Dienstag, 2.7.2019, mit dem Taxi fahren wir in die Innenstadt von Harare. Hochhäuser aus Stahl und Glas prägen das Stadtbild, diese Bauten zeugen von den Boomjahren. Unsere Versuche, Geld bei einer Bank zu wechseln bleiben immer noch ohne Erfolg. Interessant ist, dass wir keiner einzigen weissen Person begegnen.

 

Bevor wir am nächsten Tag die Stadt verlassen, fragen wir den Chef nochmals wegen Geldwechsel, der verzichtet aber lieben. Die Polizeikontrollen seien sehr streng. Ein Angestellter wagt es dann aber für uns 100 US Dollar umzutauschen, allerdings zu einem sehr schlechten Kurs, dieser schwankt zwischen Faktor 5 und 10. Immerhin haben wir nun etwas Bargeld. Nun fahren wir zur Kopje, der höchsten Erhebung der Stadt. Der weite Ausblick über das Häusermeer und die moderne Skyline der Innenstadt ist beeindruckend. Erich will noch Heroes’s Acre anschauen. Dies ist eine pompöse Gedenkstädte für gefallene Helden des Befreiungskampfes. Nach 90 Jahren Kolonialgeschichte wurde damit dem afrikanischen Volk ein Denkmal gesetzt. Gebaut wurde es von Nordkorea, man kann deutlich deren politische Weltanschauung daraus erkennen. Nach einem kurzen Einkaufsstopp, wo wir einen Grossteil unserer Barschaft aufbrauchen, fahren wir zum Naherholungsgebiet von Harare, dem Lake Chivero. Der Damm am Hungani Fluss wurde 1952 gebaut und der See dient seitdem als Trinkwasserreservoir für Harare. Entlang des Seeufers entwickelten sich bald freizeitorientierte Infrastrukturen. Wir fahren zum Kuimba Shiri Bird Garden und werden dort von Gerry und seiner Frau herzlich empfangen. Gerry hat vor vielen Jahren begonnen, verletzte Vögel gesund zu pflegen und wieder in die Freiheit zu entlassen. Einige blieben oder sind nach kurzer Zeit wieder zurückgekommen. So hat sich über die Jahre eine ansehnliche Vogelkolonie gebildet. Am Nachmittag dürfen wir einige dressierte Vögel wie Eulen, Falken und einen Fischadler von Nahem anschauen. Auf Befehl von Gerry landen diese auf unseren behandschuhten Händen. Beeindruckend! Auch erfahren wir einiges über Verhalten und Lebensweise der Tiere. Neben all den Vögeln, von denen es auch in der freien Natur unzählige gibt, tummeln sich auf dem grossen Gelände neun Pferde, zwei Zebras, Pfauen, Hunde und Schafe. Etwas später nimmt uns Gerry zu einer Falkenjagd mit. Er dressiert diese wunderschönen Vögel und hat schon mehrere davon in die Arabischen Emirate verkauft. Überhaupt ist Gerry sehr engagiert. Er hat schon dem weltberühmten Tierfilmer David Attenborough bei spektakulärer Filmaufnahmen assistiert. Die Jagd bleibt leider erfolglos, nirgends ist eine Beute in Gestalt eines Perlhuhns zu erblicken. Es war trotzdem interessant zu sehen, wie der Falke seine Kreise am Himmel zog, immer in Sichtweite des Hundes, welcher versuchte eine Beute aufzuscheuchen.

 

Do, 4.7.2019, heute statten wir dem Vogelpark einen Besuch ab. Hier ist eine beachtliche Sammlung an afrikanischen Vögeln mit Schwerpunkt auf Adler, Habichte, Falken, Eulen und Geier zu sehen. Aus dem südamerikanischen Bereich sind es vorwiegend Papageien in allen Farben. Früher fanden hier mal bis zu 2000 Vögel vorübergehend eine Heimat. Die Volieren sind geräumig und gepflegt. An einem grossen Teich stehen Flamingos. Häufige Besucher des Vogelparks sind auch Schulklassen. Gerry hat viel erlebt und dementsprechend einige Geschichten auf Lager. Eine davon handelt von den Präsidentenwahlen im Jahr 2005. Mugabe hat damals verloren, auch sein Heimatbezirk stimmte gegen ihn. Aus Rache liess Mugabe hier in der Nähe ein Dorf mit 5000 Häusern mit Bulldozern niederwalzen, unglaublich! Heute ist das Areal verwaist, nur noch die Bananenstauden, welche die Familien im Garten hatten, stehen noch. Eine weitere Story betrifft die grosse von China erstellte Keramikfabrik ein paar Kilometer entfernt. Die einheimischen Männer beklagen sich über die von den Chinesen bezahlten Preise von 10 Zimbabwe Dollar für Prostituierte. Sie haben für die Dienste der Frauen bisher nur einen Dollar bezahlt. Kein Wunder, dass es zu Ausschreitungen kam. Gerry ist auch ein geschickter Geschäftsmann, er hat sich vorsorglich mit einer beachtlichen Menge an Diesel eingedeckt. Wir können ihm 100 Liter abkaufen. Von Mike einem Touroperator, welcher mit zwei Deutschen (Frank und Heinz) unterwegs ist, erhalten wir noch weitere Tipps.

