Sonntag, 25.11.2018. Die Nacht im Rapid’s Camp war sehr unruhig. Bis Mitternacht lief laute Discomusik. Erich schlief wie immer tief wie ein Bär. Für den Rückweg nehmen wir eine kürzere und bessere Piste. In Sagana fahren wir Richtung Kutus und Mount Kenya. Wie meistens ist der 5199 m hohe Gipfel in Wolken gehüllt. Die Strecke führt am Südhang des Berges durch fruchtbares hügeliges Gebiet ostwärts. Da es hier oft regnet ist alles grün. Wir fahren durch hübsche Dörfer und grosse Teeplantagen. Das Wetter meint es gut mit uns, für kurze Zeit zeigt sich der spitze, mit Schneefeldern gespickte Gipfel des Fünftausenders. Weiter Richtung Norden machen wir einen Abstecher nach Nyeri. Hier besuchen wir die „Raka“-Käsefabrik. Den Tipp bekamen wir von Selma & Eddie vom Barefoot-Camp. Wir melden uns telefonisch an und obwohl es Sonntag ist, dürfen wir vorbeischauen. Ein hilfsbereiter Motorradfahrer bringt uns zum versteckt liegenden Eingang. Hier decken wir uns mit Mozzarella, Cheddar, Blauschimmel-, Ziegen- und Pizzakäse ein. Das sollte nun für einige Zeit ausreichen. Anschliessend fahren wir noch 35 km bis zur Naro Moru River Lodge. Die grosse Anlage mit Camping, Hotel, Bungalows und diversen Sportanlagen ist sehr schön am Fluss gelegen. Leider werden die ehemals hübschen Gebäude wie viele in Afrika zu wenig unterhalten, so dass alles etwas vergammelt aussieht. Hier ist es empfindlich kühl, liegt die Lodge doch schon auf über 2000 m ü.M. Sie dient auch als einer der Ausganspunkte für die Besteigung des Mt. Kenya.

 

Am nächsten Tag können wir es gemütlich nehmen, da unser nächstes Ziel nur wenige Kilometer entfernt ist. Kurz vor Mittag treffen wir im originellen Trout Tree Restaurant ein. Unglaublich! Das Restaurant ist auf verschiedenen Ebenen in einen riesigen Feigenbaum gebaut. Die Spezialität ist frische Forelle, diese werden in Becken unterhalb des Baums gezüchtet. Wir sitzen hoch oben im Geäst, umgeben von dichtem Dschungel in dem sich Colobus Affen tummeln und geniessen fantastisch zubereiteten Fisch. Dazu Gemüse, frisch gebackenes Brot und eine Flasche Chardonnay, besser geht’s nicht! Geräucherte Forelle muss natürlich mit in unseren Vorrat. Unser nächster Halt ist in Nanyuki, hier überqueren wir auch den Äquator. Mehrere internationale Militär-Ausbildungscamps für Elitekämpfer befinden sich in der Umgebung der Stadt. Überall treffen wir auf Soldaten. In einem gut sortierten Supermarkt decken wir uns mit ausreichend Lebensmitteln ein, die nächsten Tage werden wir in der Wildnis verbringen. Die Landschaft wechselt langsam von üppigem Grün in gelbe, trockene Savanne. Unser Ziel, das Samburu Reserve erreichen wir heute aber nicht mehr. Wir übernachten im Rangelands Hotel. Beim angegliederten Campingplatz ist in den sehr schmutzigen Sanitäranlagen kein Wasser vorhanden. Deshalb dürfen wir auf das Hotelgelände fahren und dort das Bad eines Bungalows benutzen. Das Hotel ist ausgebucht, da hier momentan ein Jugendseminar vom Roten Kreuz stattfindet. Wir bleiben noch einen Tag und nutzen den Waschservice.

 

