Nach einem 6-wöchigen Aufenthalt in der Schweiz sind wir am 27. Mai wieder in Livingstone gelandet. Bevor wir wieder auf Abenteuerreisen gehen, möchten wir uns bei unseren Familien und Freunden herzlich bedanken. All die Einladungen, die guten Gespräche und eure Unterstützung haben wir sehr genossen. Es ist schön zu wissen, dass man in der Heimat nicht ganz vergessen gegangen ist.

 

Montag, 27.05.2019, pünktlich um 13.30 Uhr landen wir in Livingstone. Mit dem Taxi fahren wir direkt zu «Foleys», um unseren Truck abzuholen. Die Starterbatterien sind leer, doch nach dem Überbrücken läuft er sofort an. Wir fahren zum Waterfront Camp und richten uns im LKW wieder ein.

 

Am Mittwoch, nach einem Ruhetag und einem Grosseinkauf im Shoprite geht’s los Richtung Norden. Ca. 20 km nordwestlich von Choma steuern wir den Campingplatz auf der Bruce Miller Farm am Nkanga-Fluss an. Der Platz liegt idyllisch unter Bäumen scheint aber schon länger nicht mehr genutzt worden zu sein. Kein Mensch ist weit und breit zu sehen und in den WC- und Dusch-Häuschen hängen überall Spinnweben. Beim Eindunkeln werden wir von Mio. von Mücken überfallen, schnell machen wir die Luken dicht.

 

Wir verlassen die Farm mit schlechtem Gewissen, ohne etwas zu bezahlen. Die Teerstrasse bis Namwala (ca. 160 km) ist gut zu befahren. Hier zweigen wir auf einen Sandpfad ab, welcher entlang einer Stromleitung bis nach Itezhi-Tezhi führt. Der Weg wird offensichtlich selten befahren, vor allem nicht von Lastwagen. Der Busch wird immer dichter und die Äste hängen tief. Mehrmals muss Erich aufs Dach steigen und welche davon heruntersägen. Das Dickicht wird aber auch von grossen «Plains» (weite Ebenen) unterbrochen. Während der Regenzeit sind diese überflutet und unpassierbar. Irgendwann hören wir ein Zischen und unsere erste Vermutung bestätigt sich, wir haben einen Reifenschaden. Der linke hintere Pneu weist einen langen Riss auf, er ist nicht mehr zu retten. Anscheinend wurde er durch einen der vielen Baumstrünke am Wegrand verletzt. Jetzt sind wir gefordert. Zuerst den Ersatzreifen vom Dach werfen, das ist der einfachste Teil der Aktion. Erich hat Spezialwerkzeug, aber der Gummi sitzt sehr fest auf der Felge. Nach schweisstreibenden Stunden springt der Reifen endlich weg. Das Aufziehen des neuen Pneus erweist sich nicht minder schwierig. Wir schuften wie die blöden und endlich, nach drei Stunden harter Arbeit ist das Werk vollbracht. Es wurde auch Zeit, denn um 18 Uhr geht die Sonne unter und nach weiteren 15 Minuten ist es dunkel. Wir sind völlig fertig und unglaublich schmutzig (so ein Reifen wiegt etwa 100 kg). Jetzt sind wir um die Dusche sehr froh. Die Gegend scheint menschenleer zu sein, nur ein einzelner Viehhirte führte seine Kühe vorbei.

 

Freitag, 31.05.2019, weiter geht’s durch dichtes Buschland, doch schon bald lichtet sich das Blätterwerk und wir durchfahren eine weitere Ebene, in der verstreute Palmen-Inseln stehen. Kurz darauf erreichen wir die Longola Hot Springs. Ca. 60-grädiges Wasser dringt hier auf grosser Fläche aus dem Boden. Der letzte Streckenabschnitt bis Itezhi-Tezhi und den gleichnamigen Damm führt durch herrliche Palmenhaine und hübsche, sehr ursprüngliche Ansiedlungen. Unterhalb der New Kalala Lodge, direkt am Ufer des Stausees finden wir einen schönen, ruhigen Stellplatz. In der Nacht funkeln unzählige Lichter auf dem Wasser, diese markieren die Fischernetze.

 

Am nächsten Tag scheinen wir Glück zu haben, die Verbindungsstrasse zum Kafue NP ist neuerdings geteert. Doch bald ist es mit dem flotten Fahren vorbei, anscheinend ist dem Bautrupp der Asphalt ausgegangen. Über 35 km müssen wir uns nun über eine sehr schlechte Erdpiste quälen. Komischerweise ist das letzte Drittel der Strasse dann wieder asphaltiert. Am Kafue-Fluss in Roy’s Camp werden wir von Bea und Edi aus Zürich begrüsst. Sie sind für ein halbes Jahr in Afrika unterwegs. Ebenfalls ist eine 6-köpfige Gruppe mit drei Fahrzeugen aus Südafrika an Ort. Die Männer interessieren sich brennend für unseren Truck. Im Fluss tummeln sich Nilpferde und Krokodile, Elefantenherden kommen zum Trinken. Wir bleiben zwei Nächte, abends am Lagerfeuer plaudern wir mit dem sehr sympathischen Schweizer Paar.

