Diani Beach, Februar bis Ende März 2021

 

Auf der Suche nach einer neuen Bleibe in Diani Beach besichtigen wir verschiedene Miet- aber auch Kaufobjekte. Leider sind die meisten Wohnungen in sehr schlechtem Zustand. Schlussendlich mieten wir im Diani Place für einen weiteren Monat ein Appartement. Die 2-Zimmer-Wohnung mit Balkon kostet rund 550 Franken. Im Preis inbegriffen ist Strom, Wlan und 3-malige Reinigung/Woche. Auch von hier aus erreichen wir Einkaufsmöglichkeiten und den Strand bequem zu Fuss.

Die Wochen gehen schnell vorbei. Wir lernen viele neue Leute kennen, u.a. Peter Fässler aus Zürich. Er betrieb früher mehrere Coiffeursalons in der Stadt. In den 70iger Jahren führte er sogar einen Salon im Hotel Baur au Lac. Jetzt lebt er ganzjährig hier in Diani Beach.  Auch mit Arlette aus St.Gallen und ihrem kenianischen Freund Peter freunden wir uns an. Arlette verbringt schon viele Jahre ihre Ferien in Kenia und die Beziehung zu Peter besteht auch schon einige Zeit. Bis jetzt konnte sie sich aber, auch nach der Pension, noch nicht entscheiden ganz nach Kenia überzusiedeln. Für einen befreundeten Musiker aus der Schweiz nehmen wir ein Musikvideo am Diani Strand auf. Wegen Corona sind keine Live-Auftritte mehr möglich, deshalb veröffentlicht er und seine Band Musikvideos auf Facebook. Mit einigen jungen Masai, welche am Strand selbstgemachten Schmuck verkaufen, drehen wir das Video. Es macht grossen Spass. Inzwischen sind auch Karin und Oliver aus Deutschland mit ihrem grossen, 3-achsigen MAN eingetroffen. Die beiden trafen wir in Zimbabwe. Wir besuchen sie an der Tiwi Beach wo wir auch schon campiert haben. Ihr Truck geht in wenigen Tagen aufs Schiff nach Genua. Und welch eine Überraschung, dort treffen wir auch auf Margreth und Werner Bosshard aus Frick, welche wir im Februar 2020 in Nairobi kennen gelernt haben. Sie sind mit ihrem «IGECO» schon mehrere Jahre in Afrika unterwegs. Allerdings flogen sie zwischendurch immer wieder in die Schweiz zurück. Nun wollen sie ebenfalls das Fahrzeug nach Hause verschiffen.

 

Da wir mit Mario und Taabu eine Safari planen, ziehen wir am 7. März wieder nach Matuga in ihr Camp um. Margreth und Werner kommen auch für ein paar Tage hierher. Ihr Wohnmobil lassen sie hier stehen, Mario wird dann die Verschiffung in einem Container organisieren. Leider fliegen sie bereits nach wenigen Tagen zurück in die Schweiz. Am 18. März geht’s dann erstmal Richtung Norden, Mario und Taabu in ihrem Toyota Prado mit Dachzelt und wir mit dem Truck. Die erste Nacht verbringen wir wieder einmal bei Hedi und Ulli in Kikambala. Dort treffen wir auf Markus, seine Frau und Hartmuth. Die drei aus Deutschland unterstützen ein kleines Dorf ca. 3 Std. Fahrt von Malindi entfernt. Sie überreden uns, mit ihnen dorthin zu fahren. Auf der Strecke machen wir halt an der schönen Küste von Watamu und kurz vor Malindi besuchen wir die italienische Käserei MIT. Hier stellen sie sehr guten Taleggio, Mozzarella, Parmesan usw. her. Ausreichend mit Käse eingedeckt, erreichen wir gegen Abend das Barefoot Camp. Weil gerade Flut herrscht, ist die Anfahrt über den Strand nicht mehr so einfach wie bisher. Im Camp wird es mit vier Fahrzeugen etwas eng. Nach der langen Fahrt freuen wir uns auf ein Bad im Meer, bei einer Wassertemperatur von 28 Grad ist es aber keine Abkühlung. Am nächsten Morgen geht’s zuerst auf einer recht gut ausgebauten Strasse Richtung Westen, doch bald quälen wir uns über schlechte Erdstrassen bis zu diesem Dorf, welches die Deutschen mit dem Bau einer Schule und landwirtschaftlichen Projekten unterstützen. In der ganzen Siedlung steht kein schattenspendender Baum. Bei der Gluthitze ist es kaum auszuhalten. Wir lehnen das Angebot ab, hier zu übernachten und fahren weiter. Den anstrengenden Abstecher hätten wir uns sparen können. Die hochgelobte Schönheit der Strecke hat sich als Rumpelpiste durch eine völlig ausgedörrte Landschaft entpuppt und das Dorf hat uns nichts Neues gezeigt. Zum Glück erreichen wir bald die Furt über den Galana Fluss, jetzt bei Niedrigwasser ist diese problemlos zu bewältigen, und bald darauf die Teerstrasse, auf der wir zur kurz vor dem Eingangstor zum Tsavo East Park liegenden Crocodile Lodge gelangen. Die Lode ist eigentlich nicht für Camper eingerichtet. Nach einigen Verhandlungen entscheiden Mario und Taabu ein Bungalow zu mieten, dafür dürfen wir auf dem Parkplatz übernachten. Das Crocodile Camp liegt direkt am Galana Fluss und der Name kommt nicht von ungefähr, mehrere Krokodile sonnen sich am Flussufer unterhalb der Terrasse. Bei einem kühlen Drink beobachten wir die Urviecher und den Sonnenuntergang. Ein Bad im Pool muss aber noch sein bevor wir uns an die Zubereitung des Abendessens machen. Wir haben die ganze Anlage für uns privat, ausser uns sind keine weiteren Gäste anwesend.

