Mittwoch, 20.02.2019, ab der Grenze Ruanda/Tansania kommen uns schwer beladene LKW’s entgegen. Manche sind in halsbrecherischem Tempo unterwegs und nehmen keine Rücksicht auf entgegenkommende Fahrzeuge, so dass uns mehr als einmal einer auf unserer Spur nur knapp verfehlt. Jetzt muss sich Erich wieder auf Linksverkehr einstellen, wie in den meisten Ländern in der südlichen Hälfte Afrikas. Ruanda bildet da mit Rechtsverkehr eine Ausnahme. Langsam wird es dunkel und wir sollten nach einem Übernachtungsplatz Ausschau halten. Schliesslich entdecken wir einen Steinbruch wo wir etwas entfernt von der Strasse, versteckt hinter Gebüsch stehen können.

 

Am nächsten Tag geht es auf der immer schlechter werdenden Asphaltstrasse bis Nyakanazi weiter. Hier biegen wir auf eine Piste Richtung Südwesten ab, diese ist noch in einem viel schlimmeren Zustand. Eine neue Piste ist im Entstehen, aber leider noch nicht dem Verkehr freigegeben, obwohl diese auf weiten Strecken fertig ist. Zu allem Übel entlädt sich ein heftiges Gewitter über uns. Blitze zucken am schwarzen Himmel. Das Fahren wird immer mühsamer und die Piste immer schlammiger. Zum Glück hat es nur wenig Verkehr, so dass Erich um die tiefen Wasserlöcher herumkurven kann. Unser Truck ist bald mit rot-braunem Dreck zugepflastert. Unterwegs treffen wir auf erhöhte Polizeipräsenz, das ist in Tansania allerdings nichts Ungewöhnliches. Das MG bestückte Fahrzeug kommt uns dann aber doch etwas sonderbar vor. Kurz darauf werden wir von einem Polizisten gestoppt. Nach mehrmaligen Rückfragen verstehe ich endlich was er uns mitteilen will. Bald soll ein „Hohes Tier“ vorbeifahren, deshalb müssen wir die Fahrbahn frei halten. Tatsächlich brettert bald darauf ein Fahrzeugkonvoi mit ca. 20 Toyotas inkl. Ambulanz an uns vorbei. Zu unserem Erstaunen benutzen auch die die alte, löchrige Piste. Nun können wir weiter fahren, bald hört auch der Regen auf und die Piste wird besser und breiter. Am späten Nachmittag suchen wir einen geeigneten Stellplatz. Etwas abseits im dichten Urwald werden wir fündig. Jetzt scheint sogar die Sonne wieder.

 

Donnerstag, 21.1.2019, bis Kasulu sind die Pistenverhältnisse abwechseln von sehr gut bis schlecht. Die durchnässte Erdstrasse ist wie mit Schmierseife überzogen, beim Bremsen ist Vorsicht geboten. Schon bald nach dem Abzweiger nach Kigoma beginnt eine breite Teerstrasse. Jetzt geht es zügig über die Hügel die letzten 80 km und hinunter zum Tanganyika-See und nach Kigoma. Hier versuchen wir unsere alten Tansania-Tel.-Karten aufzuladen. Aber auch im vierten Laden funktioniert das nicht. Unverrichteter Dinge und ohne Tel.- und Internetverbindung fahren wir weiter bis zum Jakobsen’s Beach Campingplatz. Hier treffen wir auf Martina und Ottmar Rauch aus Deutschland. Sie sind mit einem sehr schön und raffiniert ausgebauten Iveco-Camper unterwegs. Auch ein junges Holländisches Paar steht hier mit ihrem Toyota direkt am Seeufer. Es ist schwül und heiss, also ab ins kühle Nass! Der Tanganyika-See ist eines der wenigen, bilharziosefreien Gewässer in Afrika.


Eckdaten zum Tanganyika-See:
Länge: 700 km
Breite: durchschnittlich 50 km
Tiefe: 1470 m!!!
Längster und zweittiefster See der Welt

 

Die nächsten beiden Tage verbringen wir mit ausruhen, lesen, Wäsche waschen, plaudern und vorwitzige Affen verscheuchen. Erich fährt nochmal nach Kigoma wo er eine neue Telefon- und Datenkarte bei Vodacom ersteht. Erst jetzt haben wir vernommen, das diese nach 3 Monaten abgelaufen sind, deshalb konnte die alte nicht aufgeladen werden. Martina und Ottmar sind auch begeisterte Afrika-Fahrer und haben dem entsprechend viel Erfahrung. Von Ottmar erhält Erich dann auch Flüssigmetall, um die undichte Stelle am Oelfilter-Gehäuse abzudichten. Auch Fliegengitter für die Fahrerkabinen-Fenster erhalten wir geschenkt. Unsere gemeinsamen Apéros müssen wir jeweils unter Dach geniessen, weil sich jeden Abend ein Gewitter entlädt. Die Regenzeit macht sich eben schon bemerkbar.

