Namibia

Mit 824'292 qkm ist Namibia etwa doppelt so gross wie Deutschland, und mit 1.8 Einwohnern pro qkm eines der am dünnsten besiedelten Länder der Erde. Im 18. Jh. Begann die Erforschung Namibias durch Jäger, Reisende und fahrende Kaufleute. Erste Handelskontakte mit Herero und Nama entstanden. Zugleich nützen Walfänger die geschützte Bucht von Walvis Bay als sicheren Hafen. Wenige Jahre später wurde die erste englische Mission in Warmbad gegründet. Deutsche Missionare folgten mit mehreren Niederlassungen. Der deutsche Kaufmann Adolf Lüderitz tätigte die ersten Landkäufe und erbat beim Reichskanzler Bismarck den Schutz seines Eigentums. 1884 erklärte Bismarck Lüderitzland daraufhin zum deutschen Protektorat. Deutsche Schutztruppen schlugen die Aufstände der Nama und Herero in blutigen Kriegszügen nieder. Viele Deutsche liessen sich im Land nieder und gründeten Farmen und Handelsposten. Der 1. Weltkrieg warf seine Schatten auch auf die deutschen Kolonien. Die Schutztruppe musste kapitulieren und das Gebiet wurde dem Völkerbund und Südafrika zur Verwaltung unterstellt. Um dem im Nazideutschland wieder erstarkten Kolonialgedanken entgegenzutreten, internierte die Administration während des zweiten Weltkrieges Teile der deutschen Bevölkerung Namibias in Lagern oder stellten sie auf ihren Farmen unter Arrest. Danach folgten Jahre unter südafrikanischer Verwaltung mit der Einführung der Apartheitsgesetze und die Einrichtung von schwarzen «Homelands». Erst im März 1990 wurde Namibia in die Unabhängigkeit entlassen. Zu den faszinierendsten Relikten der Kolonialzeit gehört ihre Architektur. Vor allem die Repräsentativbauten wurden im Stil des wilhelminischen Deutschland gebaut. Auch die deutsche Sprache ist bis heute noch weit verbreitet.

 

Do/Fr, 19.+20.9.2019, der Grenzübertritt geht schnell und problemlos vonstatten. Auf der namibischen Seite führt die Piste durch den Mahango NP. Wir nutzen die Fahrt und gehen auf Pirsch entlang des Okavango Flusses. Am Ausgang wird eine kleine Gebühr verlangt. Erst beim zweiten Camp finden wir einen freien Stellplatz. Im Ndhovu Safaris Camp werden wir gleich in deutscher Sprache begrüsst. Neben uns campen Silvie und Andri aus Berlin, ein aufgestelltes Pärchen. Auf der 2-stündigen Bootsfahrt entdecken wir neue Vogelarten, wie Bienenfresser, Zwergkingfischer und sogar einen Wiedehopf. Krokodile und Nilpferde fehlen natürlich auch nicht. Am nächsten Vormittag besuchen wir den Buffalo Park. Die Wege führen in Stichstrassen zum Fluss hinunter und wir bekommen viele Tiere zu Gesicht, auch Rappen- und Pferdeantilopen. Wir sind die einzigen im Park. In der kleinen Siedlung Divundu wollen wir noch etwas einkaufen, der Laden schliesst samstags aber bereits um 14 Uhr. Im schön an Fluss gelegene Shametu Camp, welches wir schon länger reserviert haben, verbringen wir dann zwei Nächte. Wir gönnen uns wieder einmal ein Essen im Restaurant und faulenzen am Pool mit Sicht auf die Popa Falls Stromschnellen.

 

Mo, 23.9.2019, heute fahren wir ca. 200 km entlang der Grenze zu Angola bis Rundu. In der lebendigen Stadt mit mehreren grossen Lebensmittelläden kaufen wir ein und besorgen neue SIM-Karten. Etwas ausserhalb finden wir im Samsitu-Camp einen schönen Platz direkt über dem Fluss. Wegen der anhaltenden Trockenheit ist der Kavango zu einem seichten Bach geschrumpft. Man könnten zu Fuss nach Angola gelangen. Kleine Krokodile und Fischotter tauchen manchmal auf.

