Mittwoch, 5.12.2018, es ist wieder Zeit für den nächsten Reisebericht, damit sind wir den ganzen Vormittag beschäftigt. Ruth und Antony treffen gegen 17 Uhr ein. Ich koche ein Pilzragout und Ruth macht Reis. Es gibt viel zu erzählen, sie von Ruanda und Uganda und wir von Kenia.

 

Heute Donnerstag ist viel los in unserer Bucht. Sechs Flusspferde tummeln sich wenige Meter entfernt im Wasser. Krokodile sonnen sich am Ufer und zwei Warane spazieren langsam vorbei. Die artenreiche Vogelkolonie leistet uns beim Frühstück Gesellschaft, einfach paradiesisch. Am Abend streiten sich zwei Hypomännchen um ein Weibchen, es geht teilweise recht heftig zu und her. Es ist schon dunkel, als wir ein eigenartiges, knackendes Geräusch hören. Mit der Taschenlampe können wir eine grauslige Situation beobachten. Ein Krokodil verspeist gerade ein Kaninchen oder einen Vogel.

 

Am Freitag, 7.12.2018 brechen wir zusammen mit unseren Freunden Richtung Norden auf. Zuerst geht es zügig auf Teerstrasse voran, doch ab dem Kito Pass müssen wir mit sehr schlechten Pisten vorlieb nehmen. Manchmal zweifeln wir, auf dem richtigen Weg zu sein. Wir kämpfen uns über Berge, dichten Busch und durch Bachbette. Ab und zu treffen wir auf kleine Besiedlungen. Nach 8 Stunden erreichen wir endlich die asphaltierte A1 und kurz darauf das Marich Field Studys Camp. Ruth und Antony sind schon zwei Stunden vor uns eingetroffen. Mit ihrem Land Rover können sie schneller fahren. Wir verbringen eine ruhige Nacht mitten im Wald.

 

Bis Lokichar können wir heute Samstag auf guter Teerstrasse fahren. Von da ist nur noch eine üble Wellblechpiste bis nach Lodwar. Wieder brauchen wir 8 Stunden für 85 Kilometer. Die Australier warten auf uns und haben in der Zwischenzeit einen Übernachtungsplatz in einem Frauenzentrum ausfindig gemacht. Ein Einheimischer zeigt uns den Weg dorthin.

 

Sonntag, 9.12.2018, bevor wir uns auf die 60 km langen Weg nach Eliye Springs am Turkanasee machen kaufen wir noch Wasser und Brot ein. Die Fahrt auf der Sandpiste ist angenehm und führt durch vereinzelte Siedlungen. Hier haben die Hütten eine spezielle Form, sie sind wie ein Iglu gebaut und aus Palmwedeln geflochten. Bereits um die Mittagszeit erreichen wir das Eliye Springs Resort, welches einem Schweizer gehört. Rolf ist allerdings nicht anwesend. Es ist schwül heiss und gewitterhaft. Uns läuft der Schweiss nur so runter. Der See ist vom starken Wind stark aufgewühlt. Der Turkanasee ist der grösste in Kenia und mit seinen 6405 km2 der drittgrösste in Afrika. Beatrice, eine Frau vom Stamm der Turkana bietet wunderschöne, geflochtene Körbe und Schalen zum Verkauf an. Sie trägt einen traditionellen, aus farbigen Plastikperlen gefertigten, überdimensionalen Halsschmuck. Die Haare sind bis auf wenige Büschel geschoren. Gegen Abend treffen noch drei Süddeutsche aus Immenstadt ein. Eine lokale Tanzgruppe tanzt später für eine Südafrikanische Touristengruppe. Wir können kurze Zeit zuschauen, bis sie sich dann an einen anderen Ort verziehen. In der Nacht regnet es mehrmals, so trocknet meine Wäsche aber nicht gut.

 

Am nächsten Vormittag steigen wir die Sanddüne bis zum Dorf hinauf. Kinder rutschen auf Plastikteilen den steilen Hang hinunter. Antony versucht es ebenfalls. Alle haben grossen Spass. Von hier oben hat man eine schöne Aussicht über den See und die Bucht. Zwei Fischer bieten uns Fische von ihrem frischen Fang an. Wir handeln und kaufen für umgerechnet 4 Franken einen grossen rosa Fisch (sieht aus wie eine Lachsforelle, ist aber etwas anderes). Inzwischen ist die halbe Dorfbevölkerung um uns versammelt. Die Mädchen wollen uns ihre Korbwaren verkaufen, wir haben aber bereits gestern eingekauft. Die Erwachsenen tragen alle einen kleinen Holzschemel mit sich. Wie sich herausstellt, werden diese als Sitzhocker und zugleich als Kopfstücke beim Schlafen verwendet. Den Nachmittag verbringen wir am etwas kühleren Seeufer unter Palmen. Schon früh entfachen Antony und Erich ein Holzfeuer, damit wir später den Fisch in der Glut garen können. Nur mit Salz, Pfeffer und Zitronenschnitzen gewürzt und in Alufolie gewickelt dämpft er später in der Kohle. Als Beilage bereite ich ein Gemüserisotto zu. Das Essen schmeckt himmlisch und der Weisswein passt super!

