So, 11.11.2018, ganz in der Nähe ist eine Moschee, wir werden täglich um 5 Uhr früh vom Ruf des Muezzin geweckt. In der Nacht bewachen uns die beiden grossen Haus-Hunde. Ich schreibe heute endlich den lange fälligen Reisebericht, Erich gesellt sich wieder zu Ulli in dessen Werkstatt. Meine Arbeit wird von zum Teil aggressiven Predigten und lauten Gesängen aus der nahe gelegenen Gemeindehalle begleitet. Anschliessend spazieren wir zum Strand und erstehen unterwegs einen originellen WC-Rollen-Halter in Form eines Affen aus Holz.

 

Heute Montag darf ich Hedi’s Waschmaschine benutzen. Das ist eine grosse Erleichterung, wenn ich die Bettwäsche nicht von Hand waschen muss. Dann trifft Sofie die Masseuse ein. Für 5 Franken gönnen wir uns eine stündige Ganzkörpermassage, das tut richtig gut! Hedi zeigt mit noch die neusten Kleider-Kreationen ihrer Schneiderin, sehr schick.

 

Am 13.11.2018 fahren wir mit dem Taxi nach Mtwapa zum Einkaufen und Geld zu organisieren. Heute Abend sind wir bei Hedi zu einer „Bernerplatte“ eingeladen. Das Sauerkraut macht sie selbst, dazu gibt es Speck, Würstli, Rindsfilet und Salzkartoffeln. Es schmeckt sehr gut und es wird ein sehr gemütlicher Abend.

 

Jetzt haben wir uns lange genug verwöhnen lassen, wir wollen heute Mittwoch weiter Richtung Malindi fahren. Die Abreise verzögert sich aber, weil wir noch lange mit Hedi und Ulli plaudern. Ca. um 11 Uhr machen wir uns auf den Weg und fahren vorerst bis zu den Gede Ruinen. Die Überreste einer Suaheli-Stadt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts sind überraschend gut erhalten. Besonders das „Nobelviertel“, wo die Häuser aus Korallenstein gebaut sind, ist noch gut zu erkennen. Es ist extrem heiss, uns läuft der Schweiss in Bächen den Körper hinunter. Anschliessend besichtigen wir noch das Schmetterlings-Projekt. Hier werden diese hübschen Tiere gezüchtet, um den Küstenwald von Arabuko Sokoke zu retten. Die Idee ist simpel: wenn die Bauern durch die Zucht und den Verkauf von Schmetterlings-Puppen gut verdienen, wird sich automatisch ihre Einstellung zur Schutzwürdigkeit des Waldes ändern. Abnehmer der Schmetterlinge sind Zoos und Volièren in der ganzen Welt und es funktioniert. Zum Übernachten fahren wir nach Watamu zum Ocean Sports Hotel. Dieses gehört zu den ältesten Hotels in der Region. Es wurde 1957 eröffnet und sieht, allerdings nach mehreren Renovationen, immer noch gut aus. Die grosse Terrasse bietet einen wunderbaren Ausblick über die malerische Bucht mit bizarren Felsformationen. Als wir von unserem Strandspaziergang, vorbei an weiteren schönen Hotelanlagen zurückkommen, wird unser Truck bereits von einem Engländer bewundert. Kurz darauf gesellt sich noch Stephan aus Wien dazu. Beide sind sehr interessiert und löchern uns mit Fragen über die Machart, Leistung und Preis des Fahrzeugs. Stephan bleibt bis 11 Uhr nachts, wir quatschen über Gott und die Welt.

 