 

Di/Mi, 24./25.9.2019, auf der gut ausgebauten B8 Richtung Süden kommen wir schnell voran und erreichen am frühen Nachmittag Roy’s Camp. Welch ein origineller Ort! Schon das Eingangstor schmücken skurrile Mobiles aus Tierknochen, Holzstücken und verrostetem Metall. Im Camp und rund um den Restaurant- und Pool-Bereich findet sich ein Sammelsurium an Antiquitäten, Auto- und Metallteilen, zum Teil zu originellen Gebrauchsgegenständen umfunktioniert. Der Platz ist gut belegt, wir lernen interessante Leute kennen. Die heisseste Tageszeit verbringen wir im kühlen Wasser des Pools und am Abend geniessen wir ein sehr gutes Essen auf der romantisch beleuchteten Terrasse. Erich freut sich über das Wildfleisch von der hauseigenen Farm.

 

Am Donnerstag fahren wir nach Tsumeb. In der modernen Lodge mit Campingplatz «Kupferquelle» bleiben wir eine Nacht. Der Besuch in der «Cultural Village» ist enttäuschend. Hier werden Behausungen der verschiedenen heimischen Stämme wie Himba, Herero, Ovambo, San usw. gezeigt. Leider ist die Anlage in sehr schlechtem Zustand. Am Nachmittag nehmen uns unsere belgischen Nachbarn in die Stadt und zum Minen-Museum mit. Neben Darstellungen der Erzabbaumethoden ist auch die Kultur der Heikom-San sehr detailliert dokumentiert. Ebenfalls ist eine umfangreiche Mineraliensammlung zu sehen. Am Abend treffen wir uns mit Ingrun und Helge. Das junge Paar lernten wir im Mana Pools NP in Zimbabwe kennen. Ingrun betreibt ein schönes B&B in der Stadt, Helge arbeitet als Ingenieur in der hiesigen Mine.

 

Fr, 27.9.2019, auf dem Weg zum Etosha NP stoppen wir am Otjikoto See. Dieses 50 m tiefe Loch ist durch Wegsacken des karstigen Untergrundes bei Höhleneinstürzen entstanden. Das Wasser wird zur Bewässerung der umliegenden Farmen genutzt. Eine voluminöse Dampfmaschine, Überbleibsel einer Pumpstation, versorgte früher den Wasserbedarf der Minen. Die im Jahr 1915 hier stationierten Militäreinheiten der deutschen Truppen versenkten ihre Kanonen in diesem Wasserloch. Einige später geborgene Exemplare sind im Museum in Tsumeb ausgestellt. Die Weiterfahrt bis zum Parkeingang ist asphaltiert und schnell gemeistert. Wir werden aber erst am folgenden Tag in den Park einreisen und verbringen noch eine Nacht im Tamboti Camp. Dieses ist eines von mehreren Lodges und Camps der luxuriösen Onguma-Anlage.

 

Früh um 7 Uhr stehen wir am Ost-Eingang zum Etosha NP. Im Namutoni Camp bezahlen wir die Eintrittsgebühren (hier ist alles sehr günstig: 2 Tage für 2 Personen inkl. Fahrzeug kosten nur 22 Franken). Kurz statten wir dem alten deutschen Fort einen Besuch ab. Der weisse, burgähnliche Bau ist schon von weitem zu sehen. Die Pisten im Park sind in hervorragendem Zustand und sogar für PW’s zu befahren. Im Zentrum des mit 22'000 qkm halb so grossen Parks wie die Schweiz liegt die etwa 5000 qkm umfassende Etosha-Salzpfanne. Besonders an den Wasserstellen können wir viele verschiedene Tiere beobachten. Hier sehen wir auch unsere ersten Spitzmaulnashörner und Honigdachse. Wegen der vielen Löwen ist es strikte verboten, das Fahrzeug zu verlassen. Allerdings fehlt es komplett an gesicherten Toilettenanlagen oder Picknick-Plätzen. Die Distanzen von Camp zu Camp sind aber sehr gross, irgendwann drück dann die Blase zu sehr. Wir können ja in unserem «Haus» die Toilette benutze, dafür müssen wir aber kurz aussteigen. Prompt werden wir erwischt und der Parkwächter erteilt uns einen scharfen Verweis. Wir sind froh, nicht wie angekündigt sofort aus dem Park verwiesen zu werden. Im Vorfeld wurde uns mitgeteilt, dass sämtliche Campingplätze im Park ausgebucht seien. Wir versuchen es trotzdem bei zwei Camps, allerdings ohne Erfolg. Beim Rastlager Okaukuejo verlassen wir den Park auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz. Da hier alles eingezäunt ist, können wir nicht wild campieren. Auch die Camps ausserhalb sind belegt. Wir haben aber Glück, denn vor einer Woche wurde ein neuer Campingplatz eröffnet, nur wenige Kilometer vom Park entfernt. Die Etosha Trading Post ist originell eingerichtet. Jeder Stellplatz verfügt über einen eigenen Sanitärblock aus Bruchsteinmauern mit überdachter Terrasse. Alles ist auf Alt getrimmt. Im grossen, der Tankstelle angegliederten Laden, ist alles Nötige für Reisende wie wir erhältlich. Auch ein Swimmingpool und ein Wasserloch, wo Tiere zum trinken kommen ist vorhanden. Wir beschliessen, zwei Nächte zu bleiben und von hier aus Pirschfahrten im Park zu unternehmen.