 

Sonntag, 24.2.2019, Martina und Ottmar fahren früh um 8 Uhr ab Richtung Sambia. Wir nehmen es gemütlich und kaufen zuerst noch in Kigoma ein. Leider hat die Reparatur-Aktion des Oelfilters nichts gebracht, der Truck verliert weiterhin Oel. Auf der kommenden Strecke von ca. 340 km gibt es wahrscheinlich keine Möglichkeit, welches zu kaufen, deshalb fragen wir bei diversen Tankstellen danach. Erst bei der dritten erhalten wir einen Tipp, wo wir welches erhalten. Versteckt in einer Hinterhof-Werkstatt wird Erich dann auch fündig. Bis Uvinza geht es dann schnell auf guter Strasse voran, anscheinend etwas zu schnell. Prompt werden wir von einer Polizeikontrolle gestoppt. Erich diskutiert und verhandelt und siehe da, der Polizist lässt uns springen. Anscheinend gibt es auch Gesetzeshüter in Tansania, welche nicht korrupt sind. In Uvinza fahren wir an grossflächigen, stillgelegten Salinen vorbei, danach führt eine gut ausgebaute Piste durch dichten Miombo-Wald. Nur selten begegnen wir anderen Fahrzeugen. Wegen der vielen Tsetsefliegen wohnt hier kein Mensch. Durch die schwüle Hitze bilden sich immer mehr Gewitterwolken, die sich dann schon bald heftig entleeren. Dank dem Regen werden wir von den lästigen Fliegen verschont. Zwischen farbigen Felsen und baumartigen Kakteen finden wir einen Platz für die Nacht. Hier ist es bestimmt ruhig. Plötzlich klopft es an der Tür, wer kann das sein? In dieser Einöde wohnt doch bestimmt niemand. Zwei junge Leute aus Deutschland stehen draussen im Regen und fragen, ob sie neben uns campieren dürfen. Welch eine Frage! Sie sind zu viert und müssen bei diesen nassen Verhältnissen ein Zelt aufbauen. Wir beneiden sie nicht und laden sie in unsere trockene Stube ein. Das Gewitter ist dann aber bald vorbei.

 

Am nächsten Morgen sind die Deutschen früh auf und fahren bereits um 7 Uhr weg. An unserer Türe klebt ein Zettel mit dem Hinweis, dass es gestern für einen Besuch bei uns nicht mehr gereicht hat, sie aber gerne mit uns in Kontakt treten würden. Die Sonne guckt zwischen den restlichen Gewitterwolken hervor und verzaubert die Landschaft. Die nassen Blätter glitzern in vielfältigen Grüntönen, zusammen mit der rotbraunen Erde, den dunklen Baumsilhouetten und dem blauen Himmel bildet das ein tolles Farbenspiel. Erich kann das aber nicht geniessen, er muss sich auf die rutschige Fahrbahn konzentrieren. Zwei LKW’s liegen bereits im Strassengraben. Nun treffen wir auch vereinzelt wieder auf menschliche Ansiedlungen. Plötzlich, nachdem Erich einem tiefen Loch ausweichen musste, rutscht unser Truck weg und bleibt im Strassengraben stecken. Die beiden rechten Reifen haben sich tief im Morast vergraben, an ein Hinauskommen ist nicht zu denken. Zum Glück hat es eine hohe Böschung, sonst hätten wir kippen können. Was nun? Wir können nur warten und hoffen, dass uns ein anderer LKW hinaus zieht. Tatsächlich hält schon bald einer und bietet uns seine Hilfe an. Leider hat er zu wenig Kraft, auch mit Luft reduzieren in unseren Reifen und dem Unterlegen von Sandblechen ist nichts zu machen. Ein Passant in einem PKW verspricht uns, einen Bagger zu organisieren, was aber einige Zeit dauern werde. Also bleibt uns nichts anderes übrig als weiter abzuwarten. Nach vier Stunden hält ein anderer, schwererer Lastwagen. Die Männer packen beherzt zu und beim zweiten Versuch klappt es dann tatsächlich. Ein Abschleppband ist gerissen, aber unser Truck steht auf festem Grund, welch eine Erleichterung! Dem Mann mit dem Bagger schreiben wir eine SMS, dass wir gerettet sind. Nach nur 5 Kilometern kurz vor Mpanda beginnt dann eine neue Teerstrasse, welche vor dem Katavi NP endet. Dort in der Katavi Hyppo Lodge finden wir einen schönen Platz zum stehen. Das Holländische Pärchen welches wir in Kigoma getroffen haben ist auch hier. Sie kamen auch auf der Strasse vorbei, als unser Truck aus dem Dreck gezogen wurde. Im nahe gelegenen Fluss tummeln sich mehrere Nilpferde, Erich ist begeistert. In der Abenddämmerung werden wir von Mio. kleiner, mottenartigen Fliegen überfallen. Schleunigst verziehen wir uns ins Innere, versprühen Insektizid und löschen die Lichter. Am nächsten Morgen wischen wir trotz all dieser Massnahmen eine Menge dieser Plaggeister am Boden zusammen.