 

Am nächsten Tag fahren wir ca. um 9 Uhr los. Unser erstes Ziel ist ein Econet-Laden im Nordosten von Harare. Hier sollen wir auf Empfehlung von Mike Ecocash auf dem Handy einrichten, worauf man US Dollar einzahlen können sollte und damit dann überall auch bezahlen könne. Leider stellt sich das später als unmöglich heraus. In diesem Gebiet der Stadt wohnen die Reichen, riesige Villen in noch grösseren Parks zeugen vom Wohlstand der vorwiegend weissen Bevölkerung. Auf der Weiterfahrt Richtung Osten durchqueren wir äusserst fruchtbares Farmland. Früher galt Zimbabwe als Kornkammer Afrikas. Die überschüssigen Erträge wurden exportiert, und sogar Saatgut nach Amerika verschifft. Heute begegnet man vorwiegend mit Unkraut und Buschwerk überwuchertem Ackerland. Die meisten Lebensmittel werden importiert. In Marondera lag seinerzeit das wichtigste Weinanbaugebiet des Landes, aber auch das ist Vergangenheit. Unterwegs legen wir im «Halfway House» einen Halt ein. In diesem hübschen kapholländischen Gebäudekomplex befindet sich ein Restaurant und ein kleiner Laden, wo eine Frauenkooperative hübsche, handgemalte Bilder mit lokalen Dorfszenen verkauft. Kurz darauf biegen wir von der Autobahn auf eine gute Erdpiste ab. Unser Ziel sind die besonderen Felsmalereien in Diana’s Vow. Unsere Fahrt wird durch Ausbesserungsarbeiten der Strasse gebremst. Über eine lange Strecke sind grosse Erdhaufen mitten auf der Piste aufgeschüttet und warten auf die Verteilung. Nach vielen rumpeligen Umfahrungen, hat Erich genug. Wir suchen uns einen Übernachtungsplatz im Busch. Hier kommt bestimmt niemand vorbei!

 

Wie sich am nächsten Tag herausstellt, enden die Erdhaufen nach wenigen 100 Metern. Die bedeutendsten Felsmalereien von Zimbabwe finden wir dann auch problemlos. Auf der geschützten Unterseite eines überhängenden Felsens ist eine eindrückliche Ansammlung verschiedener Figuren zu finden. Die grösste Gestalt, eine liegende Antilopenmaske, mutet sogar ägyptisch an. Danach fahren wir weiter durch eine fast menschenleere Landschaft. Überall sind interessante Felsformationen anzutreffen, welche typisch für Zimbabwe sind. Die Steine sind manchmal mit bunten Flechten bedeckt. Wieder auf der Asphaltstrasse geht’s von nun an nur noch bergauf in die Eastern Highlands. Im «Froggy’s Farm Kiosk» kaufen wir beim witzigen Verkäufer Noah selbstgemachte, in Essig eingelegte Gemüse. Auch wunderschöne Proteasträusse könnte man erstehen. Von der Terrasse des Montclair Hotels geniesst man eine super Aussicht auf die umliegende Bergwelt. Kurz vor Nyanga zweigt eine Stichstrasse zu den Nyangombe Wasserfällen ab. Über steile Basaltbrocken stürzt der Fluss in mehreren Kaskaden fast 30 m in die Tiefe. Anschliessend fahren wir weiter nach Troutbeck. Das gleichnamige Resort, inmitten vom höchstgelegenen Golfplatz Afrikas auf 2000 m Höhe, liegt idyllisch an einem See. Im berühmtesten Hotel der Eastern Highlands verkehrte früher die weisse Elite des Landes die sogenannten «Rhodie’s». Wir zweigen auf eine Rundstrecke ab, welche uns zum auf 2130 m hoch gelegenen Aussichtspunkt «World’s View» bringt. Dort werden wir von Gospelgesang  empfangen. Eine kirchliche Riesegruppe geniesst ebenfalls die atemberaubende Sicht in die weite Ebene. Sogleich werden wir von einigen Leuten umringt, welche unbedingt ein Foto mit uns schiessen wollen. Nach dem Sonnenuntergang sind wir die einzigen an diesem schönen Ort.

