Tansania ist ein Land der Superlative. Innerhalb seiner Grenzen liegen der höchste und tiefste Punkt des afrikanischen Kontinents: der Kilimanjaro, 5895 m hoch und der Tanganyika-See, über 1400 m tief. Wie kein anderes afrikanisches Land vereint Tansania die kulturellen Aspekte Zentralafrikas. Das Küstengebiet mit seinen traumhaften Inseln ist stark von orientalischer/indischer Lebenskultur geprägt. Tansania hat sich in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Reiseziele des afrikanischen Kontinents entwickelt und ist dem entsprechend teuer. Fläche: 945‘000 km2 , ca. 60 Mio. Einwohner. Nach 28 Jahren deutscher Kolonialzeit und einer britischen Mandatszeit von 1921 – 1961 führte Julius Nyerere das Land in die Unabhängigkeit.

 

Freitag, 19.9.2018, nach dem Grenzübergang fahren wir durch eine hügelige und sehr grüne Landschaft, welche landwirtschaftlich stark genutzt wird. Grosse Tee- und Bananenplantagen säumen die kontinuierlich ansteigende Strasse. Je mehr wir uns der ersten Stadt in Tansania Mbeya (auf 1700 m ) nähern, umso mehr nimmt der Lastwagenverkehr zu. Die schwer beladenen und völlig untermotorisierten Gefährte kämpfen sich die Anhöhen hinauf, da müssen wir viel Geduld aufbringen. In Mbeya besorgen wir zuerst Bargeld (Tansanische Schillinge) und begeben uns dann nach Mbalizi und zur Autowerkstatt einer Schweizer Mission. Markus Lehner, ein Evang. Pfarrer hat die weit herum bekannte Werkstatt gegründet. Erich meldet unseren Truck für Montag zu einem Oelwechsel an. Übernachten können wir im grossen Hof des nahe gelegenen ICC-Hotels, welches ebenfalls zur Mission gehört. Wir werden gleich von Lydia auf schweizerdeutsch begrüsst, sie lebt bereits seit 30 Jahren hier.

 

Da wir uns bis Montag beschäftigen müssen, fahren wir am Samstag in die Stadt um neue Simkarten bei Vodacom zu besorgen. Die für gewöhnlich einfache Registration der Karten entwickelt sich zu einer 3-stündigen Prozedur. In dieser Zeit kassieren wir eine Parkbusse, welche aber mit Kosten von 20 Rappen zu verkraften ist. Ich suche inzwischen ein Lebensmittelgeschäft, das zeigt sich bald als noch schwieriger. Ein Hilfsbereiter junger Mann begleitet mich dann zu einem kleinen Indischen Laden, wo ich wenigstens das Nötigste einkaufen kann. In dieser Stadt mit über 300‘000 Einwohnern gibt es kein einziges grösseres Geschäft. Endlich um 13.30 Uhr haben wir alles erledigt. Wir beschliessen in die Berge zum „World’s End“ Aussichtspunkt zu fahren. Eine gut ausgebaute Teerstrasse schlängelt sich bis auf 2640 m Höhe (übrigens die höchst gelegene Strasse in ganz Tansania). Die Sicht ist leider etwas durch Dunst verhangen aber trotzdem sehr eindrücklich. Wir fahren noch weiter zur ehem. Goldgräberstadt Chunya, welche aber seit der langsamen Erschöpfung der Goldminen ab 1948 an Bedeutung verloren hat. Da es schon spät ist, beschliessen wir umzudrehen und die Nacht am „Ende der Welt“ zu verbringen. Von anderen Besuchern versteckt, campieren wir hinter hohen Felsen. Der kühlen Luft entsprechend, gibt es heute ein Raclette zum Nachtessen.