Donnerstag, 15.11.2018, unser heutiges Ziel ist die Barefoot-Lodge in Mambrui, nördlich von Malindi. Die Zufahrt zu finden erweist sich aber als schwierig, schliesslich führt uns ein Einheimischer auf den richtigen Weg über die Sanddünen. Der Aufwand lohnt sich aber sehr. Eine wunderschön gelegene Anlage, mit Zeltunterkünften, Restaurant, Beach-Bar und Open air-Dusche erwartet uns. Wir können ganz vorne am Strand stehen, momentan sind wir die einzigen Gäste. Die Hochsaison beginnt erst im Dezember, der Tourismus in Kenia hat aber seit den vergangenen Terroranschlägen auch erheblich abgenommen. Abends werden wir vom sehr netten Besitzerehepaar Selma und Eddie begrüsst. Sie haben zwei hübsche Töchter im Alter von 10 und 13. Jackson, unser Nachtwächter entzündet ein Lagerfeuer und stellt zwei bequeme Liegen daneben. Dem perfekten Strandleben steht nichts mehr im Weg. Die nächsten Tage verbringen wir mit relaxen, schwimmen im warmen und flachen Meer und lesen. Kochen muss ich auch nicht mehr, Eddie ist Profikoch. Heute Abend verwöhnt er uns mit Krabbensalat, selbstgemachter frischer Rosmarin-Focaccia inkl. div. Gewürzoelen, dann gibt es Orangenreis auf Rucola mit grilliertem Fisch, Crevetten und Calamares. Zum Nachtisch serviert er uns frische Ananas mit Joghurtsauce. Wir sitzen am Strand, das Lagerfeuer prasselt und Mondschein taucht die Landschaft in romantisches Licht. Nach dem Essen gesellen sich Selma und Eddie zu uns. Wir erfahren dass Selma indische Vorfahren hat. Eddie ist in Kenia geboren und hat als Kind und junger Mann die ganze Welt bereist. Bereits früh am Morgen ist es heiss, da gibt’s nur eins, ab ins Wasser. Dieses schimmert golden, weil der Sand mit viel Glimmer durchmischt ist. Schwer beladene Eselkarren, wassertragende Frauen, Mopedfahrer und spielende Kinder bewegen sich auf dem breiten Strand. Ansonsten können wir die kilometerlange Bucht ganz für uns in Anspruch nehmen. Ebbe und Flut merkt man wegen dem vorgelagerten Riff kaum. Auf unseren Spaziergängen finden wir zwei prächtige Villen mit Pool und allem Luxus, beide sind leer und stehen zum Verkauf. Nicht weit von unserem Camp ist ein Hotel mit Kite-Schule. Auf grossen Betten direkt am Strand räkeln sich ältere, weisse Damen mit ihren jungen, schwarzen Lovern. Sextourismus ist allgegenwärtig. Heute kocht uns Eddi auf einem Holzkohleofen eine Indische Fischpfanne. Wir schauen ihm dabei zu und erfahren so das extrem leckere Rezept. Mit Reis und frischem Chapati-Bort serviert einfach ein Gedicht!!!

 

Heute Sonntag, 18.11.2018 kommen 15 italienische Touristen zum Mittagessen. Selma und Eddie bereiten ein 7-Gang-Menü zu, bereits um 6.30 Uhr beginnen sie mit den Vorbereitungen. Wir merken allerdings nicht viel davon, das Essen wird im Restaurant serviert. Am Abend ist wieder Ruhe eingekehrt und wir sitzen mit der Familie an der Strandbar. Eddie kocht uns heute eine weitere Spezialität: Krebs an Ingwersauce. Zur Vorspeise gibt es gemischten Salat mit Crevetten. Um den Krebs zu Essen benötigt es etwas Handarbeit. Die Gemüse-Ingwer-Sauce entfaltet im Mund eine unglaubliche Geschmacksexplosion, einfach himmlisch. In einer Woche findet in Malindi ein Kochwettbewerb unter den Hotelküchen statt. Wir hoffen sehr, dass Selma und Eddie gewinnen werden. So gut gegessen haben wir schon lange nicht mehr!

Irgendwann sind auch die schönsten Zeiten vorbei, wir wollen/müssen weiter. In Malindi erledigen wir am Montag, 19.11.2018 unsere Einkäufe. Der Ort war einmal eine Touristenhochburg vor allem für Italiener. Heute sind die meisten Hotels in eher schlechtem Zustand, in den Strassen trifft man aber immer noch oft auf ältere Weisse. Unser Plan ist, den Tsavo East-Park zu durchqueren und dann weiter Richtung Norden zu fahren. In den letzen Tagen war es sehr schwül und jetzt entladen sich Gewitter draussen über dem Meer und auch im Tsavo-Park. Bei starkem Regen werden die Sandpisten schmierig und schwer befahrbar. Zudem verziehen sich die Tiere dann ins Gebüsch. Wir beschliessen deshalb wieder über Mombasa zu fahren. Das gibt uns die Gelegenheit, nochmals bei Hedi und Ulli zu übernachten.

 

Dienstag, 20.11.2018, bei Hedi darf ich wieder waschen und Erich flickt den defekten 12-Volt-Anschluss. In Ullis Werkstatt findet er sogar lange Schrauben womit er unsere Campingstühle reparieren kann. Am zweiten Abend lädt uns Hedi zu einem Raclette mit echten Schweizer Käse ein.

 

Nun heisst es aber endgültig Abschied nehmen von den zwei Lieben. In Mombasa müssen wir im Zollbüro für den nächsten Monat unseres Aufenthaltes in Kenia die Strassengebühren entrichten. Das Büro finden wir dank GPS recht schnell, aber dann geht der Administrationsmarathon los. Bis Erich endlich erfährt was für Dokumente verlangt werden, vergeht eine Stunde. Er muss vorab Formulare auf einer Internetseite ausfüllen. Im entsprechenden staatlichen Büro verfügen sie aber nicht über einen Internetanschluss, so muss er sich im Lastwagen über unseren Router einloggen. Nach einer weiteren ¾ Std. sind die Papiere soweit fertig und online abrufbar. Wieder im Zollbüro muss Hussein der Sachbearbeiter mit seinem eigenen Handy die Formulare abrufen, sein PC am Arbeitsplatz funktioniert nicht. Auch das Zahlungssystem geht nicht. Nun muss Erich zur nächsten KBC-Bank, um die Gebühren von 41 Dollar zu überweisen. Alles in allem vergehen über drei Stunden um alles zu erledigen. Dann geht die Fahrt weiter durch die Stadt auf extrem schlechten Strassen und durch mehrere Baustellen zur Hauptstrasse nach Nairobi. Mehrmals zweifeln wir, auf dem richtigen Weg zu sein. Kurz nach 17 Uhr erreichen wir unser Ziel, das SAU-Camp in Voi. Dieses ist sehr rudimentär, verfügt aber über DU/WC, man muss einfach die Augen vor dem Schmutz schliessen.