Am Mittwoch, 28.11.2018 brechen wir früh auf und erreichen kurz vor 9 Uhr den Eingang zum Samburu- und Buffalo Springs National Reserve. Wir müssen uns nicht registrieren und bezahlen sollen wir wenn wir zurück kommen. Das kommt uns etwas seltsam vor aber vielleicht wird das hier so gehandhabt. Wir fahren gleich zum Evaso Nigro-Fluss, welcher sich durch den ganzen Park schlängelt. Entlang des Ufers wachsen riesige Doumpalmen und verschiedene Akazienarten. Schon bald treffen wir auf erste Wildtiere. Eine grosse Gruppe Oryx-Antilopen und ein Grevy-Zebra kreuzen die Piste. Solche Zebras sehen wir zum ersten Mal. Sie sind sehr fein gestreift und haben grosse, runde Ohren. Ebenfalls neu für uns sind Generuk, wegen ihres langen Halses auch Giraffenantilope genannt, wunderschöne Netzgiraffen, Somali-Strausse mit blauen Beinen, und sehr elegante, blau/schwarze Perlhühner. Unzählige Vögel tummeln sich im Buschwerk und singen in allen Tonlagen. Wir passieren mehrere Luxus-Camps entlang des Flusses. Hier treffen wir auch wieder einmal auf andere Touristen, allerdings sind alle organisiert in Gruppen unterwegs. Unser Übernachtungsplatz liegt direkt am Fluss und verfügt über rudimentäre WC- und Duscheinrichtungen. Der wunderschöne Platz entschädigt aber für alles. Ein Angestellter kommt kurz vorbei und macht für uns ein Lagerfeuer, dann sind wir in der Wildnis wieder ganz alleine. Die Stimmung ist einzigartig, wir fühlen uns wie im Film „Out of Africa“. Die einzigen Störenfriede sind die Affen und Paviane.

 

Heute Donnerstag, fahren wir über den Fluss in den südlichen Buffalo Springs Park. Wie der Name schon sagt, gehen wir hier auf die Suche nach Wildbüffeln, leider ohne Erfolg. Ein Gewitter braut sich zusammen und als es dann zu regnen beginnt verziehen sich die Tiere ins dichte Gebüsch. Zurück im Samburu Park haben wir aber grosses Glück, wir treffen auf drei Löwen, ein Männchen und zwei Weibchen. Sie liegen faul im Schatten und lassen sich durch uns nicht stören. Kurz darauf können wir eine grosse Elefantenfamilie beobachten, welche den Fluss durchquert, ein herrlicher Anblick. In Sichtweite der Löwen machen wir Mittagspause. Leider bleibt es unbeständig mit kurzen Regenschauern, deshalb brechen wir unsere Pirschfahrt etwas früher ab. Der Fluss führt nun nach dem Regen viel mehr Wasser als gestern. Die Paviane sind heute sehr frech. Ich halte mich im Innern des Fahrzeugs auf, allerdings mit dem Rücken zur Tür und schon schleicht sich ein frecher Kerl hinein und stiehlt einen Sack Kartoffeln.

 

Freitag, 30.11.2018, wir werden von Affen geweckt, welche auf unserem Dach rumturnen. Schweren Herzens müssen wir von diesem wunderschönen Platz  Abschied nehmen. Auf dem Weg zum Ausgang treffen wir wieder auf viele Wildtiere. Ein Elefant wendet eine ganz spezielle Technik an, um Grasbüschel zu fressen. Um diese zu lösen umfasst er sie mit dem Rüssel und kickt kurz mit einem Fuss daran. Am Ausgang müssen wir nun noch für unseren Aufenthalt bezahlen. Wieder wollen sie keine Personalien von uns und sie erlassen uns die Gebühren für den LKW. Das erscheint uns alles etwas suspekt. Da nur selten Individualtouristen den Park besuchen, benutzen sie wahrscheinlich die Gelegenheit und das Geld gelangt direkt in die Taschen der Kassenwarte. Wieder in südlicher Richtung unterwegs, begegnen wir am Strassenrand einer grossen Herde Kamele. Wegen der trockenen Gegend haben hier die Farmer von Rindern auf Kamele umgestellt. Nun wollen wir den Mt. Kenya auf der Ostseite umfahren. In Meru kaufen wir ein und kurz nach der Stadt queren wir wieder den Äquator. Ein verbeultes Schild weist darauf hin. Dann geht es rauf und runter durch eine wunderschöne, saftig grüne Berglandschaft. Jeder einigermassen zugängliche Fleck Erde wird landwirtschaftlich genutzt. Hauptsächlich werden Kartoffeln, Mais, diverse Gemüse sowie Tee und Kaffee angebaut. Die Erzeugnisse können an Ständen entlang der Strasse gekauft werden. Auch wir decken wir uns mit frischen Früchten und Gemüse ein. Wieder in Kutus haben wir den Mt. Kenya einmal umrundet. Nun fahren wir die Südflanke des Berges hoch bis zur Castle Forest Lodge (2180 m ü.M). Hier befinden wir uns wieder in einer ganz anderen Welt. Pferde, Kühe und Ziegen weiden auf saftig grünen Almwiesen. Das Hauptgebäude wurde bereits 1910 aus Flusssteinen gebaut. Von der Terrasse aus geniesst man einen weiten Ausblick ins Tal. Angeblich soll Queen Elizabeth von England auch schon hier gewesen sein. Verschiedene, chaletähnliche Gebäude bieten ca. 30 Gästen Unterkunft. Wir campen mitten auf einer Wiese, die sanitären Anlagen sind sehr gepflegt. Von einer etwas höher gelegenen Wiese aus sieht man den Gipfel des Mount Kenya. Die Lodge ist von dichtem Urwald umgeben. Selbst auf dieser Höhe soll es u.a. auch Elefanten, Büffel, Löwen und Leoparden geben. Überall sind Schilder angebracht, dass man ohne Schutzbegleitung das Gelände nicht verlassen soll. In dieser wunderschönen Bergwelt bleiben wir zwei Nächte. Am Samstag landet ein Helikopter. Der CEO der KCB Bank stattet seinen Kaderleuten einen Kurzbesuch ab. Diese wurden für ein paar Tage zu einem Workshop in diese abgelegene Lodge verbannt.