Wir bleiben noch einen Tag hier am schönen Fluss. Erich versucht noch eine andere Methode, das defekte Gehäuse abzudichten, leider wieder ohne Erfolg. Wenn wir keine Lösung finden, heisst es in Zukunft an den Tankstellen: „Bitte Oel auffüllen und Diesel kontrollieren“. Das geht ganz schön ins Geld. Ca. alle 300 km müssen 5 l Oel nachgefüllt werden. Ein Ersatzteil zu finden ist hier unmöglich. Wir müssen anscheinend bis April damit zurechtkommen. Dann fliegen wir für sechs Wochen in die Schweiz, dort können wir ein neues Gehäuse beschaffen. Dank einem heftigen Abendgewitter bleibt heute die Fliegeninvasion aus, aber mit draussen sitzen ist auch nichts. In der Nacht lärmen die Hyppos und spazieren an unserem Truck vorbei, auch eine Hyäne heult ganz in der Nähe.

 

Mittwoch, 27.2.2019, bevor wir die 60 km durch den Katavi NP unter die Räder nehmen, halten wir bei der NP-Werkstatt am Parkeingang und kaufen wieder Motorenoel. Ausser Impalas sehen wir keine Tiere während der Durchfahrt. Ab Lyazumbi ist wieder Asphalt, doch wir biegen schon bald auf eine Piste Richtung Westen und Tanganyika-See ab. Bis Kipili und ans Seeufer sind es nochmals 70 km. Wie aus dem Internet zu erfahren ist die schöne, von Südafrikanern geführte Lodge leider geschlossen. Wir können aber bei einer Missionsstation übernachten. Nach den Beschreibungen im Reiseführer haben wir uns den Ort schöner vorgestellt. Der Regen hilft auch nicht gerade. Der bei Sonnenschein sicher wunderschönen Bucht sind mehrere Inseln vorgelagert. Eine davon ist in Privatbesitz. Hier sollen sich die „Reichen und Schönen“ dieser Welt erholen. Eine Übernachtung im luxuriösen Chalet liegt im 4-stelligen Bereich. Wir sind etwas bescheidener und begnügen uns mit einem Wiesenplatz.

 

Als wir am nächsten Tag aufbrechen wollen, wird uns mitgeteilt dass die Strasse durch einen stecken gebliebenen Lastwagen blockiert ist. Wir müssen warten bis dieser weggeräumt ist. Mir ist das Recht, seit gestern fühle ich mich nicht wohl und kann noch etwas Ruhe brauchen. Endlich um ca. 10 Uhr erhalten wir einen Anruf mit der Mitteilung, dass die Strasse wieder frei ist. Heute fahren wir bis Sumbawanga, der letzten Stadt vor der Grenze nach Sambia. Die Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltet sich dann aber als schwierig. Der schön in einem kleinen Park gelegene Country Club wird gerade umgebaut und beim Holland Hotel ist die Einfahrt zu niedrig. Schliesslich können wir im Morovani Conference Center im Innenhof stehen und die sanitären Anlagen in einem Hotelzimmer benutzen. Bei der Anfahrt haben wir eine Werkstatt entdeckt, welche Alu schweissen kann. Erich will morgen nochmals versuchen, unser Oelleck zu beheben.

 

 

Freitag, 1.3.2019, der erste Versuch, das Oelfilter-Gehäuse zu schweissen scheitert. Also muss es Erich erneut ausbauen und nochmals zur Werkstatt fahren. Grossflächig geschweisst hoffen wir nun, dass es endlich dicht ist. Leider haben wir kein Glück, es hat alles nichts gebracht. Erich hat aber noch nicht resigniert, montiert alles wieder ab und fährt nochmals in die Werkstatt. Ob es nun hält oder nicht, morgen fahren wir zur Grenze nach Sambia.