 

Heute Dienstag, 11.12.2018 treten wir den langen Rückweg an. Zuerst wieder durch die Sandebene nach Lodwar und dann die grauenhafte Wellblechpiste bis Lokichar, danach weiter auf Teer zum Marich Field Camp. Als wir gegen 18 Uhr dort eintreffen regnet es ein wenig und es ist bereits dunkel.

 

Mittwoch, 12.12.2018, wir fahren über mehrere Pässe, alle über 2000, durch eine grüne und feuchte Landschaft. Es ist sehr kühl. Um die Mittagszeit erreichen wir Kitale. In der Kleinstadt ist viel los. Heute ist ein Feiertag und alles scheint unterwegs zu sein. Die Geschäfte sind zum Glück offen, so können wir uns mit Lebensmitteln eindecken. Ganz in der Nähe finden wir die Karibuni Lodge. Auf einer grossen Wiese können wir campieren. Da heute mein Geburtstag ist, lade ich die Australier zum Essen ein. Ich mache frischen Teig und dann backen wir 3 Pizzas auf dem Cobb-Grill. Der Abend wird sehr gemütlich und die Pizzas schmecken köstlich.

 

Am nächsten Tag fahren Ruth und Antony in eine Autogarage um einen defekten Reifen zu reparieren. Wir besuchen das ethnologische Museum in Kitale. Hier wird die Lebensweise von verschiedenen Stämmen wie Pokot, Akamba, Luo, Marukwat und Turkan gezeigt (ein kleines Ballenberg). Auf einem Naturpfad durch dichten Dschungel können wir auch Colobus Affen beobachten die in den hohen Bäumen herumturnen. Anschliessend fahren wir durch eines der ehemaligen Kerngebiete der weissen Siedler Kenias bis Eldoret. In der lebendigen Handelsmetropole reihen sich mehrere Einkaufszentren entlang der Hauptstrasse. 22 Kilometer weiter gelangen wir zur Naiberi River Lodge. Hier hat im Jahr 2009 Bill Gates übernachtet. Die wunderschöne Anlage ist im Besitz von Raj Shah, einem der reichsten Inder in Kenia, ihm gehört halb Eldoret. Ruth und Antony sind schon hier. Sie teilen uns mit, dass wir alle zu der Hochzeitsfeier von Raj’s Nichte eingeladen sind. Wir sind sehr überrascht, da wir ihn ja noch gar nicht kennen. Die Feierlichkeiten haben bereits am Dienstag begonnen und dauern noch bis Samstag. Was das wohl kosten wird? Abends fährt uns Raj dann persönlich zur Party in einer grossen Clubanlage. Die Autos stehen Schlange zum parkieren. Durch einen mit Rosen bekränzten Heckenbogen treten wir in einen romantischen Innenhof. Unzählige, weiss gedeckte Tische, eine Bar und eine Bühne auf welcher eine Live-Band spielt erwartet uns. Alles ist in das Licht bunter Lampen getaucht. Die Saris der hübschen Frauen und die Indischen Anzüge der Männer strahlen in allen Farben, Diamanten und Edelsteine funkeln. Wir befinden uns in einem Märchen. Raj begleitet uns sogleich zur Bar. Mit einem guten Drink ausgestattet schlendern wir zwischen den geschätzten 700 Gästen herum. Diese sind aus aller Welt angereist, vorwiegend aus England und den USA. Auf der Bühne werden verschiedene Gesangs- und Tanzaufführungen geboten. Schliesslich wird getanzt, das erinnert uns an Bollywood Filme. Später bringt uns Raj in einen anschliessenden Garten. Dort stehen ca. 10 Stände mit diversen warmen und kalten Indischen Spezialitäten. Wir probieren uns durch die köstlichen, vegetarischen Gerichte. Raj bringt uns auch wieder zum Camp, wo er selbst in einem Haus wohnt. Er lädt uns auch zur morgigen Hochzeitszeremonie ein.

