Sa, 13.7.2019, heute wollen wird die Bergwelt wieder verlassen. Alles läuft gut, bis wir ca. 2.5 km vor der Abzweigung zur Hauptstrasse auf einen umgefallenen Sattelschlepper treffen. Dieser liegt halb auf der provisorisch erstellten Brücke und halb im Fluss. Kleinere PW’s können noch knapp vorbeifahren, aber für uns gibt es kein Durchkommen. Bis hier die entsprechende Hilfe kommt, werden einige Tage vergehen. Laut Auskunft der anwesenden Leute gibt es eine andere Verbindung ins Tal. Also drehen wir um und machen uns auf den 18 km langen Umweg. Nach 2 ½ Std. Quälerei über eine schmale, steinige und steile Piste erreichen wir endlich die Teerstrasse. Die Strecke führt durch Wälder ins Flachland und dann weiter durch grosse Bananenplantagen. Knorrige Baobab Bäume prägen die Szenerie. Schon von Weitem erblickt man die 70 m hohe Stahlkonstruktion der Birchenough Brücke. Sie überspannt mit 378 m Gesamtlänge den breiten Save Fluss. Der Konstrukteur, Sir Ralph Freeman baute hier die kleinere Version seiner in Sydney geschaffenen Harbour Bridge. Jetzt befinden wir uns nur noch 500 m ü.M. und die Temperaturen sind wieder erheblich angestiegen. Nach dieser anstrengenden Tour suchen wir uns bald einen geeigneten Stellplatz im Busch.

 

In Zimbabwe ist es kein Problem, wild zu campieren. Wenn doch mal Leute kommen, grüssen sie höflich und gehen weiter. Allerdings ist man auch gezwungen im Busch zu übernachten, Campingplätze sind rar. Weiter geht’s westwärts in Richtung Masvingo. Die Landschaft ist abwechslungsreich, immer wieder entdecken wir interessanten Felsformationen. Dann kommen wir wieder einmal an eine Zahlstation. Bisher haben wir schon einige davon passiert und mussten jeweils 5 Bond bezahlen. Nun erklärt uns eine strenge Beamtin, dass dies falsch sei. Wir hätten am Zoll einen Coupon für bezahlte Strassengebühren erhalten sollen, aber dieser wurde uns nicht ausgehändigt. Nun verlangt sie nochmals 30 US Dollar bis zur Grenze bei Plumtree. Langsam aber sicher haben wir genug von den Machenschaften in diesem Land. Das Geld knöpfen sie einem ab, aber von einer Leistung ist nichts zu sehen. Kurz vor Masvingo besichtigen wir eine Kirche, welche um 1943 von italienischen Kriegsgefangen gebaut wurde. Im Innern ist sie prächtig bemalt. Zuerst meint man es handle sich um Mosaiken, aber tatsächlich wird dieser Effekt durch einen gepunkteten Malstil bewirkt. In Masvingo kaufen wir bei OK ein. Ein Mann spricht uns an. Er braucht Bargeld und offeriert uns, mit seiner Bankkarte zu bezahlen. Das klappt wunderbar und wir geben ihm US-Dollar im Gegenwert. Anschliessend fahren wir zum Lake Mutirikiwi ins «Norma Jeane’s Resort». Welch eine Überraschung, alles ist neu und sehr sauber! Hier treffen wir sogar auf ein paar andere Touristen. Der Waschservice ist uns dann doch zu teuer (pro Stück 1 US-Dollar!) also erledige ich das wieder einmal selber und von Hand.

 

Mo, 15.7.2019, kurz nach Türöffnung stehen wir am Tor zu «Great Zimbabwe». Das ist die grösste Ruinenstadt im südlichen Afrika und bedeutendstes kulturelles Erbe des Landes. Die gesamte Ruinenstätte verteilt sich über 7.5 km2. Auf einem Hügel thront der älteste Teil, vermutlich einst Königssitz und geistiges Zentrum. Untersuchungen ergaben, dass die ältesten Bauwerke bereits um 600 n Chr. erstellt wurden. Hier muss ein grosses Volk über Jahrhunderte friedlich gelebt haben. Man nimmt an, dass im 15. Jh. «Great Zimbabwe» seine natürlichen Ressourcen wie Wasser, Weideland und Wälder wohl aufgebraucht hatte, so dass das Reich zerfiel. Bemerkenswert ist die präzise Bauweise. Die von Hand behauenen und ohne Mörtel verbundenen Steinblöcke fügen sich exakt in das Mauerwerk. Die Grosse Einfriedung im Tal weist einen Umfang von 255 m auf und der Mauerring ist bis zu 11 m hoch. Ein 10 m hoher, konischer Turm bildet das Wahrzeichen. Die ganze Anlage ist sehr beeindruckend und wir staunen über welches Können die Menschen damals verfügten. Leider wurde ein Grossteil durch unsachgemässes Vorgehen zerstört, bis heute bleibt deshalb vieles ungeklärt. Auf dem Gelände liegt auch eine kleine, nachgebaute «Shona»-Siedlung. Ein paar Leute führen einen traditionellen Tanz auf. Auch handgefertigte Gegenstände wie Körbe und Töpferwaren werden zum Kauf angeboten. Im Museum ist es dunkel, wie meistens ist gerade der Strom ausgefallen.