 

Am Donnerstag, 22.11.2018 geht die Fahrt weiter Richtung Norden. So früh ist die Hauptverkehrsachse zwischen Mombasa und Nairobi noch nicht so stark befahren. Immer wieder treffen wir am Strassenrand auf grasende Zebras und Horden von Pavianen. Die neue, von den Chinesen gebaute Schnellbahn, welche parallel zur Strasse verläuft, begleitet uns. Mitten in der Pampa stehen immer wieder pompöse Bahnhofsgebäude, wer da wohl zusteigen wird? Für die Mittagspause verlassen wir die Hauptstrasse. Kaum angehalten, werden wir schon von Kindern und Jugendlichen belagert. Sie haben grossen Spass, Fotos von unserem Truck zu schiessen. Auch sind sie natürlich neugierig, wie es Innendrin aussieht. Es sind aufgeweckte, fröhliche und respektvolle Kinder. Was mich belastet, ist die Gewissheit, dass die Mehrheit davon keine rosige Zukunftsaussicht hat. Die Arbeitslosigkeit in Kenia beträgt bestimmt 30%. Die Statistiken geben allerdings nur 11.4% an. Wieder unterwegs, kassieren wir eine saftige Busse wegen eines unerlaubten Überholmanövers. Die Lastwagen sind aber auch extrem langsam, weil total überladen. In Makundi besucht Erich ein Medizin-Center. Er lässt sich die seit längerem verstopften Ohren spülen. Diese Dienstleistung lassen sie sich mit 80 Franken aber sehr gut bezahlen. Schon von weitem sind die goldenen Zwiebeltürme des Sikh-Tempels von Makundi zu sehen. Diese Tempel stehen allen Menschen, unabhängig von ihrer Konfession offen. Wir dürfen im grosszügigen Hof übernachten. Wir könnten auch kostenlos ein Zimmer haben. Das vegetarische Essen, welches zudem sehr gut schmeckt, ist sowieso offeriert. Für den Besuch der verschiedenen Tempel müssen wir lediglich eine Kopfbedeckung anziehen und barfuss gehen. Spenden nehmen sie gerne entgegen, sind aber nicht Pflicht. In der Nacht regnet es heftig.

 

Am nächsten Tag fahren wir nach Machakos. Dieser Ort war Ende des 19 Jh. eine wichtige Versorgungsstation der Karawanenroute von der Küste nach Uganda. Von hier führt eine recht gute Asphaltstrasse durch eine hügelige, sehr grüne Gegend. Grosse Sisalplantagen säumen die Strasse. Am Nachmittag erreichen wir die 14 Wasserfälle beim Ol Doinyo Supak NP. Die Fälle sind recht beeindruckend und erinnern an die Iguazù-Wasserfälle in Brasilien, allerdings ist dies hier eine Miniaturversion davon. Der Geruch nach Abwasser ist nicht gerade berauschend und als wir näher kommen, sehen wir den Schaumteppich. In der Luft über den Wasserfällen schweben sogar Schaumflocken. Igitt, wir würden nicht mal den kleinen Zeh ins Wasser stecken! Wir übernachten ganz in der Nähe auf dem Vorplatz einer Lodge.

 

 

Samstag, 24. 11.2018, die Weiterfahrt führt durch „Del Monte Land“. Kilometerlang breiten sich Ananas Plantagen links und rechts der Strasse aus. Vereinzelt gibt es auch Del Monte Verkaufsläden, wo man Fruchtsäfte und Dosenfrüchte kaufen kann. In Thika besuchen wir das Blue Post Hotel. Das Kolonialgebäude, gebaut 1908 hat schon glanzvollere Tage gesehen. Die Lage auf einer Halbinsel, eingerahmt von den beiden Wasserfällen der Flüsse Chaina und Thika, hat aber nichts von seinem Reiz verloren. Die gepflegte, ausladende Gartenanlage ist bemerkenswert. Weiter geht’s Richtung Mount Kenya. Die Anfahrt zu unserem nächsten Ziel, das Rapid’s Camp, erweist sich als sehr anspruchsvoll und lang. Das idyllisch, direkt am Sagara-Fluss gelegene Camp lohnt aber diese Anstrengung. Unterwegs passieren wir grosse, erosionsgeschädigte Flächen mit tiefen Einschnitten und turmartigen Gebilden aus Sandstein. Das Rapid’s Camp hat seinen Namen wegen den vorgelagerten Stromschnellen und dem Wasserfall erhalten.