Mo/Di, 11./12.2019, die Formalitäten am Grenzübergang zu Südafrika sind in nur 10 Minuten erledigt, das ist rekordverdächtig. Der Grund dafür ist, dass Namibia, SA und Botswana in einer Zollunion zusammengeschlossen sind. Bis zum ersten grösseren Ort in Südafrika, Springbock, ist die Strecke eher langweilig. In der Kleinstadt kaufen wir ein und besorgen neue Telefon- und Internetkarten. Endlich haben wir wieder Verbindung zur Aussenwelt. Ich bin gerade dabei die Einkäufe einzuräumen, als ein grosses Wohnmobil neben uns anhält. Ich traue meinen Augen nicht – Martina und Ottmar Rauch stehen draussen. Das kann doch nicht sein, soeben habe ich eine WhatsApp von ihnen gelesen, dass sie sich in den Drakensberge aufhalten. Wie sind sie so schnell hierher gelangt? Des Rätsels Lösung, die Nachricht ist schon ein paar Tage alt. Es ist purer Zufall, dass sie unseren Truck in der Seitenstrasse gesehen haben. Wir freuen uns sehr, sie wiederzusehen. Im April haben wir uns im westlichen Tansania das letzte Mal gesehen. Wir verabreden, auf dem Springbock Caravan Park zu übernachten. Am nächsten Tag fahren wir nochmals in den Ort, um Gas aufzufüllen und nochmals Datenvolumen zu kaufen. Marina und Otmar werden wir in der Harteveld Lodge wieder treffen. In der Nacht hat sich der Himmel zugezogen und es wurde sehr kühl. Doch nachdem wir mit unseren Besorgungen fertig waren, kam die Sonne raus. Da entschieden wir nicht die Schnellstrasse zu nehmen, sondern einen Umweg über den Kamisberg zu machen. Die Piste führt durch einsames Gelände bis auf ca. 1600 m Höhe. Vereinzelt fahren wir an kleinen Farmen vorbei. Im Aug./Sept., wenn die Wildblumen blühen, muss es unglaublich schön sein. Jetzt sehen wir nur einzelne Farbtupfer in gelb, orange und lila. Am Nachmittag gesellen wir uns in der Lodge zu unseren wiedergefundenen Reisegefährten.

 

Mi – Fr, 13. bis 15.11.2019, unser heutiges Ziel ist Lambert’s Bay. Auf der Bird Island, die über einen Wellenbrecherdamm zu Fuss erreichbar ist, lebt die grösste Kolonie von Kap-Tölpeln der West Küste. Das Schauspiel ist beeindruckend. Z.Z. sollen sich ca. 17'000 dieser Vögel hier aufhalten. Auch Kormorane, Möwen und andere Seevögel treffen sich hier zum Brüten. Dummerweise haben wir schon etwas gegessen. Im Hafen bei «Isabell’s» soll es sehr gutes Seafood geben. Ein Glas Weisswein gönnen wir uns aber schon. Eigentlich wollten wir hier im örtlichen Camping bleiben. Ruch’s sind zur Vensterklip Lodge gefahren, diese ist gar nicht weit von hier entfernt und wir fahren auch dorthin. Wir treffen sie aber nicht an. Hier wird überall gebaut und renoviert, alles ist etwas chaotisch. Zudem verlangen sie 500 Rand für eine Übernachtung und mit Kreditkarte kann man nicht bezahlen. Per WhatsApp fragen wir Martina wo sie stecken. Danach fahren wir auch an die Küste zum Elands Bay Hotel. Hier hat es 5 Stellplätze mit Sicht auf’s Meer. Heute Abend essen wir im Hotel-Restaurant eine sehr gute Fischplatte. Am Donnerstag trennen sich unsere Wege wieder. Wir wollen weiter der Küste entlang, Marina und Otmar haben andere Pläne. Unterwegs sehen wir noch den längsten Güterzug der Welt. Auf der «Ore Export Line» wird Eisenerz vom Northern Cape zum Exporthafen in Saldanha transportiert. Acht Loks ziehen 342 Waggons mit je 100 Tonnen Eisenerz, der gesamte Zug ist 3780 Meter lang und wiegt über 40'000 Tonnen. Die Fahrt entlang der Küste ist sehr schön, An einem kilometerlangen, weissen Strand machen wir Mittagspause. Erich wagt sich sogar kurz ins eisige Wasser. Es weht ein kräftiger Wind. Die Lagune von Langebaan ist ein Mekka für Kite-Surfer. Der Himmel ist voll von bunten Schirmen und die Cracks zeigen ihr Können. Der direkte Weg führt durch den West Coast NP. Tiere sehen wir nur vereinzelt, dafür ist der Ausblick über die Lagune atemberaubend. Der Wind fegt uns aber beinahe von den Felsen. Der Caravan Park in Yzerfontein ist nur durch eine Düne vom Strand getrennt. Die Beach ist menschenleer, wir machen lange Spaziergänge. Der Platz mit 121 Stellplätzen ist nur spärlich belegt, das soll sich am Wochenende aber ändern. Gleich vor dem Camping-Eingang gibt es eine Bäckerei, welche sehr gutes Brot, Olivenbrotstangen und «Pasteis de Nata», eine süsse Spezialität aus Portugal verkauft. Himmlisch! Erich versucht es nochmals mit einem Bad im Atlantik, aber schon nach einem kurzen Fussbad gibt er es wieder auf, es ist einfach zu kalt.

