Sambia

Das Binnenland Sambia hat eine Landesfläche von 752‘618 km2 und  16‘445‘080 Einwohner. Amtssprache ist Englisch, die Währung heisst Samibscher Kwacha. Sambia wurde im Jahr 1964 unabhängig und ist seit dem eine Präsidialrepublik. Der Bevölkerungsanteil unterhalb der nationalen Armutsgrenze beträgt 60,5%. Bruttoinlandprodukt nach Sektoren:
- Landwirtschaft                               7.5%
- Industrie                                         35.3%
- Dienstleistungen                          57.0%

 

Samstag, 2.3.2019, so wie es aussieht, hat sich die Geduld und Härtnäckigkeit von Erich ausbezahlt. Das Oelfilter-Gehäuse ist nun endlich nach dreimal Schweissen tatsächlich dicht. Super! Nun kann’s weiter gehen! Nachdem wir auf dem Markt eingekauft und das restliche tansanische Geld in Diesel investiert haben brechen wir zum Grenzübergang „Kasesya“ nach Sambia auf. Dies ist ein sehr selten genutzter Zoll. Nach ca. 60 km hört der Teerbelag auf, die folgenden 70 km Piste sind in relativ gutem Zustand. Der Grenzübertritt inkl. Visa-Ausstellung dauert ca. 1 ¾ Std. Wenn der für die Fahrzeugpapiere zuständige tansanische Beamte nicht für längere Zeit verschwunden wäre, hätte es noch weniger lang gedauert. Inzwischen hat sich ein heftiges Gewitter über uns entleert. Die Piste in Sambia ist in einem himmeltraurigen Zustand und durch die heftigen Regenfälle völlig aufgeweicht. Tiefe, wassergefüllte Löcher reihen sich aneinander. Zu Fuss würden wir schneller vorankommen. Unglaublich, nie hätten wir angenommen noch schlechtere Strassen als bisher anzutreffen. Jetzt werden wir eines besseren belehrt. Nach ca. 10 km gibt Erich erschöpft auf, es ist auch schon spät und bald wird es dunkel. Hinter einem Gebäude der Zeugen Jehovas finden wir einen Stellplatz. Sofort sind wir von einer Gruppe junger Leute umstellt, die uns interessiert und mit viel Gelächter beobachten.

 

Die halbe Nacht hat es heftig geregnet, die Erdstrasse hat sich noch mehr in eine Schlammpiste verwandelt. Unser Truck schwimmt nur so herum, es ist sehr schwierig zu entscheiden wo man überhaupt durchfahren soll. Und schon passiert es: wir geraten in Schräglage und rutschen in ein Schlammloch. Diesmal sieht es noch bedrohlicher aus. Man könnte meinen, dass nur ein kleiner Hieb ausreichen würde damit der Lastwagen umkippt. Auf einen anderen LKW, der uns rausziehen könnte müssen wir hier auch nicht warten. Bisher sind uns seit gestern nur zwei Autos begegnet. Aber in Afrika muss man nicht lange warten, sofort kommen Leute und packen auch gleich kräftig mit an. Zuerst müssen die Räder aus dem Schlamm gegraben werden damit wir die Sandbleche darunter schieben können. Auch der Wagenheber kommt zum Einsatz. Die Vorbereitungsarbeiten dauern über eine Stunde und alle sind mit Schlamm verdreckt. Natürlich gibt es auch ein riesen Palaver, jeder will es besser wissen. Ich habe eine riesen Angst, dass der Truck kippen könnte. Dann versuchen sie es, die Männer stossen vorne in der linken Ecke und Erich gibt Vollgas. Und tatsächlich, der Truck bewegt sich und kommt rückwärts auf etwas festeren Grund. Mir fällt ein riesen Stein vom Herzen. Den Helfern verteilen wir Taschenmesser, Taschenlampen und Dollars. Sind wir froh, ohne grösseren Schaden wieder weiter fahren zu können! Jetzt ist Erich sehr vorsichtig, nun wird die Piste auch allmählich etwas besser und bald erreichen wir Mbala wo die Teerstrasse beginnt. In diesem kleinen Ort besorgen wir zuerst Bargeld in der Landeswährung und fahren dann zur Chala Lake Lodge am gleichnamigen See. Ein hübscher Platz unter Bäumen mit Bar/Restaurant. Hier ruhen wir uns aus und erholen uns langsam vom Schreck. Auf verschiedenen Holzstegen und Plattformen sind Sitzgruppen arrangiert, von denen man eine schöne Aussicht über den See geniesst. Momentan ist es trocken.