 

Am nächsten Tag versuchen wir Diesel zu bekommen, auch an einer Puma-Tankstelle. Hier haben sie tatsächlich etwas davon in den Tanks, aber alles sei schon reserviert. Nach einigem Diskutieren können wir dann doch 100 l kaufen. Das sollte bis zur Grenze ausreichen. Wir machen noch einen Abstecher nach Shurugwi. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Siedlung auf 1400 m ist von Bergwerken umgeben. Koloniale Gebäude säumen die Strassen. Im ehemals stolzen Grand Hotel sind nun verschiedene Geschäfte untergebracht. Eine Schmalspurbahn führ zur Peak Mine. Hierher verirren sich wohl selten Touristen, wir werden überall angesprochen und fotografiert. Weiter in Gweru, 1890 als Kutschenstation gegründet, fahren wir an der Schuhfabrik Bata vorbei. Schon seit 1939 werden hier Schuhe produziert. Etwas weiter südlich finden wir einen schönen Stellplatz an einem kleinen See. Einige Kilometer weiter befindet sich der Antelope Park. Hier werden Löwen für Tierparks in aller Welt gezüchtet. Nachts hören wir das Brüllen der Tiere.

 

Mi, 17. bis Fr, 19.7.2019, bis Bulawayo sind es noch ca. 14 km. Die Strasse führt durch ebenes Farmland, welches vorwiegend brach liegt. In Bulawayo fahren wir ins Stadtzentrum. Die Strassen sind sehr grosszügig angelegt. Angeblich wurden diese so breit gebaut, dass die damals zur Gründerzeit üblichen 24-Ochsen-Gespanne bequem wenden konnten. Zuerst statten wir dem «Haefeli’s» einen Besuch ab. Das ist eine Konditorei und Café. Auf unsere Nachfrage hin bestätigt sich unsere Vermutung, dass es sich um einen Schweizer Namen handelt. Der Gründer sei aber wieder in seine Heimat zurückgekehrt. Anschliessend fahren wir zum Nesbitt Castle. Das Hotel ist eine Mischung aus düsterer Burgruine und schottischem Landhaus, voller mittelalterlichem, schwerem Mobiliar. Im Pub nehmen wir ein Bier und essen eine super gute Holzofenpizza. Danach versuchen wir nochmals Diesel zu bekommen, aber die meisten Tankstellen sind geschlossen oder dann trifft man auf die üblichen, mehrere 100 m langen Warteschlangen. Eigentlich hätten wir noch gerne den Hwange NP besucht, aber das wären nochmals 400 km und ohne Diesel nicht möglich. Also fahren wir weiter südlich bis kurz vor den Matobo Hills NP. Im «The Farmhouse» liegt der Campingplatz auf einem Felsen mit atemberaubender Aussicht, einer der schönsten Plätze auf unserer bisherigen Reise. In der Ebene weiden Gnus, Zebras, Warzenschweine, Kudus und Giraffen. Die Tiere gehören zur Lodge. Ausser uns ist noch eine deutsch/holländische Reisegruppe im Camp. Seit einigen Tagen sucht Erich eine seiner Brillen. Heute finde ich diese im Backofen!!! Anscheinend ist sie samt einem Backblech dort gelandet.

Die nächsten beiden Tage besuchen wir den Whovi Game Park und die Matobo Hills. Im Whovi wurden Spitz- und Breitmaulnashörner angesiedelt. Dank der strengen Bewachung wächst der Bestand und der letzte Fall von Wilderei liegt 5 Jahre zurück. Uns zeigen sich die scheuen Tiere allerdings nicht. Im dichten Busch und hohen Gras sind diese auch sehr schlecht auszumachen. Dafür faszinieren die Felsformationen. Tektonische Aktivitäten formten gigantische Gebirgszüge mit Falten und tiefen Einschnitten. Danach trug die Erosion obere Sand- und Steinschichten ab. Zurück blieben harte, zu «Balancing Rocks» geformte Felsblöcke. Typisch sind auch die «Wahlrücken»-Formationen, das sind riesige, blankgeschliffene Granitfelsen. Im Matobo Hills NP befindet sich die grösste Felsbild-Galerie der Welt. Über 3000 Fundstellen zeigen mehr der weniger gut erhaltene, mehrere tausend Jahre alte Felsmalereien. Auf dem berühmtesten Felsplateau «World’s View» befindet sich das Grab von Cecil Rhodes. Zurück im Camp können wir wie jeden Abend der Tierfütterung aus nächster Nähe zusehen. Gerry der Manager verteilt Melasse- und Salzblöcke und kommt nachher noch auf ein Bier zu uns.

 

 

Am Samstag, 20.7.2019 verlassen wir diesen wunderschönen Ort und fahren Richtung Grenze. In Plumtree verbrauchen wir noch unsere letzten Bonds. Jetzt haben wir doch noch zu viel davon. Der Grenzübertritt erfolgt in Rekordzeit von einer knappen Stunde. Für Botswana erhalten wir eine Aufenthaltsbewilligung für 90 Tage. Diesel bekommen wir unterwegs nach Francistown und das Bezahlen mit Kreditkarte funktioniert hier problemlos. In der Stadt beziehen wir am nächsten ATM Bargeld, auch das geht. Nur SIM-Karten können wir erst am Montag besorgen, der Orange-Shop hat bereits geschlossen. Wir fahren zum Woodlands Camp, eine schöne, gepflegte Anlage mit Pool und grosszügigen Stellplätzen. Mehrere südafrikanische Touristen und ein Overlander Truck sind bereits anwesend. So viel Trubel sind wir uns gar nicht mehr gewöhnt.