 

Sa/So, 16. und 17.11.2019, der windigen Atlantikküste entlang fahren wir Richtung Kapstadt. Hier wurde in den letzten Jahren viel gebaut. Villen und Appartement-Türme reihen sich aneinander. Der Tafelberg bei Kapstadt ist schon lange zu sehen. Heute ist er mit einem sogenanntes «Tischtuch» bedeckt (das ist so, wenn eine weisse Wolkenschicht über die Bergflanken schwappt). Das Panorama ist unglaublich schön, kein Wunder, dass Kapstadt zu einer der schönsten Städte der Welt gezählt wird. In dieser Stadt schliesst sich der Kreis unserer bisherigen, 1 ½ Jahre dauernden Rundreise durch das südliche Afrika. Wir fahren direkt zur Waterfront, wo wir uns auf einem 24-Stunden-Parkplatz stellen. Von hier aus können wir alles bequem zu Fuss erkunden. Heute treffen wir uns mit Esther und Philipp, die beiden haben wir unterwegs in Sambia getroffen. Jetzt arbeiten und studieren sie in Kapstadt, sie als Gynäkologin und er als Zellbiologe. Philipp’s Mutter ist gerade auf Besuch. Nach einem gemütlichen Bummel durch einen kleinen, angesagten Markt fahren wir zu ihrem neuen Zuhause. Sie wohnen in einem hübschen, modern umgebauten Reihenhaus mit zwei Patios, so dass die Räume mit viel Licht erfüllt sind. Im lebhaften Quartier hat es originelle Geschäfte und Restaurants. Wir essen in einer sehr guten Pizzeria. Mit dem Uber-Taxi fahren wir zurück an die Waterfront, wo wir unseren Truck parkiert haben. Herzlichen Dank für eure Gastfreundschaft liebe Esther, lieber Philipp. Wir wünschen euch weiterhin viel Spass und Erfolg in Kapstadt. Am Sonntag besuchen wir das neu eröffnete Museum für zeitgenössische, afrikanische Kunst im «Silo» MOCCA. Die ehemaligen Getreidespeicher wurden aufgetrennt, es entstand eine sehr spezielle Architektur. Über dem Museum wurde ein luxuriöses Hotel eingebaut. Zimmer sind ab 1300 US Dollar erhältlich. Seit unserem letzten Besuch in Kapstadt ist die Waterfront noch mehr gewachsen. Unzählige Restaurants, Einkaufstempel und Hafenbecken, wo teure Luxusjachten vor Anker liegen, sind entstanden. Eine Wohnung hier zu besitzen wäre traumhaft, aber wohl kaum erschwinglich. Nach einem Abstecher in die alte Longstreet und zum Bo-Kaap, das Malaienviertel mit seinen bunten Häusern, essen wir im Baia-Restaurant feine Fischgerichte und schlafen eine weitere Nacht auf dem Parkplatz.

