Donnerstag, 16.8.2018, Am Hafen von Monkey Bay ganz in der Nähe vom Camping, befindet sich ein Imigrations Büro. Hier können wir in kürzester Zeit ohne grosse Bürokratie für umgerechnet CHF 14 unsere Visas bis zum 3. Oktober 2018 verlängern lassen. Anschliessend besichtigen wir die Hafenanlage, auch das älteste Schiff in Afrika liegt hier im Trockendock. Die MS Chaunsy Maples, gebaut 1899 in Schottland wurde damals in 3480 Stücke zerlegt und nach Quellimane in Mosambik verschifft. Von dort ging‘s per Schiff den Sambesi und Shire Fluss hoch. Der 11t Boiler musste auf einem Transportwagen auf dem Landweg transportiert werden. 450 einheimische Ngoni brauchte es, um den Wagen zu ziehen. Das Schiff beförderte bis 1992 Passagiere auf dem Malawisee. Die Hülle des Schiffes ist auch heute noch in gutem Zustand, es wird jetzt aber zu einem Spitalschiff umgebaut, welches die Dörfer entlang des Seeufers medizinisch versorgen soll. Heute bringt die „Ilala“ die Passagiere über den See, auch ein legendäres Schiff. Wir dürfen sie zusammen mit einer Studentengruppe aus der Oberklasse, ersichtlich an den Designer-Kleidern, besichtigen. Das ist sehr lustig, wollen doch viele der jungen Leute ein Selfie mit uns machen. Auf dem Schiff gibt es eine Küche mit Essraum, Unterkünfte der 1. und 2. Klasse sowie ein Oberdeck mit Bar. Am Nachmittag lernen wir die Krankenschwester Caroline aus der Schweiz kennen. Sie reist nach einem Volontariat in Tansanischen Weisenhäusern ganz alleine durch Afrika.

 

Am nächsten Tag verlassen wir die Traumbucht. Schon die Anfahrt war für unseren Truck etwas schwierig, weil z.T. dicke Äste sehr tief herunterhängen. Kurzentschlossen schickt der findige Campmanager den Gärtner mit uns mit. An den entsprechenden Stellen steigt er auf unser Dach und sägt die Äste ab. Unser nächstes Ziel ist Cape Maclear, wo sich auch das Grab vom berühmten Afrikaforscher und Missionar Dr. David Livingstone befindet. Zuerst geht’s über eine Wellblechpiste und dann auf einer geteerten Strasse über einen kleinen Pass. Hier ist aber was los! Lodges und Restaurants reihen sich wie Perlen entlang dem Seeufer. Viele Backpacker und Aussteiger landen hier. Wir verbringen zwei Nächte im „The Funky Cichlid“, eine schöne Anlage direkt am See mit Bar und Restaurant. Die Sonnenuntergänge sind spektakulär. Am Abend gönnen wir uns eine Pizza in der Gecko Lounge. Wir sind positiv überrascht, über die gute Qualität – fast wie in Italien. Der Weg zu Fuss führt durch das ganze Dorf, überall werden wir freundlich gegrüsst. Die Lebensumstände sind auch hier sehr prekär, die meisten leben vom kargen Fischfang. Denen, die in einer Lodge Arbeit gefunden haben oder Bootstouren zu den Inseln oder zum Schnorcheln anbieten geht es etwas besser. Die Dorfbewohner waschen sich selbst, die Wäsche, das Geschirr, usw. im See. Wir verzichten auf ein Bad im kühlen Nass. Auch das Trinkwasser wird dem See entnommen. Viele Kinder, Hunde, Ziegen, Enten, etc. bevölkern den sandigen Weg durch das Dorf. Erich braucht dringend einen Haarschnitt, er wagt sich am nächsten Vormittag in einen lokalen Barbershop in einem kleinen Kämmerchen am Strassenrand. Das Ergebnis lässt sich durchaus sehen.

 

Am Sonntag, 19.8.2018 herrscht allgemeine Aufbruchstimmung. Ausser uns verlassen auch weitere Gäste, vor allem aus England, den sehr ursprünglichen Ort. Wir fahren auf einer beachtlichen Passstrasse bis Dezda. Dieses Dorf liegt auf 1590 m Höhe, das höchstgelegene in Malawi, die Temperaturen sinken um mindestens 10 Grad. Die umliegenden Berge sind bis 2198 m hoch. Am Strassenrand werden handgeschnitzte Holz-Landrover, -Velos, -Helikopter, -Flugzeuge, etc. zum Verkauf angeboten. Die Handfertigkeit beeindruckt uns sehr, so dass wir beschliessen dies zu unterstützen und erstehen einen Geländewagen und ein Velo, welches sogar wirklich funktioniert!!!! In dem kleinen Ort müssen wir uns wieder mit Bargeld und Lebensmitteln eindecken, was sich beides als nicht so einfach entpuppt. Schliesslich fahren wir zur Pottery Lodge. Wir stehen auf einer grossen Wiese, die Sanitäranlagen sind mit wunderschönen Lavabos, Seifen- und WC-Rollenhaltern aus der Keramikwerkstatt ausgestattet, sehr schön. Im grossen Töpferladen können wir nicht widerstehen und kaufen einen 4-teiligen Service mit Leopardenmuster.