 

Am Montag, 4.3.2109 bringt uns Shisha, der Fahrer der Lodge ins Dorf zum MTN-Shop. Bis die Telefon- und Data-Karten fürs Handy initialisiert sind dauert es sagenhafte zwei Stunden! Erst im Camp merken wir dann, dass die Telefonkarte immer noch nicht funktioniert. Vorerst besuchen wir aber noch das Moto Moto Museum. Hier wird sehr anschaulich die Geschichte Sambias dargestellt. Anhand lebensgrosser Aufbauten und vieler Exponate in Vitrinen kann man die Lebensweise der verschiedenen Stämme und deren Handwerkskunst nachvollziehen. Die Ausstellung ist aufschlussreich und sehr gut präsentiert. Zurück in der Lodge lädt uns der Chef zu einem Bier ein. Das Camp bei den Kalambo Wasserfällen ist ebenfalls in seinem Besitz. Er empfiehlt uns natürlich einen Besuch. Die Piste dorthin soll in gutem Zustand sein, wir warten aber erst mal ab wie sich das Wetter entwickelt.

 

So wie es am nächsten Tag aussieht können wir mit Sonnenschein rechnen, also wagen wir den Trip zu den Wasserfällen. Zuerst statten wir dem MTN-Laden nochmals einen Besuch ab. Nach nur 30 Minuten funktioniert nun auch die Telefonkarte! Die Piste ist tatsächlich gut zu befahren, nur in den Ansiedlungen etwas rumpelig. Nach einiger Zeit können wir Blicke auf den südlichsten Teil des Tanganyika-Sees zwischen den Bäumen erhaschen. Die Fahrt dauert ca. 70 Minuten und zum Schluss geht es steil, eine steinige Passage bis zum Camp hinunter. Dieses liegt unter hohen Bäumen am Hang. Sogleich steigen wir die 165 Treppenstufen hinunter. Von einer Plattform aus hat man freie Sicht auf das Flusstal und den Kalambo Wasserfall. Zur Zeit führt der Fluss sehr viel Wasser und dem entsprechend spektakulär sind die herabstürzenden Wassermassen. Die Kalambo Falls sind mit 221 m Gefälle die zweithöchsten in Afrika. Erich geht noch zum Felsabbruch, wo das Wasser in die Tiefe stürzt, dies sind nochmals 350 Stufen runter und wieder hoch. Ich brauche erst mal eine Pause und spare mir das für den Nachmittag auf. Hier sind wir von dichtem Urwald umgeben und der Fluss, welcher in den Tanganyika-See mündet, bildet die Grenzlinie zu Tansania. Am Abend kocht uns die Crew ein traditionelles afrikanisches Essen „Nsima & Usipa“. Das sind kleine getrocknete Fische, mit Zwiebeln und Peperoni gebraten, dazu Blattgemüse (ähnlich wie Spinat) und Porridge aus Maismehl. Na ja, ich hab schon was Besseres gegessen. Die Nacht in dieser einsamen Wildnis ist sehr ruhig. Nur das Rauschen des Wasserfalls und fernes Donnergrollen ist zu hören.