 

Um 9 Uhr am nächsten Morgen stehen wir am Eingang zum Tsavo Park. Wir sind gespannt, welche Tiere wir zu sehen bekommen. Ein weiterer Grund, dass wir die lange Strecke zum Nordeingang auf uns genommen haben, war die Aussage von Markus, dass sich wegen der Trockenheit sämtliche Tiere entlang des Flusses aufhalten sollen. Dem ist aber nicht so, erst als wir in den mittleren Bereich des Parks gelangen, treffen wir auf die Tierwelt. Dafür sind es dann aber gleich hunderte der grauen Riesen, ein spektakulärer Anblick. Wir übernachten im Ndololo Camp, wo wir beim Frühstück Gesellschaft eines Elefantenbullen bekommen. Irgendwo haben wir einen Dorn erwischt, einer der hinteren Reifen verliert Luft. In Voi können wir den Schaden aber in kurzer Zeit beheben lassen. Weiter fahren wir auf der schlimmsten Strasse in ganz Kenia Richtung Nairobi. Bei Kibwezi zweigen wir auf die B7 nach Kitui ab. Diese Strasse wurde erst kürzlich fertiggestellt. Bei sehr wenig Verkehr und super Strassenverhältnissen schaffen wir die 150 km in kürzester Zeit. In Kitui geht dann die Sucherei nach dem Intercounty Gardens Hotel los. Schliesslich merken wir, dass der Eintrag in der IOverlander App vollkommen falsch gesetzt wurde. Etwas entnervt treffen wir doch noch am richtigen Ort ein. Nach ein paar Bier und einem guten Nachtessen, haben wir uns wieder beruhigt.

 

 