 

Mo bis Do 18. – 21.11.2019, wir verlassen das traumhaft schöne Kapstadt und fahren ins Weingebiet von Stellenbosch. Im Mountain Breeze Camping verbringen wir eine Nacht und fahren dann an die Küste nach Sommerset West und Gordons Bay. Der heftige, kalte Wind ist nicht gerade einladend. Am späteren Nachmittag treffen wir wie vereinbart bei unseren langjährigen Freunden Ingrid und Luca Bein auf ihrem Weingut bei Stellenbosch ein. (breinwine.com, ihr Merlot ist in der Schweiz bei savinis.ch erhältlich). Wie immer werden wir herzlich empfangen. Unseren Truck dürfen wir auf dem Vorplatz ihres schönen, im kapholländischen Stil gebauten Hauses abstellen. Auch von den vielen Tieren, wie Hunde, Katzen, Hühner, Laufenten und Esel werden wir freundlich empfangen. Wir fühlen uns wie immer sehr wohl hier. Im Gästehaus logieren Christine und Hans Sigrist aus der Schweiz. Sie sind regelmässige Gäste bei Bein’s, reisen aber am nächsten Tag wieder ab. Ingrid kann es nicht lassen und lädt uns gleich zu einem feinen Risotto ein. Am Mittwoch besuchen wir Tulbagh, eines unserer favorisierten Ortschaften. Am Vormittag besuchen wir das Museum vom Drostdy Hof, einem alteingesessenen Weingut. Danach probieren wir die exquisiten Pralinenkreationen bei Monikis. Meine schon seit Kapstadt andauernde Magenverstimmung ist danach beinahe auskuriert. In der Church Street stehen noch viele alte, im kapholländischen Stil gebauten Häuser. Nach einem verheerenden Erdbeben im Jahr 1969 wurden diese von Experten in jahrelanger Arbeit rekonstruiert. In der historischen Strasse parken heute drei Boliden. Es sind Bugatti-Modelle der neuesten Generation. Jeder Rennwagen kostet mehrere Millionen. Eines der Fahrzeuge hat eine Zuger Nummer. Wie reich müssen die Besitzer wohl sein? In einem lauschigen, kleinen Restaurant essen wir eine Kleinigkeit und kaufen noch Olivenoel aus der Region. Das deutsche Produzenten-Ehepaar ist gerade im Laden anwesend und spricht uns an. Wie sich herausstellt, kennen sie die viel gereisten Odermatts aus der Innerschweiz, welche wir in Kenia getroffen haben. Danach besuchen wir das moderne, mit viel Kunst ausgestattete Weingut Saronsberg und anschliessend die Champagner-Kellerei Krone – «Twee Jonge Gezellen», welche im Jahr 1710 gegründet wurde. Wegen eines grossen Verkehrsstaus treffen wir leider zu spät bei Bein’s ein. Den Donkey-Walk haben wir nun verpasst. Wieder kommen wir in den Genuss eines sehr guten Nachtessens, begleitet von ihren ausgezeichneten Merlot-Weinen. Wir schwelgen in alten Erinnerungen und geniessen einen gemütlichen Abend.

 

Am nächsten Morgen heisst es schon wieder Abschied nehmen von diesem herrlichen Ort. Herzlichen Dank liebe Ingrid, lieber Luca für eure unglaubliche Gastfreundschaft. Wir kommen immer wieder gerne hierher. Zunächst machen wir dann einen Abstecher zum riesigen «Canal Walk»-Einkaufszentrum in Century City. Eine gewaltige, sehr schön gestaltete Überbauung mit Hotels, Appartements und einem Park mit einer Insel, welche von schiffbaren Wasserkanälen umgeben ist. Um sich im Zentrum nicht zu verlaufen braucht man einen Orientierungsplan. Nun geht’s nordwärts bis zum Ganzekraal-Camp an der Jakobsbay. Hier ist es etwas weniger stürmisch. Wir stehen nur wenige Meter vom Ufer entfernt in einer rauen, aber reizvollen Landschaft.

 

 

Fr, 22.11.2019, bis nach Paternoster sind es nur noch 85 Kilometer. Hier haben wir morgen eine Verabredung zum Mittagessen mit unseren Freunden Marianne und Werner Huber aus der Schweiz. Sie verbringen einen dreiwöchigen Urlaub an der Westküste. Wir werden einige Tage mit ihnen zusammen die Gegend erkunden. Im Cape Columbine Nature Reserve, wo wir an der Titiesbaai campieren, hier steht auch der letzte noch bemannte Leuchtturm Südafrikas.