 

Am Montag, 20.8.2018 besuchen wir einen kleinen Teil der weltberühmten, bis zu 2000 Jahre alten Felsmalereien. Der Grossteil ist als UNESCO- Welterbe geschützt und nicht zu sehen. Der Weg führt durch bescheidene Ansiedlungen und wunderschöne Gärten, wo hauptsächlich Kartoffeln, Mais, Tomaten und Kohl angebaut werden. In Mphunzi führt uns ein örtlicher Führer zu verschiedenen Bildern in roter Farbe (aus Blut/Erde) und die neuzeitlicheren Zeichnungen in Weiss (aus Pflanzensaft/Mineralien). Auf dem Rückweg besuchen wir noch eine Kunstgalerie, welche wunderschöne, dreidimensionale Holz-Schnitzereien und Karten aus Recycling-Papier anbietet. Die Ausführung und der sehr günstige Preis überzeugen uns, so dass wir je ein Exemplar erstehen.

 

Bevor wir am Dienstag weiterfahren, lernen wir noch ein Paar aus Mailand kennen, welches jetzt aber in Luxemburg wohnt. Sie sind fleissige Afrika-Reisende und können uns viele Tipps für Sambia und Simbabwe auf den Weg geben. Heute ist es bewölkt und nur 13 Grad warm. Wieder den z.T. sehr steilen und kurvigen Pass hinunter fahren wir bis zur Mua Mission, gegründet 1902. Hier ist das KuNgoni Center of Cultur and Art. Die wunderschöne Anlage mit Kirche, Missionsgebäude, div. Museen und Shop ist mitten in einem Botanischen Garten eingebettet. Angegliedert ist auch ein grosses Spital und Schulen. Die Museen zeigen den Werdegang der Mission, die weltweit grösste Sammlung von sagenhaften Gule Wamkulu Ritualmasken, welche für diverse Zeremonien wie z.B. Geburt, Eintritt ins Erwachsenenalter, Heirat, Beerdigungen, aber auch von Medizinmännern und Regenmachern verwendet werden sowie das Leben der drei ansässigen Stämme. Um alles genau zu erkunden, bräuchte man mehrere Tage. Im Kunstmuseum entdecken wir eine käufliche wunderschöne Holzschnitzerei, welche das Dorfleben darstellt. Beim Preis von umgerechnet 80 Franken müssen wir nicht lange überlegen. Im Laden lernen wir auch den Gründer der Schnitzwerkstatt und von den Museen kennen. Pater Claude Boucher stammt aus Kanada und lebt und wirkt seit über 40 Jahren in dieser Mission. Nach diesem eindrücklichen Erlebnis fahren wir nach Senga Bay wieder am Malawisee. Im Steps Camping stehen wir mit unserem Truck am Sandstrand direkt am See.

 

Mittwoch, 22.8.2018, heute ist grosser Waschtag. Das meiste wasche ich von Hand, die Bettwäsche und Handtücher kann ich zum Glück in die Wäscherei des angegliederten Hotels geben. Auf der Hotelterrasse nehmen wir dann auch ein sehr gutes Abendessen ein, nur die Portionen sind etwas zu gross. Auch den Donnerstag verbringen wir an diesem ruhigen Ort. Eigentlich warten wir auf Bescheid, dass Erich’s neue Visa-Karte in Lilongwe eintrifft. Nach einem Pishing-Angriff im Internet hat er diese sperren lassen. Bis jetzt haben wir noch nichts gehört, also beschliessen wir am Freitag noch einen Abstecher ins „Kuti“ Wildreservat zu machen. Dieser Park wird vorwiegend von 12 umliegenden Dörfern betreut. 50% der Kosten ist durch Eintritts- und Übernachtungs-Einnahmen gedeckt, die andere Hälfte durch Sponsoren. Das Projekt überzeugt uns, schliesst es doch die Bevölkerung ein und sensibilisiert sie auch für die verletzliche Tierwelt. Hier gib es keine Raubtiere, so dass man sich zu Fuss oder mit dem Fahrrad im Park bewegen kann. Gleich am ersten Abend mieten wir Velos und fahren zum Sonnenuntergang an ein Wasserloch. Dort treffen wir auf mehrere Holländer, mit denen wir interessante Gespräche führen. Am nächsten Vormittag machen wir uns zu Fuss auf eine Entdeckungstour. Vorbei an idyllischen Wasserstellen mit unzähligen Vogelarten treffen wir bald auf Säbelantilopen und Zebras. Diese ignorieren unsere Anwesenheit und fressen gemütlich weiter. Wir nähern uns bis auf 5 Meter, ohne dass die Tiere reagieren. So nahe dran waren wir noch nie! Abends drehen wir noch eine Runde mit dem Truck, da treffen wir dann auf weitere Gazellenarten.  Heute kam auch ein Mail von der Schweizer Vertretung in der Hauptstadt, dass die Kreditkarte eingetroffen ist. Da nun das Wochenende bevorsteht, entscheiden wir erst am Montag nach Lilongwe zu fahren und geniessen die Ruhe an diesem wunderschönen Ort.

