Diani Beach April und Mai 2021

Unterwegs zurück nach Matuga begegnen wir Francine und David. Den beiden sind wir vor langer Zeit in Namibia begegnet. Nun sind sie auf dem Weg nach Tansania mit Zwischenhalt in Diani Beach, dort werden wir sie wieder treffen. Am nächsten Tag sehen wir einen MAN-LKW am Strassenrand stehen. Wie sich herausstellt sind es Vreni und Ernst aus der Schweiz. Auch sie werden wir in Diani nochmals treffen. In Marios Camp «Garden of Life» sind neue Besucher eingetroffen. Lucca aus der Schweiz und Marco, ein langjähriger Freund von Mario, aus Deutschland. Während unserer Abwesenheit haben die beiden mitgeholfen, den Betrieb am Laufen zu halten. Sie sind aber sichtlich erleichtert, die Verantwortung wieder an Mario abgeben zu können. Erich berät Mario bei der Beschaffung und Installation von neuen Wasserpumpen und hilft auch bei der Lösung anderer Probleme. An gutes Material zu gelangen ist hier in Kenia nicht einfach und wenn man dann etwas geeignetes findet, ist es kaum bezahlbar. Seit keine Gäste mehr ins Camp kommen, ist die Finanzierung des Betriebes ein grosses Problem. Mario will die Lodge verkaufen und nur noch den Campingplatz und die Bio-Gärtnerei behalten. Ob wohl in dieser Zeit ein Käufer zu finden ist?

 

Als ich von den stetig steigenden Geldforderungen des Tuk Tuk-Fahrers gehört habe, welcher die Wasserauslieferungen macht, fragte ich Mario, wieso er nicht ein eigenes Transport-Tuk Tuk anschafft. Das hat er sich auch schon überlegt, leider fehlt es im Moment am nötigen Geld. Im Internet finden wir schnell ein geeignetes Modell für ca. CHF 3000. In Ukunda hat es sogar einen Händler, welcher genau diesen Typ an Lager hat. Spontan entschliesse ich mich die Finanzierung zu übernehmen. Der Kauf ist dann schnell getätigt und schon bald steht ein leuchtend rotes Tuk Tuk mit Ladebrücke in der Garage. Für Martin und Winnie, die Kinder von Taabu, bleibt es noch ein Geheimnis. Wir haben das Fahrzeug mit Planen abgedeckt und an Ostern müssen die beiden dann erraten, was es sein könnte. Die Überraschung gelingt und die Freude ist gross. Martin wird so bald wie möglich die Fahrprüfung machen und dann die Transporte übernehmen.

 