 

So, 7.7.2019, heute früh ist die Sicht etwas klarer und wir beenden die Rundfahrt um den Hügel. Heute hat es sogar einige Golfspieler auf dem Platz beim Troutbeck Inn. Kurz vor dem Eingang des Nyanga NP treffen wir auf Karin und Oliver aus Deutschland. Sie sind in einem neuen, dreiachsigen MAN-LKW mit 480 PS unterwegs. Nach einer einjährigen Tour in Südamerika bereisen sie nun den afrikanischen Kontinent. Im Park besuchen wir zuerst das Rhodes Nyanga Hotel, dem ehem. Farmhaus von Cecil Rhodes. In einem kleinen Museum ist der Nachlass Rhodes’ und historische Fotos zu besichtigen. Die Einrichtung des Hotels besteht vorwiegend aus Möbeln und Gegenständen der Kolonialzeit, hier fühlt man sich um Jahrhunderte zurückversetzt. Auf der Weiterfahrt im Park treffen wir überall auf starke Forstwirtschaft. Die Bergflanken sind von Pinien- und Eukalyptus-Bäumen bedeckt. Vom Pungwe View Point aus sieht man über Hochalpenwiesen und weit unten auf die gleichnamigen Wasserfälle. Ca. 10 km weiter ist der Honde View Point. Hier fällt das Gebirge schlagartig mehrere hundert Meter fast senkrecht in den tiefen Taleinschnitt des Honde Valley. Etwas weiter führt ein Wanderweg durch bunte Bergflora zum Aussichtspunkt auf die Mtarazi Wasserfälle. Der Fluss stürzt hier in freiem Fall ca. 300 m in die Tiefe. Es ist schwindelerregend. Wieder ausserhalb des Parks suchen wir uns einen Stellplatz im dichten Wald.

 

Nach einer eiskalten Nacht hat unser Truck sichtlich Mühe auf Touren zu kommen. Die Sonne wärmt aber schon bald alles wieder auf und wie schon in den letzten Tagen wölbt sich ein stahlblauer Himmel über die Berglandschaft. Heute fahren wir in das 1000 m tiefer liegende Honde Valley. Die karge Berglandschaft wandelt sich in üppiges Grün und auch die Temperaturen steigen erheblich an. Jeder Flecken Erde scheint bepflanzt zu sein. Das Tal ist dicht besiedelt und im hintersten Teil des Taleinschnittes dehnen sich riesige Teefelder aus. Unter uns blitzt plötzlich das blaue Wasser eines Sees auf. Erich biegt in einen Seitenweg ein, wo wir mitten in einem Teefeld mit Sicht auf den schimmernden See stehen bleiben. Ungestört verbringen wir den Nachmittag und die Nacht an diesem «Traumort».

 

Di, 9.7.2019, bei der Rückfahrt aus dem schönen Tal besichtigen wir noch zwei aussergewöhnliche Hängebrücken. Die nicht gerade vertrauenserweckenden Brücken werden rege von den Einheimischen benutzt, um von einem Ufer des Pungwe Flusses ans andere zu gelangen. Kurz vor Mittag erreichen wir «La Rochelle». Das ehemalige Privathaus von Stephen und Virginia Courtauld, welche sich Ende der 1940er Jahre hier nieder liessen, wurde in ein schickes Boutique Hotel umgebaut. Um ihre feudale Residenz, pflanzte das Paar einen prächtigen Botanischen Garten an. Dieser beherbergt über 350 Baumarten. Bachläufe und Teiche werden von verschiedenartigen Blumen umrahmt. Auch eine umfangreiche Orchideenzucht ist zu besichtigen. Neben der Hotelanlage kann man auf einer grossen Wiese und unter altehrwürdigen Bäumen campieren. In der Umgebung werden auch für die Industrie Blumen gezüchtet. Leuchtend orange Ringelblumenfelder umgeben den Park.

 

