Montag, 11.2.2019, wir nehmen Abschied vom Bethany B Camp und auch von Marian und Wilbert, welche in Richtung Norden weiter fahren. Die Franzosen und Südafrikaner werden wir wahrscheinlich wieder treffen, wir haben ähnliche Ziele. Nach einem Einkaufsbummel in Karangi, fahren wir auf der super schönen Panoramastrasse entlang des Kivu-Sees Richtung Süden. Im Ishara Beach Motel direkt am See stehen bereits die Fanzosen.

 

Am Dienstag können wir die restliche Strecke entlang des Sees bei klarer Sicht geniessen. Grosse Teeplantagen säumen die Strasse, welche in allen Grünschattierungen leuchten. Weiter geht’s ostwärts zum Nuyungwe NP. Dieser Regenwald besteht bereits seit über 50‘000 Jahren. Der dichte Pflanzen- und Baumbestand ist wunderschön. Unterwegs begegnen wir einer Gruppe L’Hoest’s Mountain Monkeys oder auf Deutsch „Östliche Vollbartmeerkatzen“, die sind sehr drollig. Nur selten begegnen uns andere Fahrzeuge. In der Parkzentrale ist die Flora und Fauna informativ beschrieben. Wir trinken noch einen sehr starken aber guten Kaffee (angeblich wird einer der weltbesten Kaffeesorten in dieser Gegend angebaut). In der Nähe von Gikongoro besuchen wir das Genozid-Mahnmal in Murambi. Das hätten wir wohl besser bleiben lassen. Im Jahr 1994 wurde hier in den Gebäuden einer Technischen Schule ca. 50‘000 Tutsis zusammengepfercht, ohne Wasser und Essen. Systematisch wurden die Gefangenen gefoltert, vergewaltigt und dann gnadenlos niedergemetzelt. In einigen der Schulräume sind in Regalen Kleider und Schuhe der Toten aufbewahrt. In anderen liegen unzählige mumifizierte Skelette, Schädel und Knochen auf Holzgestellen oder einfach zu Haufen aufgestapelt. Das war eindeutig zu viel für unsere Nerven. Völlig erschlagen machen wir uns wieder auf den Weg. Uns ist schleierhaft, wie die Leute heute, nach nur 25 Jahren so friedlich zusammenleben können. Unterwegs nach Kigali suchen wir einen Übernachtungsplatz, was sich aber als unmöglich herausstellt. Das Gebiet ist dicht bevölkert, geeignete Stellplätze, Hotelanlagen oder Lodges sind nicht zu finden. Horden von Schulkindern, je nach Schule in verschieden farbigen Uniformen, sind zu Fuss auf den Heimweg. Die Strasse führt auf einer Krete über Hügel, in den Tälern wird Reis angebaut. Es wird bereits dunkel, als wir Kigali erreichen. Ein heftiges Gewitter entlädt sich über der Stadt. Auf den Strassen herrscht ein riesen Chaos. Viele sind ohne Licht unterwegs, Fussgänger, Velos, Motorräder und Autos und LKW’s verstopfen die Fahrwege. Erich muss höllisch aufpassen, dass er niemanden überfährt. Im Mamba Club ist wieder viel Betrieb und kein Platz zum parkieren, also versuchen wir es im One Love Club. Die Einfahrt ist schwierig zu finden, doch schliesslich können wir dort auf dem grossen, bewachten Parkplatz über Nacht stehen. Weil es schon spät ist essen wir im dortigen Restaurant. Die schöne, in einem Park gelegene Restaurant- und Hotelanlage liegt zwischen zwei stark befahrenen Strassen. Die ganze Nacht über dröhnt der Verkehr, an Schlaf ist nicht zu denken.

 

Am nächsten Morgen sind wir erleichtert, die lärmige Grossstadt verlassen zu können. Unterwegs auf guter Strasse, durch grossflächige Reisanbaugebiete fahren wir bis Kayonza. Im Urugo-WOC-Camp (ein von Frauen geführtes Camp mit verschiedenen handwerklichen Werkstätten) finden wir einen ruhigen Platz mit schöner Aussicht ins Grüne. Hier kann ich wieder einmal unsere Kleider zum Waschen abgeben. Im angegliederten Laden werden die wunderschönen Handarbeiten zum Verkauf angeboten, ich kann nicht widerstehen. Am Nachmittag treffen Francoise und Alain ein.