 

So, 16.9.2018, heute wollen wir den grössten Meteoriten Tansanias besichtigen. Dieser ist im 90 km entfernten Mbozi zu finden. Er wiegt 13 Tonnen, ist 3.3 m lang, 1.2 m hoch und aus einem Eisen/Nickel Gemisch. Eigentlich unvorstellbar, dass so ein Brocken einfach vom Himmel fällt. Die Nacht verbringen wir wieder auf dem ICC-Hotelgelände. Auf die im Restaurant bestellte Pizza müssen wir über eine Stunde warten, weil wieder mal der Strom ausgefallen ist, in Afrika keine Seltenheit.

 

Am Montag treffen wir um 8.30 Uhr in der Missions-Werkstatt ein. Während Erich den Oelwechsel überwacht, gehe ich ins Dorf. In verwinkelten Gassen und über Bretterstege mache ich mich auf die Suche nach Gemüse und Früchte. Die Einkäufe werden mit viel Gestik und Gelächter abgewickelt. Nach 2 Stunden ist unser Truck wieder betriebsbereit und unsere Reise kann weiter gehen. Die Strasse führt nun wieder ins Flachland hinunter. Beim vorgesehenen Hotel in Makambako, wo wir übernachten wollten, können wir nicht durch das Eingangstor fahren. Wir beschliessen deshalb, zu ca. 50 km entfernt liegenden Seen zu fahren und dort wild zu campieren. Die Landschaft wird immer grüner und die Fahrt auf der erst kürzlich fertig gestellten Strasse geht zügig voran. Direkt an einem der Seen finden wir ein schönes Plätzchen. Eine Gruppe Kinder hütet hier Kühe. Zuerst sind sie sehr scheu und zurückhaltend. Nachdem wir ihnen aber Kekse und Kugelschreiber für die Schule gegeben haben tauen sie auf. Einige verstehen auch ein paar Brocken Englisch. Auf dem See sind Fischer in Mokoros (Einbaum) unterwegs und versuchen mit Schlägen aufs Wasser die kleinen Fische in ihre Netze zu treiben.

 

Di, 18.9.2018, weiter geht es auf der super Strasse bis zur Kisolanza Farm. Ein grosszügiges Campinggelände, mit strohgedeckten Unterständen mit Grillstelle und Bankgarnituren erwartet uns. Die Duschen sind sehr gross und sauber. Im Lavabo-Häuschen stehen sogar Blumen in einer Vase und Stofftücher zum Hände trocknen – welch ein Luxus! Es ist Zeit die Bettwäsche zu wechseln. Ich bin froh, diese dem Personal zu überlassen, es ist noch genug andere Wäsche vorhanden, welche ich mir vornehmen muss. Gegen Abend machen wir noch einen Rundgang auf dem riesigen Farmgelände.

 

Am Mittwoch Vormittag putze ich unser „Haus“ mal wieder etwas gründlicher. Dann unternehmen wir eine kleine Wanderung zu zwei idyllischen Seen, welche auch auf dem Grundstück liegen. Entlang den Ufern entdecken wir viele verschiedene, uns unbekannte Pflanzen. Am Abend kommen Jane und Errol aus Kapstadt auf ein Glas Wein vorbei. Sie sind mit ihrem super ausgebauten Iveco Allrad-Fahrzeug auf dem Rückweg nach Südafrika. Sie geben uns Hinweise zu lohnenden Zielen in Tansania, Kenia und Uganda. Besonders schätzen wir die Adresse eines etwas günstigeren Gorillatour-Anbieters in Uganda. Mal sehen, ob wir uns das leisten können?! Unser gemeinsames nächstes Ziel ist der Ruaha Natonalpark, wir werden uns dort wieder treffen.