 

Mittwoch, 6.3.2019, eine Frau bringt frische Eierschwämme (Pfifferlinge) aus dem Wald. Das gibt eine feine Beilage zum mittäglichen Salat. Einer der Angestellten erklärt mir die Regeln des afrikanischen Brettspiels genannt „Bao“ oder „Hus“. Sieht einfach aus, ist aber doch etwas komplexer. Ich bräuchte noch länger um die Spielregeln zu begreifen, wir wollen aber weiter. Wieder zurück nach Mbala und dann auf guter Asphaltstrasse fahren wir bis Kasama. Kurz vor der Stadt müssen wir an einer Toll Station noch die Strassengebühren von 240 Kwacha (20 Dollar) bezahlen. In Kasama finden wir seit Kigali (Ruanda) wieder einmal ein grösseres Lebensmittelgeschäft mit guter Auswahl. Es ist bereits 15 Uhr und wir beschliessen hier auf einer Farm zu übernachten. Diese finden wir aber nicht, dafür ein ebener, einsamer Platz zwischen Gebüsch. Weiter hätten wir auf diesem grauenhaften Pfad auch nicht fahren können ohne einen Schaden an unserem Truck zu riskieren.

 

Nach einer ruhigen Nacht, wieder mit Regen, fahren wir um 8 Uhr los weiter Richtung Süden. Am Strassenrand werden Kürbisse, frische Erdnüsse, Tomaten, Cassava und lebende Poulets!!! zum Kauf angeboten. Nach 134 km biegen wir ostwärts auf eine Erdstrasse ab. Zum Teil ist diese in sehr schlechtem Zustand und durch die diesjährigen ungewöhnlich ausgiebigen Regenfälle stark ausgewaschen. Nach 2 Stunden erreichen wir die Kapisha Hot Springs Lodge und Campsite. Die Lodge wird in zweiter Generation von der Familie Harvey geführt. Der Vater des heutigen Besitzers war ein Pionier und gründete das lange Jahre einzige Unternehmen „Shiwa Safaris“, welches Reisende in den unzugänglichen Nord Luangwa Park brachte und neben der Hot Springs Lodge auch das Buffalo Camp errichtete. Die Einrichtung hat sehr viel Charme und ist ein Gemisch aus afrikanischem und englischem Mobiliar. Der Fluss Mansha führt Hochwasser und ist stellenweise über die Ufer getreten. Der Campingplatz ist teilweise sehr sumpfig aber schön mit Bäumen und vielen Blumen angelegt. Nach uns trifft eine Jugendgruppe ein. Die armen müssen bei heftigem Regenfall ihre Zelte aufbauen. Wir überlassen ihnen gerne den trockenen Unterstand wo sie kochen und sitzen können. Endlich ziehen die Gewitterwolken weiter, jetzt ist die Gelegenheit ein Bad in der heissen Quelle (ca. 40 Grad) zu nehmen. Der Teich ist nicht tief, das Wasser blubbert und dämpft. Es ist herrlich entspannend im warmen Wasser umgeben von dichtem Blätterwerk zu dümpeln. Einige Burschen aus der Jugendgruppe sind neugierig und wollen alles über unseren Truck wissen und ihn natürlich auch von Innen besichtigen.

Wir bleiben noch einen Tag an diesem idyllischen Ort, obwohl es immer wieder regnet. Am Nachmittag treffen weitere Gäste ein, auch die wollen einen Blick in unser Gefährt werfen.