 

Donnerstag, 3.6.2019, auf einen Besuch im Kafue NP müssen wir leider verzichten. Ohne Ersatzreifen wollen wir das Risiko einer weiteren Panne nicht eingehen. Also fahren wir direkt nach Lusaka. Vorbei an Farmgebiet mit Baumwoll-, Sonnenblumen- und Maisfeldern erreichen wir den Stadtrand nach 280 Kilometern. Wir suchen sogleich mehrere Reifenhändler auf, doch keiner hat das passende Modell. Von der Grösse wäre es kein Problem aber sie haben keine Offroad-Reifen, Michelin schon gar nicht. Zwei Händler bieten uns an, welche zu suchen. Wieder übernachten wir im Wanderer’s Camp mitten in der Stadt. Am Abend erreicht uns eine Whatsapp von Bruce Miller. Er beschimpft uns darin ganz gehörig, dass wir seinen Campingplatz ohne zu bezahlen benutzt haben. Wie er Erichs Handy-Nr. ausfindig gemacht hat ist uns ein Rätsel. Das da niemand war, dem wir die Camping-Gebühren bezahlen konnten und wir die Infrastruktur nicht benutzt haben interessiert ihn nicht. Wir bitten um seine Bankverbindung und überweisen ihm am nächsten Tag das Geld. Erichs Nachforschung im Internet über diesen charmanten Herrn ergibt ein unerfreuliches Bild, er gilt als arrogant, cholerisch und sehr unfreundlich was wir nur bestätigen können.

 

Die Wartezeit überbrücken wir am nächsten Tag mit einem Stadtbummel. Im Camp verfügen sie doch tatsächlich über eine Waschmaschine, diese Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen und gebe einen ganzen Berg Wäsche ab. Inzwischen hat sich einer der Reifenhändler gemeldet. Er hat einen einigermassen passenden Pneu gefunden (Marke Sumitomo, Japan). Gegen Abend wird dieser zu uns ins Camp geliefert. Den defekten Reifen nimmt ein Angestellter des Camps, irgendwie wird er daraus noch Geld schlagen. Wenn wir schon in der Stadt sind hat Erich den LKW noch für einen Oelwechsel angemeldet. Am Donnerstag fahren wir dafür zuerst zu MacFarlanes. Alles ist schnell erledigt und mithilfe einiger Männer können wir auch noch den neuen Pneu aufs Dach bugsieren. Jetzt sind wir wieder ausgerüstet und fahren bis zum Pioneers-Camp auf einer Farm. Die schöne Lodge mit grosszügigem Campingplatz unter schattenspendenden Bäumen verleitet uns zu zwei Nächten Aufenthalt. Erich hat auch noch einiges am Truck zu erledigen, wie schmieren der Gelenke und reinigen der Solarzellen. Auf dem Platz herrscht ein reges Kommen und Gehen von anderen Abenteurern.

 

Sa, 8.6.2019, heute verlassen wir den schönen Platz, schliesslich ist unser nächstes Ziel der South Luangwa NP, ca. 700 km nordöstlich von Lusaka. Die Strasse führt zuerst durch ebenes Farmland und steigt dann in Kurven stetig an. Die Landschaft wird immer schöner, das Laub der Bäume ist bunt gefärbt. Die Nacht verbringen wir im Bridge Camp, welches etwas erhöht am unteren Ende des Luangwa Flusses liegt.

 

Am nächsten Tag fahren wir früh um 7.30 Uhr los. Wir haben einen weiten Weg bis Chipata. Auf der neuen Strasse geht es zügig voran und es sind nur wenige Lastwagen unterwegs. In Chipata kaufen wir erstmal ein. Um alles Nötige zu bekommen müssen wir in drei Geschäfte gehen. Trinkwasser erhalten wir erst im letzten Laden. Etwas ausserhalb der Stadt übernachten wir im Mama Rula Camp. Ein nettes Paar aus Holland gesellt sich zum Apéro zu uns.

 

 

Mo, 10.6.2019, heute fahren wir nach Mfue, wo sich der Parkeingang zum Luangwa NP befindet. Kurz vor dem Ort besuchen wir Tribal Textiles. Hier werden wunderschöne Batikstoffe hergestellt, woraus dann Kissenbezüge, Tischdecken-, -sets, Servietten usw. genäht werden. Bei einer kuren Führung durch die Produktion können wir den ganzen Arbeitsablauf verfolgen. Muster werden von Hand auf den Baumwollstoff (aus Zimbabwe) gemalt und die Naturfarben stammen aus Südafrika. Die ganze Arbeit erklärt dann auch die hohen Preise. In schön gestalteten Ausstellungsräumen sind die fertigen Erzeugnisse dann zum Kauf angeboten. Ein weiteres Projekt ist das recyceln von alten Glasflaschen. Aus Scherben oder ganzen Flaschen werden Schalen und Trinkgläser zusammengeschmolzen. Zudem verkaufen diverse Künstler aus der Gegend Holzschnitzereien, Flechtwaren und Metallskulpturen. Meine Kreditkarte muss wieder einmal leiden. Bis zum Wildlife Camp ausserhalb des Parks sind es noch 7 km zu fahren. An der Reception erleben wir eine Überraschung, der Campingplatz ist ausgebucht. Nach kurzer Diskussion können wir uns aber trotzdem hinstellen, am nächsten Tag wird dann ein Platz für uns frei. Die Lage am Luangwa Fluss ist atemberaubend schön, wir beschliessen mindestens 4 Tag zu bleiben.