 

Freitag, 15.2.2019, wir brechen zum Akagera NP auf, die Franzosen wollen Richtung Tansania weiter fahren. Nach nur einer Stunde erreichen wir den Parkeingang. In einem sehr geschmackvoll eingerichteten Gebäude mit Reception, Cafeteria, Kunsthandwerksladen und div. Infostationen werden wir herzlich begrüsst. In Ruanda ist eben alles ein bisschen gepflegter. Unsere Pirschfahrt durch den östlichen Teil, entlang mehrerer Seen ist nicht erfolgreich. Nur ein paar Zebras, Wasserböcke, Impalas und Paviane gucken manchmal aus dem dichten Buschwerk. Während der Mittagspause an einem hübschen Teich kontrolliert Erich den Oelstand. Seit einiger Zeit verlieren wir etwas Oel. Schon in Kigali hat er festgestellt, dass im Gehäuse des Oelfilters ein Haarriss sein muss. Nun haben wir aber viel mehr Oel verloren als bisher. Wir sehen deshalb von weiteren Tierbeobachtungen ab und fahren auf direktem Weg zurück zum Hauptquartier. Über die Reception können wir zum Glück in der parkeigenen Werkstatt 10 l Motorenoel beschaffen. Danach fahren wir zum Shakani-See, wo wir übernachten wollen. Dort angekommen sehen wir zwei Frauen, die sich mit dem Aufstellen eines Zeltes abmühen. Wie sich herausstellt, haben sie ebenfalls Probleme mit ihrem Fahrzeug. Ihr Fahrer ist unterwegs, um den platten Reifen zu reparieren. Eine der Frauen heisst Marie und ist Schweizerin, ihre Freundin stammt aus Kanada. Marie ist mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann viel in der Welt herum gekommen. Er war Ingenieur für Brückenbau. Sie haben 17 Jahre in Tansania gelebt aber auch mehrere Jahre in Saudi Arabien und Nepal verbracht. Seit 8 Jahren lebt sie nun in Griechenland – eine interessante Frau. Am Abend sitzen wir alle am grossen Lagerfeuer und lauschen dem Froschgesang und anderen Tierlauten. Ein Nilpferd steigt ganz in der Nähe aus dem Wasser und beginnt gemütlich an zu grasen.

 

Am nächsten Tag ist der Oelstand noch i.O., also wagen wir uns nochmals auf eine kurze Pirschfahrt durch die tiefer gelegene Savanne. Hier haben wir mehr Glück mit Tierbeobachtungen. Grosse Herden von Zebras. Imaplas und Büffel bewegen sich über das Grasland. Auch Giraffen, Tsessebie‘s und eine Hyäne können wir beobachten. Anschliessend fahren wir zurück ins Urugo-Camp. Erich will den Oelfilter ausbauen und am Montag nach Kigali fahren, um diesen schweissen zu lassen. Am Sonntag ist Ruhetag.

 

Montag, 18.2.2019, um 8 Uhr fährt Erich mit einem Boda Boda (Motorradtaxi) nach Kayonza und von dort mit einem Bus in die 60 km entfernte Hauptstadt Kigali. Bei der ersten Adresse, welche Erich im Internet ausfindig gemacht hat, ist nichts mit Alu-Schweissen. Dort erfährt er aber, dass es zwei Strassen mit derselben Bezeichnung (KG 33) gib, so doof. An der richtigen Adresse wird in einer typisch afrikanischen „Dschungelschmitte“ das vermutete Leck überschweisst. Elektroden sind keine vorhanden, für die Beschaffung muss Erich zuerst Geld vorschiessen. In einem gut sortierten Käseladen besorgt Erich noch Nachschub und ist um ca. 16.30 Uhr wieder zurück. Ich habe inzwischen frisches Brot gebacken und etwas geputzt.

 

Am nächsten Tag fahren wir zuerst auf den Markt in Kayonza, einen Supermarkt können wir leider nicht ausfindig machen. Zurück im Urugo-Camp wollen wir noch unseren Wassertank auffüllen. Der Schlauch ist lang genug aber der Wasserdruck zu niedrig. Erich und der Platzwächter füllen deshalb das Wasser in Pet-Flaschen ab und füllen so etwas Wasser auf. Bevor wir das schöne, extrem saubere Ruanda verlassen, geniessen wir noch einen frisch zubereiteten Mangodrink an der Bar. Nach ca. 90 km erreichen wir die Zollstation. Wir sind die einzigen, die für ein Visum anstehen. Die Formalitäten sind schnell erledigt. Um die Stempel für die Fahrzeugpapiere zu erhalten, muss Erich dann aber ziemlich lange warten. Endlich, als wir denken das alles erledigt ist stellt sich heraus, dass wir noch ins Büro der Gesundheitskontrolle müssen. Dort werden unsere Impfausweise kontrolliert, die Gelbfieberimpfung ist unerlässlich. Schliesslich ausgerüstet mit einem gestempelten Fresszettel, den dann niemanden interessiert, können wir endlich nach Tansania einreisen. Jetzt ist es vorbei mit guten Strassen, entweder hat es Teerbelag mit bis zu badewannengrossen Löchern oder fürchterliche Rumpelpiste.