Inzwischen sind Ruth und Walter, Schweizer aus Seelisberg mit ihrem Toyota-Camper eingetroffen. Sie bereisen die Welt bereits seit 10 Jahren. Walter hat auch einen Reiseführer über die Seidenstrasse für die Firma „Reise Know-How“ geschrieben. Ihre Homepage lautet: reisevirus.info, hier sind alle ihre Reisen beschrieben. Erich hat die beiden zu Beginn unserer Afrika-Reise per E-Mail kontaktiert und erfahren, dass sie ebenfalls in Afrika unterwegs sind und ca. zur selben Zeit in Kenia sind wie wir.

 

Sogleich werden auch sie von Raj zur Hochzeit eingeladen. Zuerst findet ein Mittagessen im Sikh-Club statt. Wieder können wir unglaublich gute Indische Gerichte geniessen. Die eigentliche Hochzeit beginnt um 16 Uhr. Diese findet in einem grossen Zelt hinter dem luxuriösen Rupa Einkaufszentrum, welches ebenfalls im Besitz von Raj ist, statt. Auf dem riesigen Parkplatz kommt der Bräutigam in einem alten Land Rover angefahren. Begleitet wird er von tanzenden und Trommel spielenden Freunden. Auf einem Kleinlaster ist eine Musikanlage installiert, ein DJ sorgt für die richtige Stimmungsmusik. Eine Kanone schiesst glitzernde Konfetti über die Zuschauer. Wieder sind sie Frauen in farbenprächtige Saris gekleidet. Im Zelt kann man sich mit Tee und Snacks sowie feinen Samosas versorgen. Es stehen über 600 Sitzgelegenheiten zur Verfügung. Vorne ist eine kleine Bühne mit mehreren Stühlen für die Zeremonie aufgestellt. Ab 17.30 Uhr findet hier die Trauung statt. Diese zieht sich über mehrere Stunden dahin. Leider ist für uns der Ablauf unverständlich. Langsam wird es kühl und die ca. 1000 Gäste plaudern miteinander und gehen umher. Es herrscht ein Kommen und Gehen. Das Befremdet und schon ein bisschen, nur wenige scheinen sich für die Zeremonie zu interessieren. Die Braut traf kurz vor Beginn, begleitet von mehreren Brautführerinnen und –führern in einem prächtigen roséfarbenen, mit Glitzersteinen bestickten Sari im Zelt ein. Endlich um 20.30 Uhr wird zum Abendessen gerufen. Dieses findet in einem grossen Saal in der zweiten Etage im Einkaufszentrum statt. Inzwischen geht die Zeremonie aber immer noch weiter. Wir geniessen ein letztes Mal die unglaublich guten, Indischen Spezialitäten. Um 10 Uhr bestellen wir unsere Taxis und fahren zum Camp zurück. Müde von den vielen Eindrücken und mit vollen Bäuchen fallen wir in unsere Betten.

 

Samstag, 15.12.2018, mit Ruht und Walter tauschen wir noch Reiseinfos aus. Vielleicht treffen wir uns wieder in der Masai Mara. Die Australier sind bereits zum nächsten Übernachtungsort voraus gefahren. Dann machen wir uns ebenfalls auf. Die kurvige Strasse führt uns auf über 2700 m ü.M. Es ist empfindlich kühl. Die Landschaft ist üppig grün, hier werden vorwiegend Kartoffeln, Karotten und Kohl angebaut. Wieder etwas in der Ebene erreichen wir den schönen Campingplatz auf der Kembu Farm. Ein sehr schönes Restaurant mit Aufenthaltsraum ist angegliedert. Hier befindet sich ebenfalls die Kerana Knitters, ein Nonprofit-Unternehmen, welches mehr als 1200 Leute beschäftigt. Wir wollen dieses am Montag besichtigen.

 

 

Sonntag, 16.12.2018, heute heisst es endgültig Abschied nehmen von Ruth und Antony. Wir haben eine sehr schöne Zeit mit ihnen verbracht. Die beiden reisen über Nairobi an den Indischen Ozean weiter. Später fahren sie über Äthiopien und Nordsudan nach Ägypten. Mit dem Schiff soll‘s nach Italien gehen und dann auf dem Landweg zurück nach England. Von dort verschiffen sie ihr Fahrzeug wieder nach Australien. Vielleicht werden wir sie auf einer weiteren Reise in Cairns besuchen. Ich erledige nun die anfallende Wäsche. Wir bleiben noch eine Nacht und wollen dann in Richtung Naivasha See fahren.