Uns zieht es wieder an den schönen Strand von Diani Beach. Vorerst wollten wir wieder in die Anlage von «Diani Place» ziehen, wo wir vorher schon gewohnt haben. Doch dann erhielten wir andere Angebote und durch Zufall gelangten wir an das Gästehaus eines deutschen Schauspielers. Der Name Eisi Gulp sagte uns vorerst nichts, aber nach Recherchen im Internet bemerkten wir, dass wir ihn schon im Fernsehen gesehen haben. Das grosse Grundstück mit Haupt-, Gäste- und Angestelltenhaus wird vom Hauswart «Charo» und seiner Familie unterhalten. Nachdem wir uns auf eine monatliche Miete von 500 Franken geeinigt und die Einrichtung mit Kühlschrank, Kochherd und Geschirr ergänzt wurde, zogen wir am 10. April ins «Malawi House». Anscheinend sind wir die ersten Mieter. Leider weisen die Armaturen in Küche und Bad wegen dem salzhaltigen Wasser schon erhebliche Korrosionsschäden auf. Zudem sind die Holztüren in der Küche durch die hohe Luftfeuchtigkeit bereits völlig verzogen und lassen sich kaum schliessen. Diese Probleme sind hier allgegenwärtig, sofern man nicht sehr hochwertiges Baumaterial verwendet. Das Haus ist zweistöckig und hat im Erdgeschoss eine Küche, Wohn- und Schlafzimmer, Du/WC und ein Gäste-WC. Im Obergeschoss befindet sich nochmals ein Schlafzimmer mit Bad, diese Räumlichkeiten benützen wir aber nicht. Die Terrasse geht in einen grossen Park mit Schwimmbad über. Zweimal die Woche kommt «Saumu» zum Putzen und Wechseln der Bett- und Frotteewäsche. Auf dem Areal leben auch 4 grosse Hunde (1 Männchen und 3 Weibchen). Vor kurzem gab es Nachwuchs, zwei niedliche Minischäferhunde wuseln durch den Park. Schon bald freunden wir uns mit der Hundemeute an und sind ständig von ihnen umgeben. Wenn wir am Morgen die Terrassentüre öffnen, werden wir von ihnen freudig und schwanzwedelnd begrüsst. Ansonsten verbringen wir die Tage wieder mit langen Strandspaziergängen, Treffen mit Bekannten, lesen, schwimmen, usw. Francine und David sind unterdessen auch eingetroffen. Ihnen gefällts hier, so dass sie sich kurz entschlossen eine Wohnung mieten. Wir treffen uns zum Essen und einmal besuchen wir zusammen mit Taabus Kindern ein Konzert von «Regee». Das ist der südafrikanische Musiker, der schon seit 6 Jahren am Strand von Tiwi in seinem Land Rover haust. Im Lokal wo er auftritt werden jeden Abend die Bushbabys gefüttert. Punk 19 Uhr versammeln sich die Tiere auf einem Baum und jeder der will kann diese putzigen Tierchen mit Bananen füttern. Auch ein Grund, dass wir in ein Haus ziehen wollten, ist die kommende Regenzeit. Bis jetzt ist diese aber ausser ein paar einzelnen Regentagen ausgeblieben. Die Tagestemperaturen liegen zwischen 27 und 32 Grad. Nachts kühlt es zum Glück immer etwas ab und mit dem nun von Süden kommenden Wind fühlt es sich auch angenehmer an. Allerdings haben wir uns schon so gut akklimatisiert, dass wir bei 25 Grad bereits frösteln. Wie das wohl wird, wenn wir wieder in der kalten und regnerischen Schweiz sind?

 

Die Verschiffung unseres LKW’s war auf Anfang Mai vorgesehen. Die Havarie im Suezkanal hat nun aber die gesamten Schiffsfahrpläne durcheinandergebracht. Wir sind in Verhandlung mit der Vertretung der Schweizer Firma Spedag in Mombasa. Für detaillierte Abklärungen treffen wir uns mit dem Geschäftsführer Heinz Müller. Seit Kurzem ist er pensioniert und hat die Firma verkauft, ist aber immer noch oft in beratender Funktion im Büro anwesend. Er lädt uns spontan für ein Wochenende zu sich und seiner Frau Ruth ein. Was uns dann da erwartet übertrifft alle unsere Vorstellungen. Auf einem grossen Grundstück, etwas oberhalb vom weissen Sandstrand von Nyali-Beach in Mombasa, bauten sie eine riesige und moderne Villa. Das meiste Material wurde aus der Schweiz importiert, dem entsprechend ist alles von bester Qualität. Auch die Installateure wurden eingeflogen. Das Haus ist sehr geschmackvoll eingerichtet und bietet zahlreichen Gästen komfortable Unterkunft. Ruth und Heinz wollen in Kenia bleiben und haben inzwischen auch die kenianische Staatsbürgerschaft erlangt. Wenn man im gigantischen Infinity Pool liegt, sieht man nur noch ins endlose Blau von Meer und Himmel. Genüsslich im kühlen Wasser sitzend, schlürfen wir den Apéro. Zum Nachtessen gibt es Raclette und zwei weitere Schweizer gesellen sich zu uns. Arlette und Bruno sind ehemalige Mitarbeiter der Spedag, auch sie haben nicht vor, in die Schweiz zurückzukehren. Wenn man an so einem traumhaften Ort lebt, ist das nachvollziehbar. Am nächsten Tag nach einem langen Strandspaziergang und einem ausgiebigen Frühstück müssen wir uns leider von dieser ausserordentlichen Gastfreundschaft und diesem paradiesischen Ort verabschieden.