 

Sonntag, 2.12.2018, während der Nacht hat es stark geregnet. Auch unser Aufbruch findet bei strömendem Regen statt. Erich muss rückwärts aus dem Gelände fahren, prompt bleibt er an einem alten Baumstumpf hängen. Ein Angestellter muss diesen mit einer Motorsäge und Brecheisen entfernen. Wir füllen noch frisches Quellwasser auf  und nach dem Aufpumpen der Reifen auf Strassendruck wollen wir eigentlich weiter, doch nun streikt der Motor. Wieder einmal stimmt etwas mit der Dieselzufuhr nicht. Nach dem Umhängen auf einen anderen Tank und dem Entlüften läuft er zum Glück wieder. Wir sind durchnässt und die Schuhe schlammbedeckt. Je weiter westlich wir fahren, desto schlechter wird das Wetter. Es regnet sintflutartig. Gegen 15.30 Uhr erreichen wir die Thomson’s Falls Lodge in Nayhururu, die auf 2360 m ü.M. höchst gelegene Stadt in Kenia. Auf die Besichtigung der Wasserfälle müssen wir vorerst verzichten. Wir verziehen uns in unseren geheizten Truck, es ist nur noch 11 Grad warm.

  

Am nächsten Tag ist es trocken und wir machen uns auf zum Wasserfall. Dieser ist mit seinen 74 m Höhe und dem vielen Wasser recht imposant. Leider ist auch hier das Flusswasser extrem verschmutzt. Braun und nach Abwasser stinkend tost es den Abgrund hinunter. Wir halten uns nicht lange auf und fahren weiter. Die Strasse führt nach kurzer Zeit zu einem tiefen Geländeabbruch. Wir stehen am Rand des Laikipia-Plateaus und schauen ins Rift Valley, der Ausblick ist grandios. Langsam wird es wieder trockener und wärmer. In einem grossen Einkaufszentrum in Nakuru ergänzen wir unsere Vorräte. An der Kasse wird uns mitgeteilt, dass wir ein Handy gewonnen haben. Dieses Ereignis muss natürlich registriert und mit einem Foto erfasst werden. Das Mobiltelefon werden wir irgendjemandem schenken. Für uns ist es unbrauchbar, da wir nicht über die passenden Kabel und Stecker verfügen. Wir fahren weiter nordwärts durch die Kornkammer von Kenia. Riesige Sonnenblumen-, Mais- und Getreidefelder wechseln sich ab. Auch Sisal wird hier angebaut. Zuerst kommen wir am Bogoria-See vorbei und gelangen schliesslich zum Baringo-See. Das Robert’s Camp liegt direkt am Ufer des Sees. Wir campen unter schattigen Bäumen. Ca. 10 m entfernt sonnen sich Krokodile, abends hört man das Grunzen der Nilpferde. Es pfeift und trillert, unzählige Vögel bevölkern die umliegenden Büsche und Bäume. Beim Frühstück werden wir jeweils regelrecht von ihnen belagert. Auch ein Nashornvogel-Paar lässt sich von uns mit Brotkrumen füttern. Hier treffen wir auch wieder auf andere Touristen. Ein älteres Paar aus Sambia ist mit Auto und Zelt unterwegs. Inzwischen haben wir von unseren australischen Freunden (Ruth & Antony) gehört. Sie sind von Uganda nach Kenia unterwegs. Wir vereinbaren, hier auf sie zu warten. An diesem wunderschönen Ort und bei angenehmen Temperaturen um die 30 Grad ist das Warten gut auszuhalten.