betrieb. Wir treffen nur auf ein einziges anderes Touristenpaar aus Italien. Unser privater Stellplatz verfügt über einen Bretterverschlag mit Plumpsklo. Die Ruhe weit ab jeglicher Zivilisation ist unbeschreiblich. Die Campingplätze im CKGR gelten als die einsamsten im südlichen Afrika. Am Dienstag fahren wir weiter ostwärts durch abwechslungsreiche Savanne. Unterwegs beobachten wir Giraffen, Kudus, Oryx, Springböcke, Riesentrappen und putzige Borstenhörnchen, welche weit verzweigte Höhlensysteme bauen. Obwohl es hier nur selten wenige Millimeter regnet, sind einzelne Dornenbüsche mit sonnengelben Blütenkugeln übersät. Am Wegrand unter einem Busch liegt ein Löwe mit schöner dunkler Mähne. Er lässt sich durch uns nicht von seiner Siesta abhalten. Etwas weiter sehen wir nochmals zwei Artgenossen im Schatten liegen. Wir umrunden die Deception Pan, welche sich farblich stark von der restlichen Umgebung unterscheidet. Der vulkanartige Boden ist dunkelgrau und das dürre, orange Gras bildet einen schönen Kontrast. An unserem nächsten Nachtlager in einem kleinen Wald, umgeben von weiten Savannen, treffen wir wieder auf das italienische Paar. Sie kommen aus Bologna und sind erfahrene Afrika-Reisende. Am Lagerfeuer und einem guten Glas Rotwein unterhalten wir uns prächtig. Am folgenden Tag durchkämmen wir weiter die unendlichen Weiten. Am Wasserloch der Sunday Pans bleiben wir mehr als drei Stunden stehen. Ein Grossaufmarsch an Tieren ist hier zu beobachten. Sogar drei der hier sehr raren Streifen-Gnus tauchen plötzlich auf. Am Mittag wird es sehr heiss und die Tiere verziehen sich unter die schatten spendenden Bäume und Büsche. Auch wir verziehen uns auf unseren nächsten, einsamen Campingplatz. Schon nach Sonnenuntergang gesellt sich noch ein Touristenpaar zu uns. Wir laden sie ein, sich zu uns ans Lagerfeuer zu setzen, aber sie verziehen sich hinter ihr Fahrzeug. Am Donnerstag fahren wir um 8 Uhr vom Stellplatz los und sind pünktlich um 11 Uhr am Gate. Ca. 6 Kilometer vor dem Tor sehen wir einen grossen Löwen, der die Piste überquert. Kurz darauf taucht ein zweiter auf. Damit wir schöne Fotos schiessen können, setzten sich die beiden in Pose. Wunderschön! Im Parkbüro am Gate erleben wir dann wieder einmal die weit verbreitete afrikanische Willkür. Es heisst plötzlich, dass wir für 4 Tage Parkaufenthalt bezahlen müssen, obwohl wir, wie im Reglement aufgeführt, zur korrekten Zeit am Ausgang sind. Ein Park-Ranger zeigt mir ein Blatt mit neuen Weisungen. Das interessiert mich aber nicht, weil ich bei der Einreise mehrere Seiten erhalten habe, worauf die Regeln beschrieben sind und diese haben wir eingehalten. Eine lange Diskussion und Telefongespräche mit dem anderen Parkeingang gehen los. Irgendwann platzt mir der Kragen und erkläre deutlich, dass ich nicht gewillt bin noch mehr zu bezahlen. Ich hege eher die Vermutung, dass sie versucht haben einer dummen Touristin etwas zusätzliches Taschengeld abzuluchsen, aber ohne mich! Auf jeden Fall halten sie uns nicht auf als wir wegfahren. Bis zur Teerstrasse auf der Ostseite des CKGR sind es nochmals 100 km Sandpiste. Auf dem Campingplatz der Rakops River Lodge können wir über Nacht stehen.