 

Die Fahrt am Do, 20.9.2018 führt uns zuerst in die Isimilia Schlucht. Hier sind unzählige prähistorische Funde wie Stein-Äxte, -Speere und Tonwaren zu sehen. Das imposanteste ist aber die Schlucht mit unzähligen, bis 15 m hohen Sandsteinsäulen. Die oberste Schicht aus Lava hält die Säulen stabil. Der nun ausgetrocknete Fluss hat diese Gebilde über die Jahre ins Erdreich gefräst. Man kann das Gebiet mit Kappadokien in der Türkei oder dem Bryce Canyon in den USA vergleichen. Wunderschön! Anschliessend fahren wir nach Iringa. Man kann diese geschäftige Stadt schon von weitem sehen, liegt sie doch auf einem 1600 m hohen Plateau.  Im grossen, gedeckten Markt (wurde von den deutschen Kolonialisten gebaut)finden wir frisches Obst und Gemüse. In einem hübschen Café über einer Behindertenwerkstatt, wo Kleider, Stofftaschen und Souvenirs produziert werden geniessen wir einen feinen Espresso. Hier treffen wir auf zwei junge Schwedinnen, sie erzählen uns begeistert von ihrem Leben hier in Tansania. Dann machen wir uns auf den Weg zum 120 km entfernten Ruaha Nationalpark. Die Piste wird immer schlechter, übles Wellblech schüttelt uns kräftig durch. Um 18 Uhr hat Erich genug, wir bleiben über Nacht in einem sich im Aufbau (oder Abbau?) befindenden Camp. Die in einem grossen Stamm eines Baobab Baumes eingebaute Bar ist originell. Das sehr trübe Duschwasser reicht nur knapp für Erich. Ich verzichte!

 

Fr, 21.9.2018, die letzten 17 km bis zum Parkeingang schaffen wir auch noch. Der Eintritt ist nicht billig, wie alle Parks in Tansania. Für zwei Tage mit Camping und Fahrzeug müssen wir 755 US Dollar hinblättern. Der Ruaha NP gehört aber zu den günstigeren. Auf dem Weg zum Tembo Camp direkt an einem Fluss können wir wunderschöne, dunkel gefärbte Giraffen, Hypos und viele riesige Krokodile beobachten. Kurz vor dem Hauptsitz der Parkverwaltung treffen wir auf einen Nilpferdkadaver. Ein Löwenmännchen versucht noch ein paar leckere Bissen des bereits nach Verwesung riechenden Fleisches zu ergattern. Aasgeier warten bereits im nahen Geäst. Im Camp treffen wir wieder auf Jane und Errol. Auch Alex (Alexandra) und Hajo aus Freiburg i.B. stehen hier mit ihrem Miet-Toyota. Bereits tummeln sich einige Elefanten am nahen Wasser, einfach traumhaft – Afrika pur! Nun steigen die Temperaturen weit über 30 Grad, zum Glück weht ein ständiger Wind. Nach einem spätnachmittaglichen Game Drive mit vielen Tierbeobachtungen, verbringen wir zusammen mit den anderen Reisenden einen gemütlichen Abend.

 

 

Heute Samstag, 22.9.2018  verlassen uns die Südafrikaner und Deutschen wieder, nun haben wir ein Privatcamp im Paradies. Um die Mittagszeit finden sich mehrere Elefanten zum Trinken und Sandduschen ein. Aus kurzer Distanz können wir die imposanten Riesen beobachten. Plötzlich raschelt es im nahen Gebüsch und ein Elefantenbulle kommt auf uns zu. Er verhält sich ruhig, trotzdem flüchten wir in den sicheren Lastwagen als er immer näher kommt. Er beschnüffelt unser Haus und die Campingstühle, pflückt noch einige Blätter vom Baum und begibt sich dann wieder hinunter zum Fluss. Was für ein Erlebnis, wir hier ganz alleine mit einem Elefanten! Gegen Abend machen wir nochmal eine Runde im Park. Wieder begegnen uns viele Tiere. Zum Schluss fahren wir nochmal beim Nilpferdkadaver vorbei, das ist nicht mehr viel zu sehen. Eine Hyäne kaut noch an einem Stück Haut herum und Schakale und Geier streiten um einige Resten. Morgen wird von diesem riesigen Tier nichts mehr übrig sein.