Am nächsten Tag fahren wir nach Mutare. In dieser schön gelegenen Stadt wollen wir einkaufen. Allerdings haben wir nur US-Dollars. Wir fragen bei Spar, ob wir mit Fremdwährungen oder Kreditkarte bezahlen können, leider nein. Der herbeigerufene Geschäftsführer erkennt das Problem und hängt sich ans Telefon. Schliesslich teilt er uns mit, dass er Bond (Zim.-Dollars) besorgen könne. In seinem Büro wird uns Kaffee serviert und schon bald trifft auch das Geld ein. Hier erhalten wir den bisher besten Kurs, 1:8.5 (für einen Dollar gibt es 8.5 Bond. Liberthy, so heisst der Geschäftsführer, ist nicht auf den Kopf gefallen. Erstens hat er immer noch ein Geschäft mit dem Wechselkurs gemacht und zudem lassen wir sowieso das meiste Geld wieder in seinem Laden liegen. Mit vollem Kühlschrank fahren wir anschliessend in die 700 m höher gelegenen Bvumba Berge. Ganz am Ende der Bergstrasse gelangen wir zum legendären Leopard Rock Hotel. Hier hat 1953 Königin Elisabeth II. genächtigt. Die Rezeptionistin will uns auch gleich ein Zimmer vermieten (die Preise sind moderat). Allerdings wären wir die einzigen Gäste, denn auch hierhin verirrt sich kein Tourist mehr. Die prächtige Anlage umfasst einen Golfplatz, ein Kasino, einen Tierpark usw. Die rosaroten, schlossähnlichen Gebäude und die Einrichtung versetzen uns in lang vergangene Zeiten. Im gediegenen Speisezimmer vor einem prasselnden Kaminfeuer nehmen wir ein exzellentes Mittagessen ein. Und man staune, hier ist es möglich mit unserer ausländischen Kreditkarte zu bezahlen! Mit entsprechenden Beziehungen ist wohl für bestimmte Leute alles möglich (das Hotel ist in jüdischem Besitz). Nach dem Verwöhnprogramm begnügen wir und mit einem Stellplatz im nahe gelegenen Botanischen Garten.

 

Do, 11.7.2019, hier oben ist es wieder merklich kühler, so dass wir vor dem Aufstehen kurz die Heizung einschalten. Diese gibt aber schon bald den Geist auf. Als wir Kaffee kochen wollen, geht auch das nicht. Uns ist das Gas ausgegangen, obwohl wir der Meinung waren, dass die zweite Flasche noch voll ist. Wieder in Mutare finden wir dann bald einem Gashändler, und wir können sogar in US Dollar bezahlen zum Kurs von 1:9, ein Rekord. Nun geht’s wieder in die Berge auf 1600 m nach Chimanimani. Das Bergdorf ist von mehreren Gipfeln von mehr als 2400 m Höhe umgeben. Schon während der Anfahrt merken wir, dass hier etwas nicht stimmt. Teile der Strasse und mehrere Brücken sind nicht mehr vorhanden. Die Flussläufe sind mit grossen Felsbrocken aufgefüllt, dazwischen eingeklemmt liegen Baumstämme. Ganze Dörfer wurden durch Erdrutsche ausgelöscht, es gab viele Tote und Verletzte. Mitte März hat ein Ausläufer des über Mosambik wütenden Zyklons diese Gegend getroffen. Die Obdachlosen wohnen in Zelten der UN und dem Roten Kreuz. Männer bessern von Hand die Strasse aus, es bräuchte aber grosse Maschinen, um all den Schutt wegzuräumen. Notbrücken wurden allerdings bereits erstellt. Es wird noch Jahre dauern, bis hier alles wieder einigermassen normal läuft. Wir übernachten auf der Campingwiese der Haven Mountain Lodge. Auch hier sind sie nicht vom Unwetter verschont geblieben. Mehrere Bungalows und ein Sanitärblock wurden von den Wassermassen weggerissen.

 

Heute Freitag unternehmen wir eine Wanderung zum Bridal Veil Wasserfall. Das Wasser fällt in vielen einzelnen dünnen Wasserbahnen über einen 50 m hohen Felsen in einen kleinen Pool. Auch hier hat der Wirbelsturm grossen Schaden angerichtet. Vom ehemals wunderschön angelegten Campingplatz fehlt der grösste Teil. Wieder zurück fahren wir weiter ins Tal hinein und wir nähern uns den steilen Bergflanken des Chimanimani NP. Dieses Gebiet ist besonders bei Wanderern und Bergsteigern beliebt. Schon bald geht die Asphaltstrasse in eine holprige, steile Piste über. Den Haroni Fluss müssen wir  auf einer aus grossen Steinen bestehenden Passage überqueren. Kurz vor dem Ziel kommen wir aber mit dem Truck nicht mehr weiter. Hier gibt es als Ersatz für die fehlende Strasse und Brücke nur einen kleinen Holzsteg. Den letzten Kilometer bis zu Tessa’s Pool gehen wir dann zu Fuss. Die Landschaft ist üppig grün. Im Hintergrund ragen gewaltige Felswände in den Himmel. Am Ende eines engen Felseinschnitts stürzen die Wasser des Haroni Flusses in einen klaren Pool. Inmitten dieser tropischen Vegetation mit Palmen würde man am liebsten ins Wasser springen, dieses ist allerdings eisig kalt. Zum Übernachten fahren wir wieder ein Stück zurück und stellen uns auf eine Sandbank des Haroni.