 

Inzwischen hat Mario mehrere Kaufinteressenten für seine Lodge. Ein junges Paar aus Deutschland ist besonders interessiert. Anfang Mai kommen für zwei Wochen nach Kenia und verlieben sich sofort in die Lodge mit dem wunderschönen Park. Die Verhandlungen sind schnell abgeschlossen, nun muss nur noch das Grundstück neu ausgemessen und die Verkaufsunterlagen vorbereitet werden. Mitte Juni kommen sie nochmals zur endgültigen Vertragsunterzeichnung. Mario ist glücklich, Leute gefunden zu haben, welche auch seine Lebensphilosophie vertreten und sein Werk in diesem Sinne weiter betreiben werden.

 

Das nächste Schiff nach Genua soll nun so um den 25. Mai in Mombasa eintreffen. Wir packen unseren Truck und bringen ihn zum Lagerplatz der Spedag in Mombasa. Für die letzten Tage in Kenia haben Taabu und Mario uns zu sich eingeladen. Wir bewohnen das hübsche und komfortable Bamboo-Cottage. Frühstuck können wir in der grossen Küche der Lodge zubereiten. Zum Nachtessen sind wir jeweils im Haus unserer Gastgeber eingeladen. Da sagen wir nicht nein, sind doch beide sehr gute Köche. Ein Tag nach unserem Umzug nach Matuga, treffen Bekannte der zukünftigen Lodge-Besitzer ein, zwei Schweizer und eine Schwedin. Zur Begrüssung kocht uns eine Freundin von Taabu ein taditionelles Kikuyu-Gericht. Kikuyu sind mit einem Anteil von 22 Prozent die grösste von über 40 verschiedenen ethnische Volksgruppen in Kenia. Das vegetarische Gericht, bestehend aus einem Kartoffel-Mais-Erbsen-Püree und gedämpftem Kohl schmeckt sehr gut.

Wir dürfen die Wärme, das prächtige Wetter und das Verwöhnprogramm von Taabu und Mario noch etwas länger geniessen. Das Schiff verspätet sich schon wieder und wird voraussichtlich am 30. Mai in Mombasa eintreffen. Wir können erst abreisen, wenn unser LKW vom Zoll kontrolliert wurde und im Hafen zur Verladung steht und sich die Papiere und Schlüssel wieder in unserem Besitz befinden. Den letzten Sonntagnachmittag verbringen wir nochmals an der Tiwi Beach. Dort dürfen wir an einem besonderen Schauspiel beiwohnen. Gegen Abend sollen hier grüne Meeresschildkröten schlüpfen. Zuerst sieht man nur kleine Köpfe, doch plötzlich kommt Bewegung in den Sand und über hundert "Schildkrötli" graben sich aus dem Sand und rennen zielstrebig zum Meer. Was für ein Spektakel, das sehen wir zum ersten Mal. Am Strand patrouillieren speziell ausgebildete Leute, welche beobachten, wann die Mütter zum Eierlegen an den Strand kommen. Danach wird der Ort gekennzeichnet und vor allfälligen Nesträubern geschützt. Manchmal werden die Eier auch an einen sichereren Platz gebracht. So wird versucht, die Tiere vor dem Aussterben zu retten. 

 

Endlich wissen wir, wann das Schiff in Mombasa eintrifft, es kommt pünktlich am 30. Mai. Die Schlüssel und Papiere können wir am 2. Juni bei der Spedag abholen. Also buchen wir unseren Flug am selben Abend. Nun müssen wir nur noch den Covid-Test erledigen und die Koffer packen, dann kanns losgehen zurück in die Schweiz. Wir haben die Zeit sehr genossen und vieles erlebt. Es war einfach traumhaft!