 

Am Montag, 27.8.2018 nehmen wir die 95 km Strecke unter die Räder und treffen kurz vor Mittag bei Silvia Giannakis im Villenviertel von Lilongwe ein. Die sehr sympathische, aus Süddeutschland stammende Generalkonsulin ist mit einem Griechen verheiratet und vertritt die Schweizer Interessen im Land. Sie empfängt uns in ihrem wunderschönen Haus. Was für ein Kulturschock, sind wir doch in den letzten Wochen durch sehr unterentwickeltes Gebiet gereist und jetzt dieser Luxus! Bei angeregter Diskussion über Land und Leute vergeht die Zeit sehr schnell. Unsere Eindrücke über die unzähligen hier tätigen Hilfswerke werden von ihr bestätigt, sie kann das nach 25 Jahren in Malawi gut beurteilen. Uns ist aufgefallen, dass sich die Bevölkerung z.T. komplett auf die auswärtige Unterstützung verlässt und dadurch nur wenig eigene Initiative zum Fortschritt aufbringt. Das liegt aber hauptsächlich an der falschen Strategie der Hilfswerke. Anschliessend suchen wir einen Zahnarzt auf. Meine Beschwerden haben sich leider nicht verflüchtigt. In einer modernen Zahnklinik werde ich gleich von einem Dentalhygieniker untersucht. Die Röntgenaufnahme zeigt eine Entzündung. Zum Glück ist die Zahnwurzel nicht betroffen. Er verschreibt mir Antibiotika und verpasst mich gleich noch eine gründliche Zahnreinigung. Die ganze Behandlung inkl. Medikamente kostet mich 35 Franken! Dann besuchen wir ein uns von Silvia empfohlenes Lebensmittelgeschäft. Wir geraten beinahe in einen Kaufrausch, gibt es hier doch seit langem alles was unsere Herzen und vor allem unsere Mägen begehren. Zum Übernachten fahren wir auf den Woodlands Camping, im Zentrum der Stadt aber trotzdem sehr ruhig. Der Platz liegt zwischen zwei grossen Tier- und Naturparks. In der Nacht hören wir sogar das Geheul von Hyänen.

 

Wir bestellen am Dienstag ein Taxi um die Stadt zu erkunden. Steve der nette Fahrer bringt uns zuerst zu einem Geschäft, wo Erich eine Fettpresse und bei einem Oelhändler auch das Fett für den Truck kaufen kann. Anschliessend müssen wir unsere Autoversicherung verlängern und bei einer Bank Geld abheben. Steve empfiehlt mir einen Coiffeur, wo ich mich unter die Schere lege, solange Erich die Einkäufe ins Camp zurück bringt. Zuerst bin ich sehr skeptisch gegenüber der Schneidetechnik, aber am Schluss sieht mein Haarschnitt ganz passabel aus. Man bedenke, dass wir EuropäerInnen ganz andere Haarqualitäten aufweisen als die AfrikanerInnen. Auf unserem Rundgang durch die Innenstadt lernen wir zwei junge Malawier kennen. Wie sich überraschenderweise herausstellt, ist der eine mit einer Schweizerin aus Genf verheiratet und hat mit ihr eine 2-jährige Tochter. Er will sie im Januar in der Schweiz besuchen. Ob diese Verbindung eine Zukunft hat ist fraglich, sind doch die Unterschiede zwischen unseren Ländern enorm. Die beiden Burschen begleiten uns durch verschiedene einheimische Open air Märkte, wo gespendete Kleider aus aller Welt, Lebensmittel und Handwerkszeug verkauft wird. Wir sind die einzigen Weissen in dieser Gegend. Erichs Uhrband ist kaputt, der eine bietet sich an, die Uhr zu einem günstigen Strassenuhrmacher zu bringen. Wir vertrauen ihm die Uhr ohne Bedenken an und sie kommt tatsächlich mit einem, allerdings gebrauchten aber stabilen Uhrband versehen für 3 Franken zurück. Die Malawier sind sehr vertrauenswürdig. Den Rückweg zum neueren Teil der Stadt führt uns über den Lilongwefluss, welcher als Müllhalde, WC und öffentliche Wäscherei benutzt wird. Die wackligen, baufälligen Holzbrücken sind in Privatbesitz und man muss eine Gebühr von 7 Rappen bezahlen, wenn man sie benutzt. Wir verabschieden uns von den netten Jungen und bestellen unseren Taxichauffeur, welcher wie vereinbart in 15 Minuten am Treffpunkt erscheint.