 

Mo, 30.9.2019, wieder stehen wir um 6 Uhr auf, so dass wir möglichst früh im Park sind. Die Ein- und Ausgangskontrollen werden sehr locker gehandhabt, wir werden nie kontrolliert. Anscheinend vertrauen sie auf die Ehrlichkeit der Touristen. Schon nach kurzer Fahrt Richtung Westen kommen uns drei Tüpfelhyänen entgegen. Sie beäugen unser Fahrzeug nur kurz und trotten weiter. Etwas später erreichen wir den «Märchenwald» aus bizarren Moringabäumen. Die letzten dieser knorrigen und mager belaubten Bäume sind zum Schutz eingezäunt. Am nächsten Wasserloch löschen Orix-Antilopen, Schakale, Strausse, Zebras, Giraffen und Strausse ihren Durst. Plötzlich tauchen aus einer Staubwolke etwa 80 Elen-Antilopen auf. Die Szenerie ist atemberaubend. Etwas abseits liegt eine Löwenfamilie unter einem Strauch und wartet auf eine gute Jagdgelegenheit. Zur Mittagszeit treffen wir im Camp Olifantsrus ein. Das Camp und der westliche Teil des Parks sind erst seit 2014 dem allgemeinen Tourismus geöffnet. Wie in jedem Camp hat es hier eine Wasserstelle. Allerdings ist der Beobachtungsposten erhöht und über einen Holzsteg zu erreichen. Man sieht demnach von oben auf die Tiere hinab. Ein grosser Elefantenbulle mit riesigen Stosszähnen bespritzt sich mit Schlamm und bietet eine tolle Wasser-Show, nur wenige Meter von uns entfernt. Das Camp ist ebenfalls ausgebucht. Wir dürfen allerdings auf dem Picknick-Areal übernachten, deshalb hängen wir noch einen weiteren Tag im Etosha NP an. Im Zentrum der Anlage ist eine grosse, betonierte Plattform mit einem hohen Kran. Vor 30 Jahren wurden hier 500 Elefanten geschlachtet, weil die Population im Park zu gross war.

 

 

Di, 1.10.2019, der westlichste Teil des Parks ist nicht so interessant. Wir entdecken nur wenige Tiere in der verdorrten, hügeligen Landschaft. Kurz vor Mittag verlassen wir die Etosha am Galton Gate. Von hier bis Ruacana an der Grenze zu Angola sind es ca. 250 km vorwiegend schnurgerade Asphaltstrasse. Unterhalb des Ruacana-Kraftwerkes campen wir zwei Nächte bei den Hippo-Pools direkt am Kunene-Fluss (Grenzfluss zu Angola). Wir haben den grossen, idyllischen Platz für uns allein. Nur zwei Jungs aus dem Dorf mit ihrer Ziegenherde schleichen neugierig um unseren Truck. Die Aussicht ist malerisch, nur die Hitze ist kaum zu ertragen. Hier im Norden des Landes sind die Temperaturen um die 40-Grad-Marke.