Unser nächstes Ziel ist die Castle Forrest Lodge am Mount Kenya. Hier sieht es aus wie auf einer Schweizer Alp, dies wollen wir Mario natürlich zeigen. Die steile Naturstrasse wird zur Zeit mit neuer Erde ausgebessert. Es muss hier heftig geregnet haben, denn die Fahrbahn ist aufgeweicht und schmierig. Kurz vor dem Ziel rutschen wir mit dem Truck in den Strassengraben und haben grosse Mühe uns wieder daraus zu befreien. Endlich nach einigen kniffligen Rückwärtsmanövern können wir uns befreien. Schliesslich müssen wir unser Vorhaben abbrechen, schade. Wir entscheiden, weiter in den Abardere Nationalpark zu fahren. Dieser liegt im Hochland des zentralen Kenias auf 2000 bis 3999 m ü. M. Die Anfahrt verläuft ohne Zwischenfälle, doch als wir am Eingangstor eintreffen beginnt es heftig zu regnen. Die Temperaturen hier ein fast 3000 Meter sind empfindlich kühler, trotzdem leben hier oben Elefanten, Leoparden und Gazellen. Als wir den Campingplatz erreichen, finden wir lediglich eine Wiese ohne Infrastruktur wie WC oder Dusche. Da wir annehmen, am falschen Ort zu sein fahren wir weiter zum Fischercamp. Hier stehen zwei Blockhäuser, welche meistens von Sportfischern gemietet werden. Inzwischen hat sich das Regenwetter in einen heftigen Gewittersturm mit Hagel verwandelt und die Temperaturen sind nochmals stark gefallen. Eine Übernachtung im Dachzelt ist unmöglich. Kurz entschlossen mieten wir eines der Blockhäuser und lassen uns von der Rangerin Feuerholz bringen, um unsere steifen Knochen vor dem offenen Kamin aufzuwärmen. Es ist eiskalt geworden. Wir können es aber nicht lange geniessen, denn plötzlich stürmt ein Hüne von einem Mann, nur mit kurzen Hosen und einem T-Shirt bekleidet, in das Wohnzimmer und versucht uns in bruchstückhaftem Englisch zu erklären, dass sein Fahrzeug mit einem Schaden irgendwo in der Pampa steht. Seine Frau und die Kinder musste er dort zurücklassen. Anscheinend hatte er keine Bedenken von einem wilden Tier angefallen zu werden. Mario bietet sich an, die arme Frau und die Kinder aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Nach diesem Schrecken brauchen wir mehr als nur einen Schluck Wein. Nachdem wir uns mit leckeren Spaghetti al tonno gestärkt haben, welche Taabu und Mario gezaubert haben, erwachen langsam unsere Lebensgeister wieder. Müde und immer noch frierend verziehen wir uns bald in die Betten unter die Daunendecken. Am Morgen ist alles mit einer Raureifschicht überzogen, das hätten wir nun wirklich nicht erwartet. Marios Toyota hat erheblich Mühe zu starten. Das Wetter ist etwas besser, aber es ist immer noch sehr kalt. Wir beschliessen deshalb, unseren Aufenthalt im Park abzukürzen. Nach zwei Abstechern zu sehr reizvollen Wasserfällen, fahren wir Richtung Nyeri bis zum Trouth Tree Restaurant. Wir kehren hier schon zum vierten Mal ein und geniessen eine Auswahl verschieden zubereiteter Forellen aus eigener Zucht. Die nächsten beiden Nächte verbringen wir im Bantu Lodge Camp. Hier laufen die -Vorbereitungen für eine Hochzeit mit 300 Gästen auf Hochtouren. In riesigen Töpfen über offenem Feuer köcheln diverse Speisen. Wir wundern uns, dass in Zeiten von Corona ein solcher Grossanlass überhaupt stattfinden kann.

 

Bisher konnte Mario den Trip nicht richtig geniessen, seit er unterwegs ist, scheint zuhause in Matuga alles schief zu laufen. Die Stromausfälle bei Kenya Power häufen sich und dann fällt auch noch der Generator aus. Diese Stromunterbrüche verursachen, dass die Wasserpumpe Schaden nimmt. Das bedeutet, dass die ganze Dorfbevölkerung von rund 3000 Leuten ohne Wasserversorgung ist. Mario ist fast ununterbrochen am Telefon und verhandelt mit Elektrikern, Sanitärinstallateuren, usw. In Kenia braucht alles seine Zeit und die Beschaffung einer neuen Wasserpumpe stellte sich als schwierig und sehr teuer heraus. Zudem verlangt der Tuk Tuk-Fahrer, welcher Trinkwasser an Restaurants und Hotels in Diani ausliefert, plötzlich mehr Gehalt. Die Probleme vermehren sich täglich. Trotzdem wollen wir unsere Reise fortsetzen, doch dann kommt die Ankündigung vom kenianischen Präsidenten, dass infolge Corona über fünf Countys rund um Nairobi ein Lockdown verhängt wird. Nun müssen wir schauen, dass wir, bevor noch weitere Einschränkungen beschlossen werden, wieder an die Küste gelangen. Eigentlich wollten Erich und ich noch den Meru Nationalpark besuchen und Taabu und Mario hatten vor, Bekannte in Nairobi zu besuchen und gleichzeitig Taabu’s Eltern dort abzuholen. Uns bleibt nichts anderes übrig als so schnell wie möglich zurückzufahren.