 

Samstag, 9.3.2019, das Wetter wird nicht besser, also brechen wir auf. Wir wollen die Route nach Osten nehmen. Nach Auskunft des Besitzers Mark Harvey soll jetzt auch die durch das Hochwasser beschädigte Brücke über den Fluss provisorisch geflickt sein. Bis zur Great North Route, die Hauptverbindungsstrasse von der tansanischen Grenze nach Lusaka, sind es nur ca. 30 km. Unterwegs stoppen wir beim Shiwa Ng’andu Anwesen. Dieses wurde in den Jahren von 1920 bis 1932 durch den britischen Offizier Steward Gore-Brown gebaut. Neben dem grossen Herrenhaus liess er auch Cottages für die Arbeiter der angegliederten Farm, eine Schule, eine Kapelle, ein Spital sowie eine Poststelle errichten. Etwas später kam dann noch ein Flugfeld dazu. Nach seinem Tod im Jahr 1967 übernahm Major Harvey, welcher mit der ältesten Tochter von Gore-Brown verheiratet war, die Leitung der grossen Farm. Die ganze Anlage ist bis heute im Besitz der Familie Harvey und wird auch noch betrieben. Allerdings müsste enorm viel Geld für eine Renovierung investiert werden. Die Lage oberhalb eines kleinen Sees ist atemberaubend. Eine lange Allee, gesäumt von riesigen Eukalyptusbäumen, führt zum erhöht stehenden Anwesen. Während unserem Spaziergang hoch zum Haus fällt, verursacht durch einen heftigen Windstoss, ein dürrer Ast herunter. Nur dank unserer schnellen Reaktion werden wir nicht getroffen. Auf dem ehemaligen Flugfeld weiden heute Impalas und Rappenantilopen. Kurze Zeit später treffen wir auf die grosse Strasse nach Süden. Ausser schwer beladenen LKW’s welche Güter vom Hafen in Dar es Salaam nach Lusaka transportieren hat es kaum Verkehr. In Mpika finden wir nichts Geeignetes zum Übernachten. Das von einem Deutschen geführte Camp hat eine zu niedrige Einfahrt. Also fahren wir noch 60 km weiter bis zu den Nachikufu Caves. Der Campingplatz mitten in der Wildnis bietet nichts ausser einem schönen Stellplatz umgeben von interessanten Felsformationen. Wieder regnet es die ganze Nacht hindurch. Das Camp und der Zugang zu den Höhlen werden von einer Dorfgemeinschaft betreut. Der Clanchef verlangt am nächsten Tag 15 Dollar/Person, das ist Wucher! Ich feilsche und argumentiere, dass es weder Wasser noch sonstige Einrichtungen habe. Der Chef meint, ich sehe das zu negativ. Schlussendlich ist er dann zähneknirschend mit 100 ZMW, etwa 8 Dollar zufrieden. Der Regen hält an und wir fahren einfach soweit es geht in der Hoffnung auf Sonnenschein. Die Gegend ist schwach besiedelt. Behausungen erkennt man anhand am Strassenrand stehender Holzpfosten, welche mit mehr oder weniger originellen Gegenständen wie Blechbüchsen, Plastikeimern oder Namensschildern bestückt sind. Zwischen Serenje und Mkushi reihen sich links und rechts der Fahrbahn riesige Farmen mit grossflächigen Mais-, Soja- oder Kartoffelfeldern aneinander. Heute legen wir 300 km zurück und kurz nach Mkushi finden wir im „Forest Inn“ einen schönen Platz für die Nacht.

 

Montag/Dienstag, 11./12.3.2109, wir fahren weiter über Kapiri Mposhi und Kabwe bis zur ca. 60 km vor Lusaka liegenden Fringilla Lodge. Diese liegt inmitten einer grossen Farm. Der Campingplatz ist umgeben von Kühen, Pferden, Eseln, Schafen, Schweinen, Katzen etc. etc. Hier bleiben wir zwei Tage, endlich scheint auch die Sonne wieder. In der Hauswäscherei verfügen sie sogar über Waschmaschinen und Tumbler, oh Wunder! Diesen Luxus haben wir schon seit ewigen Zeiten nicht mehr angetroffen, also geben wir gleich eine Tasche voll zum Waschen. Im grossen Restaurant gibt es eine riesige Auswahl an guten Speisen. Heute genehmigen wir uns wieder einmal eine Pizza.